Stadtführer gibt es viele, aber dieser ist wirklich ganz anders, zeigt er München von einer nachhaltigen Seite. Doch weil die Bedeutung von Nachhaltigkeit den insgesamt 12 Autoren und ca. 20 Ideengebern zu oberflächlich und ‚abgenutzt’ war, nannten sie ihren Stadtführer ‚Alternativ Unterwegs in München’. Auf 336 Buch-Seiten findet man allerdings alles andere als alternative Adressen, welche man sich im herkömmlichen Sinne vorstellt.
Hier werden keinesfalls die typischen Touristenziele gezeigt. Es soll Münchnern eine Seite an ihrer Stadt zeigen, die sie noch nicht kennen. Dabei teilen die Autoren München nicht nur in sechs Stadtteile, in Shopping-Tipps werden Vergleiche mit Lifestyle-Brands gezogen. Wer erlaubt sich schon zu sagen, dass ‚Manufactum gegen einen kleinen Shop grau im Regen steht!‘ Und der Lieblings-Kiosk der Eisbach-Surfer ‚Fräulein Grüneis‘ (heute exzellentes Essen und leckere Ingwer-Limonade) mal eine richtige ‚Drogenhölle‘ war. Zwei Beispiele von vielen in diesem Buch mit Aha-Effekt!
Gänseblümchen essen
Das junge Buch-Team hat nicht nur viel Zeit (2,5 Jahre alleine für Ideen sammeln) und Herzblut in dieses Projekt investiert, es sind auch Geschichten und Interviews entstanden, welche nicht geplant waren. Wie zum Beispiel ein Interview mit Terry Swartzberg über Stolpersteine für München. Die zehn Zentimeter großen Gedenksteine für die Opfer des Holocaust werden vor Häusern verlegt, in denen Menschen gelebt haben, die von den Nazis deportiert wurden. In Europa gibt es mittlerweile 54.000 Stolpersteine, aber in München liegen bisher gar keine.
Oder wer kommt heute noch auf die Idee Gänseblümchen zu essen? Constantin Pelka von Slow Food Youth München veranstaltet günstige Kochkurse, will aber nicht nur Genuss und Hedonismus fördern, sondern will aufklären und Alternativen zeigen. ‚Wer in München ein (Veggie-)Steak isst oder eine Tasse Kaffee trinkt, hinterlässt weltweit einen ökologischen Fußabdruck‘, sagt Pelka auf Buch-Seite 272.
Reiseführer München mit Fortsetzung
Man findet Bio-Läden, vegane Restaurants, Second-Hand-Shops und kuriose Orte von München, welche überraschen oder einfach aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Große Ketten oder Konzerne sucht man vergebens, auch wenn diese Bio anbieten, will man die Kleinen unterstützen. Auch die Stadtteile werden in diesem Stadtführer aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachtet und in nur sechs unterteilt. Zum Beispiel ‚Vom Stachus zum Isartor‘ oder ‚Vom Rotkreuzplatz bis zum Olympiapark‚. Der Grund: München wird durch die Stammstrecke der S-Bahn und durch die Isar geteilt.
Sowohl die Stammstrecke als auch die Isar haben nur wenige Stellen, an denen man sie zu Fuß überqueren kann. Somit ist die Stadtaufteilung auch nach den üblichen Fahrrad- und Fußgängerwegen gemacht worden. Auch Adressen, bei denen man sich für ein besseres München einsetzten kann, findet man in diesem Stadtführer. Dabei ist einer der außergewöhnlichsten Reiseführer München geworden, welchen die Landeshauptstadt jemals gesehen hat. Logischerweise hat man auch in einer kleinen Druckerei in München gedruckt und via Latexdrucksystem gedruckt, weil dieses besonders umweltfreundlich ist. Unser Fazit: München von einer neuen, tollen Seite! Und weil die Autoren so viel Material gesammelt haben, das es auch für ein zweites Buch reicht, entscheidet der Erfolg von Buch Nr. 1, ob es eine Fortsetzung geben wird!