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Patek Philippe Ausstellung KunstWerkUhr: Interview mit CEO Thierry Stern

Im Oktober 2013 kommt das Genfer Familienunternehmen Patek Philippe mit der einmaligen Uhren-Ausstellung KunstWerkUhr nach München. In der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung gewährt das Familienunternehmen Einblicke in die 174 Jahre alte Firmengeschichte und bringt ein Stück Genf mit nach München. Die Erfindung der Aufzugskrone sowie die Anfertigung von Einzelstücken für die gekrönten Häupter Europas machten die Marke Patek Philippe bereits im 19. Jahrhundert berühmt. Warum die Wahl auf keine andere Stadt in Deutschland fiel und wie der Name KunstWerkUhr entstand, verrät uns Patek Philippe-CEO Thierry Stern, der die vierte Generation der Unternehmerfamilie repräsentiert.

Seit 2009 leitet Thierry Stern als Präsident von Patek Philippe das Familienunternehmen. Sein Vater Philippe Stern ist als Ehrenpräsident nach wie vor für Patek Philippe tätig.

Herr Stern, Sie eröffnen im Oktober 2013 die große Ausstellung KunstWerkUhr in München. Warum kommen Sie nach Deutschland?

Die erste Station dieser Ausstellung war 2012 Dubai und 2015 werden wir sie in London präsentieren. Diese Auflistung zeigt, wie sehr wir uns als Familie unseren Partnern und Kunden in Deutschland verbunden fühlen. Viele von ihnen stehen ebenfalls Familienunternehmen vor, sie teilen unsere Werte. Der Mittelstand ist eine der großen Stärken Deutschlands, was sich in der europäischen Krise sehr deutlich gezeigt hat. Zudem weiß man in Deutschland Handwerk und Tradition zu schätzen. Ich habe selbst während meiner Ausbildung in Deutschland gearbeitet und ich freue mich außerordentlich auf diese Ausstellung in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung.

Und warum gerade München?

In München haben wir mit der Kunsthalle einen idealen Ausstellungsort gefunden. Wir haben in allen bedeutenden Städten Deutschlands hervorragende Konzessionäre und diese kommen mit ihren Kunden nach München.

Ist die Ausstellung KunstWerkUhr wirklich so komplex?

Sie ist das Größte, was wir jemals außerhalb unserer Heimatstadt Genf gemacht haben. Wir zeigen ja nicht allein unsere aktuelle Kollektion, sondern die Geschichte des europäischen Uhrmacherhandwerks, der seltenen Kunsthandwerke wie Emaillemalerei, Gravur und der Haute Joaillerie. Unser Museum, das als Mekka der Uhrenfreunde in der ganzen Welt gilt, stellt seltenste Stücke aus fünf Jahrhunderten Uhrmachergeschichte zur Verfügung. Einige von diesen Uhren haben Bezug zur deutschen Uhrmachergeschichte oder sind sogar in Deutschland gefertigt worden. Mit dieser Auswahl an Uhren werden wir auch dem Anspruch der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung gerecht.

Das hört sich nach einem kulturellem Auftrag an, den Sie sich selbst gegeben haben.

Natürlich betreiben wir ein Geschäft, das profitabel sein muss und das Tausende von Familien ernährt. Wir machen keine l`art pour l`art. Aber ohne hohen künstlerischen Anspruch ist dieses Geschäft nicht denkbar. Darum ist der deutsche Titel der Ausstellung so gut gewählt: KunstWerkUhr. An erster Stelle steht die Kunst, daraus entsteht das Werk vieler hochspezialisierter Menschen, und am Ende haben Sie eine Uhr in der Hand. Das eine ist ohne das andere undenkbar.

Die gute alte Manufaktur. Sehr traditionell.

Ja, das sind wir. Eine Manufaktur und keine Fabrik. Sie dürfen sich das allerdings nicht so vorstellen, dass bei uns nur Uhrmacher an Holztischen sitzen. Das war vor einhundert Jahren so. Heute stehen im Gebäude neben unseren Spezialisten, also den Uhrmachern, Juwelieren, Steinsetzern und Graveuren – von denen viele junge Frauen sind – High-Tech-Präzisionsmaschinen, die die Einzelteile wesentlich genauer herstellen als die menschliche Hand das jemals könnte. Und in unseren Labors entwickeln wir Patente, die die Uhrmacherei der Zukunft bestimmen werden. Zum Beispiel bewegliche Teile aus Silizium, die nicht mehr geölt werden müssen. Die Schmierung ist seit Jahrhunderten ein Problem für den Uhrmacher.

