Lernen von den Besten – seit jeher stellt der VZB seine Jahrestagung unter diese Devise. Rund 130 Verleger, Mitglieder und Gäste trafen sich dazu am 20. März 2014 im Lenbachpalais in München. Ein Höhepunkt der Jahrestagung war die hochkarätig besetzte Podiumsrunde zum Thema ‚Erfolgreiche Business-Modelle und zukunftsorientierte Strategien für Verlage‘, zu welcher sogar Zeitungsmann Kai Diekmann aus der Hauptstadt als Talkgast kam.

Der Weg in eine erfolgreiche Zukunft der Verlage ist für Kai Diekmann klar gezeichnet und das Zusammenspiel von Print und Internet eindeutig definiert: ‚Wir müssen das eine tun, ohne das andere zu lassen‘, so der Bild-Chef. ‚Die Digitalisierung hat die Grundlagen komplett verändert, die Verlagsbranche muss ihr komplettes Geschäft hinterfragen und neu aufstellen. Es gilt, alle Kanäle mit relevanten Inhalten zu bespielen‘, bestätigt auch Boris Schramm, Managing Director der GroupM und ‚Print muss nachweisen, was ein Werbekontakt bewirkt und nicht nur, dass es ihn gibt‘.
‚Eine zukunftsweisende Balance zwischen Print und Online zu finden‘, ist auch die Devise von Godo Kraemer, Director Group Marketing bei Douglas, Europas größter Parfümerie. Das Internet hat auch den Handel mächtig gewandelt. Entsprechend fährt Douglas auch in der Werbung unterschiedliche Strategien. Je nach Zielgruppe wird klassisch in Print oder auf den Social Media-Kanälen kommuniziert. ‚Man sieht die Dualität und die Ambivalenz. Darauf müssen wir uns einstellen‘, bilanziert der Marketing-Profi.
Neue Technologien verändern nicht nur die Mediennutzung, sondern auch Lebensweisen weiterhin schneller, als wir uns dies vorstellen könnten. So wenig wie das Flugzeug die Eisenbahn verdrängt hat, so wenig wird laut Diekmann das Internet klassische Printmedien verdrängen – sehr wohl aber den Markt massiv verändern. Diekmann ist überzeugt, dass Print erfolgreich bleibt, ‚aber nur, wenn wir auch auf den alten Oberflächen innovativ sind.‘

Weitere interessante Podiums-Inhalte
Vor welchen Problemen stellt uns die Digitalisierung zukünftig?
Stefan Rühling (Vorsitzender der Geschäftsführung der Vogel Business Media) dazu: ‚Die digitale Welt stellt uns vor Problemen, welche substantieller Natur sind. Medium Nr. 1 ist mit Abstand TV. Der Printmarkt wächst nicht mehr beeindruckend. Doch am Ende geht es nicht mehr um die Frage der Oberfläche oder des Vertriebes, sondern es geht um die Inhalte.‘
Kai Diekmann bringt den Vergleich mit der Schallplatte: ‚Meine vier Kinder hören unglaublich gern Musik, aber die Schallplatte als Tonträger kennen sie gar nicht mehr. Mit den neuen Technologien verändert sich auch die Ansprüche des Publikums, aber woher sie die Information letztendlich bekommen ist die entscheidende Frage.‘
Wie sind die aktuellen Zahlen bei BILD+?
Kai Diekmann: ,Wir haben die Zahlen im vergangenen Dezember bekannt gegeben und es waren vor ca. einem halben Jahr 250.000 zahlende Abonnenten. Diese Zahlen wachsen weiter, so großartig ist es dass wir sehen, das die tägliche Neuanmeldungen für ein Monatsabbonement sogar in der absoluten Zahl täglich steigt.‘
Wird man bei einer Lektüre oder Zeitschrift von Themen nicht überrascht, bei denen man gar nicht wusste, dass sie einen interessieren?
Kai Diekmann präsentierte die Antwort: ‚Hier beobachten wir mittlerweile eine digitale Revolution innerhalb der digitalen Revolution. Der Algorhytmus ist inzwischen so gut, dass der zum Beispiel erkennt, wenn man sich nur für spanischen Rotwein interessiert. Damit wird man auch im Internet von Themen überrascht.‘
Sie waren ein Jahr für Springer in USA: Was waren ihre größten Erkenntnisse?
Kai Diekmann: ‚Also warum habe ich das überhaupt gemacht? Weil ich natürlich auch sehen wollte, wie sich der Markt verändert. In USA sieht man, dass Print nicht so rosig läuft und viele Zeitungen schon dicht gemacht haben. Es gibt Zeitschriften, die online erscheinen, wie zum Beispiel Newsweek und es gibt große Unternehmen, wie die Washington Post, welche an eine e-commerce-Firma gerade verkauft wurde. Zehn der weltweit erfolgreichsten Unternehmen kommen aus dem Silicon Valley und deshalb sind wir dorthin gegangen. Eins kann ich abschließend sagen: Auch im Silicon Valley wird am Ende nur mit Wasser gekocht.‘

Ein weiterer Höhepunkt der Tagung war die Dinner Speech von Staatsministerin Christine Haderthauer, MdL: ‚Bayern ist ein wichtiger Print- und Medienstandort mit einer großen Vielfalt.‘ Entsprechend sei Medienpolitik zusätzlich zu den Ressortverantwortlichkeiten im Freistaat immer auch ‚Chefsache‘. Die Staatsministerin konstatiert: ‚Die Medien sind einem starken Wandel unterworfen und befinden sich durch die demografische Entwicklung, die Digitalisierung und auch durch die Globalisierung im Umbruch. Vor allem die Qualität der Medien und der Inhalte wird in diesem starken Wettbewerb immer wichtiger.‘
Fazit der Jahrestagung: Die Verlage müssen sich nicht verstecken – ganz im Gegenteil. ‚Die Basis des Erfolgs liegt in der Kernkompetenz der Zeitschriften: In hervorragenden und einzigartigen Inhalten, denn Inhalte schaffen Haltung und Relevanz – und sorgen für entsprechend gute Leistungswerte in allen Bereichen‘, fasst Waltraut von Mengden, Erste Vorsitzende des VZB, zusammen. Dies sei eine ideale Ausgangsposition, um die Transformation der Medienbranche als Leader zu forcieren, aus Zeitschriftentiteln multimediale Brands zu machen, und die ‚Magie von Print‘ nicht nur weiter zu inszenieren, sondern auch ausstrahlen zu lassen. ‚Den Verlagen ist es gelungen, die Relevanz der Printtitel auch in der digitalen Medienwelt zu etablieren und daraus erfolgreiche Businessmodelle zu entwickeln‘, so das Schlusswort von Waltraut von Mengden.