1985 begann in Karlsfeld bei München die Erfolgsgeschichte des deutschen Unternehmens, welches sich der Schönheit verschrieben hat. Gründer Helmut Baurecht führte das Münchner Familienunternehmen nicht nur an die Spitze deutscher Kosmetikfirmen. Mittlerweile gibt es Artdeco in über 60 Ländern weltweit. Letztes Jahr feierte man Jubiläum ’25 Jahre ARTDECO Cosmetic Group‘. 2011 folgt erneut der Oscar der Beautybranche. Beim diesjährigen ‚Prix de Beauté‘ setzte sich die ‚Beauty Box Magnum mit Lippenstiftfach‘ als beste Produktneuheit des Jahres durch. Nicht der erste Beauty-Oscar für das Münchner Unternehmen!
Helmut Baurecht, Inhaber und Geschäftsführer der ARTDECO Cosmetic Group, gehört er zu den wenigen echten Gründerpersönlichkeiten und Firmenchefs in Deutschland, die selbst die Geschicke ihrer Firma lenken. Für Helmut Baurecht ist das Erfolgsrezept seiner Unternehmensgruppe klar: ‚Die Verknüpfung von topaktuellen Produkten und High-Class-Qualität zu bezahlbaren Preisen sowie unser hochmotiviertes Team, das sich besonders schnell auf neueste Trends einstellt und entsprechend reagiert, macht uns praktisch unschlagbar. Im Gegensatz zu unflexiblen Großkonzernen zählen bei uns – statt bloßer Ertragsmaximierung – allein die Wünsche der Verbraucherinnen.‘
Der Erfolg gibt ihm recht: In den vergangenen zehn Jahren wurde das Münchner Unternehmen zu einer Firmengruppe mit inzwischen fünf Einzelunternehmen ausgebaut. 2009 setzten dieses unter anderem mit den Top-Marken ARTDECO, BeYu, Make up Factory, American Nails und Malu Wilz rund 120 Millionen Euro um.
Zwölf Fragen an den Münchner Unternehmer Helmut Baurecht
1. Wie kamen Sie dazu eine Kosmetikmarke zu kreieren?
Alles begann damit, dass ich als junger Mann nach München kam und auf der Suche nach Arbeit in einem Kosmetikunternehmen gelandet bin. Im Laufe der Jahre bin ich dort vom Sachbearbeiter zum Marketingleiter und stellvertretenden Geschäftsführer aufgestiegen. Hierbei habe ich immer genau beobachtet, welche Erwartungen Frauen an Kosmetikprodukte haben und wo es noch Nischen im Angebot gab.
2. Und haben dies dann bei ARTDECO umgesetzt?
Solange ich Mitarbeiter des anderen Unternehmens war, habe ich diese Ideen natürlich auch dort eingebracht und konnte feststellen, dass ich mit meinen Überlegungen erfolgreich war. Eines Tages war dann die Zeit reif für einen Neuanfang und ich habe meine eigene Marke kreiert.
3. Hatten Sie nie Angst zu scheitern?
Nein. Ich war von Anfang an von meinen Visionen überzeugt. Allerdings hätte ich nie erwartet, dass ich in kurzer Zeit von einem Nischenanbieter zum Marktführer im Fachhandel aufsteigen könnte.
4. Was hatten Sie denn erwartet?
Ich hatte eine hochwertige Kollektion mit vielen neuen Ideen konzipiert, die endlich der Kosmetikerin auch ein attraktives Make up-Sortiment bieten sollte, nachdem es für das Institut zwar sehr viele interessante Pflegemarken, aber kein Make up-Sortiment gab, welches ihre Bedürfnisse voll und ganz abgedeckt hat. So war ich davon überzeugt, dass es viele Interessentinnen für meine Marke geben würde. Die Welle, die auf mich zukam, hat mich allerdings dann doch sehr überrascht.