Funktioniert das? Tradition und High-Tech nebeneinander?

Ohne modernste Technik können Sie nicht 100 Mal die gleiche Uhr in 100 Prozent identischer Qualität bauen. Das müssen wir aber für den Weltmarkt. Unsere Uhren sind als hochpräzise und äußerst zuverlässig bekannt. Zwar bieten wir auch einen hervorragenden Service, aber den sollten Kunden nur zu Routineüberholungen nutzen müssen. Wir verdienen mit Reparaturen und Service kein Geld. Das ist nicht unser Geschäftsmodell und widerspräche den Werten, für die Patek Philippe steht.

Sie sprechen sehr viel von Werten. Damit meinen Sie sicher auch die hohen Preise, die Ihre Produkte auszeichnen.

Ist Ihnen schon aufgefallen, dass man sich heute nicht mehr vorstellen kann, sein Auto an seine Kinder zu vererben? Das nach dem Eigenheim teuerste Investionsgut, das sich eine Familie leistet, ist zum austauschbaren Modeartikel geworden. Vergleichen Sie bitte einmal den Wert einer Patek Philippe mit dem eines Autos – nach zehn oder fünfzehn Jahren täglicher Nutzung. Dann werden Sie den wahren Wert erkennen. Aber nicht einmal dieser Sachwert ist der wichtigste für uns. Wir meinen, dass Werte wie Tradition und Innovation, Wertschätzung für meisterhaftes Handwerk, Liebe zu Kunst und Kultur viel höher stehen. Ein Eigentümer einer Patek Philippe wird diese Werte auch für sich schätzen und leben. Und an seine Kinder weitergeben, so wie wir das in unserer Familie tun.

Ihre Uhren erzielen Höchstpreise auf internationalen Auktionen. Haben Sie keine Angst, dass sie zu Spekulationsobjekten verkommen?

Eine Patek Philippe wird immer wegen der Begeisterung gekauft werden, die vom Zusammentreffen handwerklicher Perfektion und einzigartigem Design ausgeht. Natürlich freuen wir uns, wenn Uhrensammler ihre Wertschätzung mit Höchstgeboten für Einzelstücke ausdrücken. Das ist die Anerkennung unserer jahrzehntelangen beständigen Arbeit. Aber der Markt ist sehr speziell. Man muss sich gut auskennen. Und wer sich so gut auskennt mit Uhren, ist auf diesem Weg schon längst ein Afficionado geworden – auch, wenn er vielleicht als Spekulant angefangen haben mag. Er wird eine Patek Philippe in erster Linie tragen wollen. Denn dazu ist sie da. Und nicht, um sie in den Safe zu legen.

Auch nicht die sehr komplizierten Uhren?

Nun, es gibt Uhren, die man nicht wirklich tragen kann. Das sind aber rare Ausnahmen, wie unser Star Caliber 2000, eine Taschenuhr. Sie ist die drittkomplizierteste Uhr der Welt und wiegt mit Platingehäuse 614 Gramm bei einem Durchmesser von fast siebeneinhalb Zentimetern. So etwas trägt niemand mit sich herum. Sie steht zu Hause und erfreut den Besitzer mit dem berühmten Westminster-Glockenspiel in voller Länge, mit dem Sternenhimmel und mit 19 anderen Komplikationen. Auch diese Uhr werden wir in München bei der KunstWerkUhr zeigen.

Warum ist das Star Caliber 2000 nur die drittkomplizierteste Uhr der Welt?

Weil wir die bis heute zweitkomplizierteste zwischen 1928 und 1933 für den Sammler Henry Graves und die bis heute komplizierteste der Welt, unsere Calibre 89, zwischen 1980 und 1989 anlässlich des 150. Geburtstages des Unternehmens Patek Philippe entworfen und gebaut haben. Unser Unternehmen wird nächstes Jahr 175 Jahre alt. Mal sehen, was wir da bringen. Ich liebe es, wenn wir unsere Kunden überraschen können.

So wie Ihre mechanischen Uhren für Damen, mit denen Sie die Fachwelt überrascht haben?

Richtig. Ich reise viel und spreche mit Kunden. Weltweit kam die Anregung, mehr mechanische Uhren für Damen zu bauen. So entstand mit dem Ladies First Chronograph eine Uhr, die Technik und feminines Design verbindet. Für das Design ist übrigens in unserer Familie meine Frau Sandrine zuständig. Sie achtet darauf, dass Design nicht in Gimmicks ausartet, sondern immer unsere klassische Sprache spricht.

Die Frauen in ihrer Familie sprechen also mit?

