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Beratung in Krisenzeiten: Warum Hotels, Gastronomen und Startups Hilfe annehmen sollten!

‚Seit etwa eineinhalb Jahrzehnten schwindet die Innovationstätigkeit in der Breite der deutschen Wirtschaft. Drei von zehn kleinen und mittleren Unternehmen (27 Prozent) haben Investitionen gegenüber 2019 gedrosselt‘, steht es im Innovationsbericht der KfW. Im Corona-Jahr 2020 und auch bis jetzt in 2021 sieht es nicht besser aus. Die Stadthotellerie muss sich durch die fehlenden Business-Gäste und City-Touristen neu erfinden.

‚Gerade die schwierige finanzielle Lage und die unsicheren Zukunftsperspektiven, welche die Pandemie mit sich bringt, macht viele handlungsunfähig‘, sagt Dominik Junold vom Murnauer Beratungs-Unternehmen CREDO.VISION.

Seit über drei Jahren berät er gemeinsam mit Hotelier Christian Bär speziell Hotels, Gastronomen, aber auch Startups, um diese in eine neue Zukunft der Hospitality zu bringen und zu begleiten. Sein Fazit: Viele nutzen nicht einmal die vielen Fördermaßnahmen, weil sie diese überhaupt nicht kennen. Sogar sein Beratungshonorar bei Themen wie Gründung und Generationswechsel wird von der IHK Bayern gefördert. Die Zukunft kann er natürlich nicht voraussagen. Wir trafen ihn für ein Interview, welches aufzeigt, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt!

Christian Bär und Dominik Junold (re.) von CREDO VISION bieten Beratung speziell für kleine Unternehmen.
Christian Bär und Dominik Junold (re.) von CREDO.VISION bieten Beratung speziell für kleine Unternehmen.

Mit welchem Ziel haben Sie das Beratungsunternehmen CREDO.VISION gegründet?

Dominik Junold: ‚Unser Ziel war es nie, die nächste KPMG zu werden, aber mit dem Hotel Alpenhof in Murnau hatten wir bereits vor zehn Jahren einen Präzendenzfall im Gastgewerbe, welcher Basis für unsere Arbeit mit dem Credo ‚Von Hoteliers für Hoteliers‘ geworden ist. Mein Geschäftspartner Christian Bär wurde mit dem Alpenhof zum Vollblut-Unternehmer. Gerade während der Pandemie haben wir das Hotel durch die Krise geführt. Unsere gemeinsamen Erfahrungen haben wir noch mehr gebündelt, um Starthilfe zu geben oder weiter zu helfen, denn die wertvollsten Innovationen entstehen immer im Dialog. In dem Kontext haben wir festgestellt, dass wir im Markenaufbau, Digitalisierung, Mitarbeiterführung  oder operative Prozesse branchenübergreifend helfen können.‘

Die Münchner Stadthotellerie muss derzeit auf große Messen oder Leuchtturm-Events wie das Oktoberfest verzichten – können das alle durchhalten?

Dominik Junold: ‚Im Moment sehen wir in Deutschland eine Verlagerung hin zur Ferienhotellerie. Die Flaute für Stadt- und Seminarhotels wird sicherlich andauern. Die Förderungen von der Bundesregierung, welche gerade für unsere Branche aufgelegt wurden, konnten vieles auffangen. Angefangen bei den November- bzw. Dezemberhilfen über die Überbrückungshilfen, die Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld bis hin zu den Stundungen oder die Übernahme der SV-Beiträge und jetzt die Verlängerung der Hilfen solange diese Ausnahmesituation noch andauert.‘

Gibt es aktuell noch Überbrückungshilfen und was genau wird gefördert?

Dominik Junold: ‚Die Überbrückungshilfe III läuft seit November 2020 und war ursprünglich geplant bis Juni 2021 und war kostenabhängig, um laufende Kosten wie z.B. Steuerberater oder Pacht bezahlen zu können. Hier waren aber auch weitere Töpfe enthalten, wie Investitionen in Richtung  Hygienemaßnahmen oder Hilfen zur Digitalisierung. Zum Beispiel 20.000 € für Maßnahmen in digitale Buchungssysteme, Onlineshops oder Umbauten, welche z.B. die Gastro im Außenbereich förderten. Die Liste ist lang. Bei Saisonbetrieben wurde ein Zwölftel des Umsatzes aus dem Vorjahr zu Grunde gelegt, was für die Oktoberfest-Betreiber relevant war. Die Fixkosten wurden dann noch einmal aufgestockt. Man muss die Töpfe genau kennen. Das schauen wir uns im Einzelfall ganz konkret an.‘

Macht eine Konzeptänderung in Richtung ‚Service Apartments‘, Medizinangebote oder sogar ein Verkauf Sinn?

Dominik Junold: ‚Pauschal kann man das nicht beantworten. Auf Teufel komm raus sollte man jetzt nichts ändern. Im Moment profitieren natürlich die Betriebe, welche mehr als ein Standbein haben. Die Hotels, welche an dieser Krise zugrunde gegangen sind, die hatten einfach nicht die nötigen Rücklagen. Hier sollte man sich das Thema Preise genauer anschauen. Wahrscheinlich müssen wir davon ausgehen, dass Vieles in Zukunft teurer werden wird.‘

Werden Hotelübernachtungen und ‚Essen gehen‘ damit zwangsläufig teurer?