5. Welche Welle?
Die Vielzahl von Neukunden, die wir im ersten Jahr gewinnen konnten, hat uns vollkommen überrollt. Ich hatte noch ein sehr kleines Team und wir konnten die Aufträge kaum bewältigen. Ich hatte für das erste Jahr 1 Mio. DM Umsatz geplant und für das zweite Jahr 2 Mio. DM, usw. und fand dies schon sehr optimistisch. Daraus wurden jedoch im ersten Jahr von Juli bis Dezember 1,5 Mio. DM und im zweiten Jahr mehr als 5 Mio. DM. Im dritten Jahr waren wir in Deutschland im Kosmetikinstitut bereits Marktführer bei dekorativer Kosmetik. Hinzu kam auch der internationale Bereich, wo wir ähnliche Erfolge gefeiert haben.
6. Was war denn so anders an ARTDECO – es gibt ja eine Vielzahl von Marken in Italien und Frankreich, wobei ja insbesondere Frankreich als Mutterland der Kosmetik gilt?
In Frankreich gab und gibt es wie in Deutschland viele gute Pflegemarken für das Institut, aber wenig Auswahl bei dekorativer Kosmetik – ähnlich verhält es sich in Spanien. In Italien gibt es zwar eine Vielzahl von Marken, die im Institut angeboten werden, aber fast alle beschränken sich auf wenige Basisprodukte wie Nagellacke, Lippenstifte, Mascara, Make up und ein paar Lidschatten-Boxen als Single, Duo, Trio oder Quattro. Dagegen steht unser Angebot mit einzigartiger Vielfalt und natürlich als Herzstück – dem Systemé mosaique, einem Magnetsystem, mit dem man alle Lidschatten und Blusher in Beauty Boxen beliebig kombinieren kann.
7. Wie kamen Sie dazu dieses Sortiment zu entwickeln?
Mir war von Anfang an klar, dass jede Frau bei Lidschatten ihre Wunschfarben hatte und diese auch gerne in einer Box zusammengestellt hätte. So habe ich in Klicksystem entwickelt, mit dem man Lidschatten-Trios beliebig kombinieren, aufgebrauchte Farben austauschen und Modefarben problemlos ergänzen konnte. Dann traf ich jedoch einen international bekannten Verpackungsdesigner – Dieter Bakic, der das Magnetsystem entwickelt hat und wusste sofort, dies ist die perfekte Umsetzung für meine Ideen. Mit viel Überzeugungskraft ist es mir auch gelungen, ihn dazu zu bewegen, mir dieses System für ARTDECO zu liefern. Danach habe ich das System weiterentwickelt und perfektioniert – inzwischen gibt es Beauty Boxen in fünf Größen, mit vielen kunstvollen Designs und dazu eine Auswahl von mehr als 100 Lidschatten-Farben und einer Vielzahl von Blushern und Camouflage-Tönen.
8. Lidschatten sind doch eher ein kleines Sortiment bei dekorativer Kosmetik – warum haben Sie gerade das so in den Mittelpunkt Ihrer Marke gestellt?
Meine Politik war es schon immer Nischen zu suchen, die noch nicht von den großen Weltmarken abgedeckt waren und auch auf Trends zu setzen, die wir auf Grund kurzer Entscheidungswege schneller umsetzen, als alle Mitbewerber.
3 Mio. verkaufte Lidschatten pro Jahr zeigen aber auch, dass man mit Nischen gute Umsätze machen kann, wenn es Produkte sind, die der Verbraucherin einen echten Mehrwert bieten. Und dies ist beim Systemé mosaique absolut der Fall – das System bietet unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten, ist umweltfreundlich, da man nur einzelne Farben ersetzt und nicht gleich die ganze Box wegwerfen muss, wenn die Lieblingsfarbe aufgebraucht ist, und schont damit natürlich auch den Geldbeutel. Mit dem System können wir absolute Spitzenqualität zu einem wirklich günstigen Preis anbieten.