Wir sind ein Familienunternehmen und keine Männergesellschaft. So wie meine Mutter Gerdi das einzigartige Patek Philippe Museum in Genf eingerichtet hat, so ist meine Frau Sandrine für das Erscheinungsbild unserer Produkte zuständig. Zwar verkaufen wir 65 Prozent Herrenuhren und 35 Prozent Damenuhren, aber wir wissen genau, dass Frauen bei den Kaufentscheidungen ihrer Männer mitsprechen. Kinder übrigens auch.

Frauen an die Macht?

Ich glaube nicht, dass es sich heutige Unternehmen leisten können, auf das Potenzial der Frauen zu verzichten. Ich meine damit nicht nur das Potenzial als Kundinnen, sondern auch als Manager. Schließlich übergeben wir alle gemeinsam die Welt in die Hände unserer Kinder. Das gilt genauso für unsere Firma. Wir bewahren sie ja nur und übergeben sie an die nächste Generation.

Sie sind vier Jahre an der Spitze des Unternehmens und denken schon an die Übergabe?

Ich bin in diesem Unternehmen aufgewachsen. Ich habe in allen wesentlichen Teilen unserer Produktion gearbeitet. Mein Vater oder ich sind täglich in der Manufaktur. An was soll ich denken, außer an die Zukunft von Patek Philippe? Wenn meine Vorgänger nicht an die Zukunft gedacht hätten, gäbe es uns heute nicht mehr. Hätten mein Großvater und mein Vater in der Quarz-Krise der 1970er nicht konsequent den eigenen Weg der High-Tech-Manufaktur und der absoluten Kundenorientierung verfolgt, wären wir heute verschwunden – oder austauschbar wie viele andere Marken. Und so sind wir ein traditionelles Familienunternehmen mit einer wertvollen Marke und der längsten ununterbrochenen Unternehmensgeschichte der Branche. Natürlich arbeite ich ausschließlich für unsere Nachkommen. Sie sind meine Shareholder. Nur ihnen sind wir verpflichtet – wir sind die letzte unabhängige Genfer Uhrenmanufaktur.

Und das alles möchten Sie mit der Ausstellung KunstWerkUhr ausdrücken?

Erst wenn es uns gelingt, mit der Ausstellung unsere Werte darzustellen, haben wir einen guten Job gemacht. Schöne Produkte in Szene setzen kann jeder. Ich wünsche mir, dass der Besucher der Ausstellung KunstWerkUhr erkennt, wie sich Kunstfertigkeit und Sachverstand durch alle Bereiche der Firma ziehen müssen, wenn man ein unabhängiges Familienunternehmen im Weltmarkt dauerhaft etablieren will. Dass es nicht reicht, die besten Handwerker und Künstler für sich arbeiten zu lassen. Dass man als Unternehmensleiter selbst ein Teil des Ganzen ist und dieses nur rund läuft, wenn man selbst wie alle anderen Teile funktioniert.

Wie das Rädchen in einer Uhr?

Ein schönes Bild. Ich würde es präzisieren wollen: Der Unternehmensleiter muss die Unruh im Uhrwerk sein. Und der Markt, unsere Kunden, bilden die Antriebsfeder, die alles in Bewegung hält.

Zur Person:

Thierry Stern wurde 1970 in Genf geboren. Er setzte die Grundsteine seiner Ausbildung an der Wirtschaftsschule und der Uhrmacherschule seiner Heimatstadt. Anschließend arbeitete er auf unterschiedlichen Stationen in der Uhrenmanufaktur der Familie. Mehrere Jahre lang lernte Thierry Stern den Uhrenhandel kennen, indem er bei den größten Patek Philippe Konzessionären in Deutschland und den USA arbeitete und Kunden bediente. Nach seiner Rückkehr nach Genf war er in der Armband-Herstellung von Patek Philippe tätig, wo er den Einzug hochpräziser computergesteuerter Maschinen in die Produktion begleitete, aber zugleich die Geheimnisse der Goldschmiedekunst, der Steinsetzerei und der Emaillemalerei studierte. Einige Jahre als Sales Manager in den Beneluxländern und als Leiter der Kreation von Patek Philippe schlossen seine profunde Vorbereitung auf seine Rolle an der Unternehmensspitze ab. Thierry Stern zog 2005 als Vizepräsident in die Unternehmensspitze ein, die er seit 2009 als Präsident anführt.

Die einmalige Ausstellung KunstWerkUhr ist vom 17. bis 27. Oktober 2013 in München zu sehen. Die Ausstellung basiert auf drei Säulen: Museum, Kunsthandwerk und Manufaktur.

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