Dominik Junold: ‚Das Thema Preise in Deutschland ist ein grundsätzliches Problem, was im Rahmen der Pandemie hinaus geht. Das ist natürlich unserem Lebensmittelmarkt geschuldet. Die Supermarktpreise in Deutschland sind günstiger als im internationalen Vergleich. Zum Beispiel gibt der Franzose drei Mal mehr für Essen und Trinken aus als der Deutsche. Durch die günstigen Preise im Einzelhandel gehen alle davon aus, dass auch die Gastro und die Hotellerie günstig sein muss. Flächendeckend hatten wir bereits vor der Krise die Situation, dass die Preise einfach zu niedrig im Gastgewerbe sind. Die Nachfrage für Urlaub in Deutschland und gehobene Gastronomie ist hoch und die Schere zwischen hochwertiger, dienstleistungsorientierter Gastronomie und einer Systemgastronomie wird aufgehen.‘

Welchen Fehler machen fast alle Unternehmen in solchen Krisensituationen?

Dominik Junold: ‚Kalkulation und Kommunikation sind zwei Faktoren, welche viele unterschätzen. So sollten die Wareneinsätze sich zwischen 12 bis 14 Prozent auf den Gesamtumsatz des Hauses bewegen, weil in den meisten Hotels man den Preis bei den Konzepten wie Halbpension nicht mehr im Detail steuern kann. In einem reinen Gastrobetrieb ist es immer eine Mischkalkulation. 30 Prozent wären hier eine gute Basis. Der Fachkräftethema ist seit Jahren ein Problemthema in der Hotellerie. Die meisten konzentrieren sich zu sehr auf ihre Gäste, dass sie das Wohlfühlklima für die Mitarbeiter und attraktive Arbeitsbedingungen komplett vergessen. Wir haben aktuell einen Fachkräftemangel und wir müssen mehr tun, um die Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter zu verbessern. Aber das Generalrezept gibt es nicht, deshalb ist der Dialog für uns immer wichtig.‘

Gibt es spezielle Fördermöglichkeiten, um den Fachkräftemangel entgegen zu wirken und sogar Mitarbeiter weiter zu bilden?

Dominik Junold: ‚Mit der Ausbildungszulage ist es möglich, auch Fachkräften eine Weiterbildung zu ermöglichen. Die Mitarbeiter im Haus kann man so auf spezielle Schulungen schicken. Gerade in der Hotellerie werden digitale Themen wie Webauftritt, digitale Kommunikation oder Social Media immer wichtiger, aber auch fachliche Themen im Service, um die Mitarbeiter zu fördern. Grundlage für alles ist allerdings, die eigene Arbeitgebermarke zu profilieren. Hier sind auch filigrane Themen wie das Betriebsklima enorm wichtig, auf was neue Mitarbeiter mittlerweile großen Wert legen.‘

Wie schätzen Sie das Thema ‚Nachhaltigkeit in Gastronomie und Hotellerie‘ ein?

Dominik Junold: ‚Das Thema sollte Bestandteil eines jeden Unternehmenskonzeptes sein, besonders weil die Hotellerie und Gastronomie ein Ressourcen-Großverbraucher ist. Zum Beispiel durch die Induktions-Groß-Küchen oder die exkluisven Wellnessbereiche. Hier werden in nächster Zeit viele Regularien Seitens des Gesetzesgebers auf uns zukommen. Konzepte, wie Saunen in Suiten verbrauchen viele Ressourcen, welche es auszugleichen gilt. So wie uns in den letzten zehn bis 15 Jahren der Trend zur Regionalität begleitet, wird in Zukunft das Thema Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus treten. Damit meine ich zum einen den Umgang mit Ressourcen, sondern auch den Umgang mit Menschen, wo wir wieder beim Thema Mitarbeiter und Gäste-Kommunikation wären.‘

Haben Startups oder Traditionsbetriebe überhaupt noch eine Chance, sich im Markt behaupten zu können?

Dominik Junold: ‚Wir haben eine Branche, die in der Beratung nicht so einfach ist. Wobei ich feststelle, dass die Unternehmergeneration, welche jetzt ans Ruder kommt, einen ganz anderen Ansatz hat. Man geht offener mit dem Thema Beratung oder Coaching um. Das Phänomen in USA, dass man für alles einen Coach hat, lockert sich jetzt auch hier. Den Support, den wir geben können, sollte man nutzen. Dabei wird eine offizielle Förderung von 70 Prozent der Kosten in Höhe von 800 € pro Tag für einen Zeitraum von zehn Tagen von Seiten der IHK übernommen. Oft sieht ein unabhängiger Berater schnell die eine Stellschraube, dass sich ein Unternehmen positiv in eine erfolgreiche Zukunft entwickeln kann.‘

Mehr zu den Beratungsthemen der Credo.Vision!

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