9. Haben Sie die Nachfüllbarkeit auch auf andere Produktsegmente ausgeweitet?
Inzwischen bieten wir neben dem Systemé mosaique auch eine Vielzahl von nachfüllbaren Produkten an, wobei das Eye Designer-Sortiment inzwischen ähnlich erfolgreich ist, wie das Systemé mosaique. Hier kauft die Kundin einen Doppel-Applikator und bestückt ihn mit ihren beiden Lieblingsfarben, die wir als nachfüllbare Patronen liefern. Auch im Bereich von Kompaktpuder, Creme-Make up und Bronzingpuder bieten wir nachfüllbare Boxen an, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen.
10. Somit steht die Marke ARTDECO für Nachfüllbarkeit?
Auch, aber nicht nur. Die Marke ARTDECO verbindet Individualität mit Trendprodukten. Wir möchten der Verbraucherin wirklich alles bieten, was sie für ein professionelles Make up benötigt, aber natürlich auch alle Produkte, die den aktuellen Modetrends entsprechen. So gibt es in unserem Sortiment viele Bestseller, die in dieser Form von anderen Marken nicht angeboten werden. Die Palette reicht von Lippenstiftgrundierungen über Camouflage, spezielle Concealer und – dem absoluten Bestseller – Eye Shadow Base, bis hin zur Mascara Base und Spezialprodukten, die das Wimpernwachstum fördern, aber auch künstliche Wimpern und einem großen Sortiment von Profi-Pinseln. Daneben präsentieren wir mit unserem Nagelpflege-Sortiment alle Produkte, die für perfekte Nägel notwendig sind – von Manikürhilfen bis hin zu Spezialfeilen, von Spezialprodukten für die Lösung von kleinen Nagelproblemen bis hin zu Lackierhilfen und Spezialentfernern.
11. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Meine Politik war es von Anfang an, nicht nur auf kurzfristige Trends zu setzen, sondern diese weiterzuentwickeln und zu Teilen der Basis-Kollektion zu machen. So sind heute nachfüllbare Lidschatten-Sortimente nicht mehr vom Markt wegzudenken und wurden inzwischen auch oft kopiert. Aber ARTDECO setzt in diesem Bereich unverändert die Trends, wobei wir inzwischen auch Kunst und Kosmetik verbinden. So haben wir schon zwei Mal für diese Idee den Prix de Beauté der Zeitschrift Cosmpolitan erhalten. Im letzten Jahr hat z.B. Romero Britto, einer der bedeutendsten PopArt-Künster unserer Zeit das Design für die ARTDECO-Jahresdose entworfen. 2010 legten wir die Magnum-Box auf, in der neben Lidschatten und Blushern auch ein Lippenstift Platz findet. Hier gab es den dritten Prix de Beauté.
12. Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Unternehmens?
Ich habe seit 25 Jahren eine klar auf den Fachhandel und das Kosmetikinstitut abgestimmt Firmenpolitik betrieben und werde diese auch unverändert fortsetzen. Als Alleininhaber kann ich Kontinuität garantieren, wobei das Unternehmen auch in Zukunft in Familienbesitz bleibt und von meinem Sohn weitergeführt werden wird. Aber auch mein Management-Team, welches fast komplett langjährig für mein Unternehmen tätig ist, ist hierbei voll und ganz auf die Zusammenarbeit mit dem Fachhandel eingespielt und hat auch hervorragende Kontakte aufgebaut, so dass ich mich etwas aus dem Tagesgeschäft zurückziehen kann, ohne dass die Identität der Marke leidet. Und wir sehen alle gemeinsam eine große Zukunft für unsere Marke. Als Trendsetter und Marktführer in Deutschland wird es uns sicherlich zunehmend gelingen, diese Position auch im internationalen Bereich auszubauen – und dort ist das Potential noch unerschöpflich.