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SignsAward: Zeichen setzen in der Kommunikation – Kolumne

MEISER’S MORE

Dr. Hans Christian Meiser @Signsawards
Dr. Hans Christian Meiser @Signsawards zwischen Annette Heuser (Otto-Beisheim-Stiftung) und Helena Lanz (re.) auch von der Otto-Beisheim-Stiftung)

Kommunikation ist das A&O nicht nur in den Medien, sondern im Leben überhaupt. Wer gar nicht oder falsch kommuniziert, wird entweder nicht wahrgenommen oder nicht richtig verstanden und verliert deshalb schnell die öffentliche Aufmerksamkeit. Auf diesem Grundgedanken basiert der von den Verlegern Stefan Endrös und Gerd Giesler (Journal International – The Home of Content) vor acht Jahren ins Leben gerufene ‚Oscar der Kommunikationsbranche‘ (n-tv), dessen vielbeachtete Verleihung seit einiger Zeit auch die Weimer Media Group (u.a. „The European“, „Börse am Sonntag“, „Wirtschaftskurier“) als Mitveranstalter unterstützt.

NEUN PREISE FÜR KOMMUNIKATION

Kann es hierfür einen besseren Ort als die Münchner Hochschule für Fernsehen und Film geben? Und wer wird eigentlich ausgezeichnet? Die Preisträger 2018 zeigten, dass es sich um Menschen handelt, die ungewöhnliche Wege gehen, um ihr Anliegen zu vermitteln, das aber in den wenigsten Fällen ein egoistisches ist, sondern meist für die Allgemeinheit von Nutzen ist. Es geht dabei um Vision, Glaubwürdigkeit, Verantwortung, Offenheit, Engagement, Innovation, Mut und Ehrlichkeit – all jene positiven Werte, die in manchen Staaten der Welt von den Verantwortlichen mittlerweile weniger beachtet werden als dies noch vor kurzem der Fall war. Unter dieser Rücksicht erfasst sind die SignsAwards durchaus politisch.

Und so trafen an diesem denkwürdigen Abend Anfang Juni nach einem heftigen Gewitter die unterschiedlichsten Zeichensetzer und Impulsgeber aufeinander und unterhielten das Publikum live mit dem, was ihnen am Herzen lag.

JUGDEND VS. ESTABLISHMENT

Dr. Thomas Bach, der IOC-Präsident, der den Preis dafür erhielt, dass es ihm bei den Olympischen Winterspielen in Pyeonchang (Südkorea) gelungen war, Nord- und Südkorea bei der Eröffnungs- und Schlussfeier unter einer gemeinsamen Flagge antreten zu lassen sowie ein aus Spielern beider Staaten zusammengesetztes Damen-Eishockeyteam antreten zu lassen, war der erste Preisträger. Die Laudatio hielt per Videobotschaft der frühere Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, der den einstigen Fechter Thomas Bach als Brückenbauer beschrieb, dem es durch seine Art der Kommunikation gelungen war, etwas eigentlich nicht für möglich Gehaltenes zu realisieren, auf dass es zum Vorbild für die ganze Welt diene. Dass der Geehrte nach der Entgegennahme seines Preises darauf verzichtete, einige Worte zu seiner Tätigkeit und seiner Vision an das Publikum zu richten, irritierte – zumal alle anderen Ausgezeichneten auch in diesem Punkt hervorragende Zeichen setzten.

Das Studio71 z.B., welches vor der letzten Bundestagswahl dafür verantwortlich war, dass die Kanzlerin und ihr Gegenkandidat von YouTubern interviewt wurden, wodurch mehr als sechs Millionen Jugendliche sich plötzlich für Politik zu interessieren begannen. Oder der Schauspieler und Sänger Tom Beck („Alarm für Cobra 11“, „Einstein“), der sich gegen die äußerst seltene Bindegewebskrankheit Ehlers-Danlos-Syndrom engagiert und auf seiner Gitarre ein grandioses Unplugged-Lied spielte.

Überhaupt die Jugend: Wie erfrischend der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert von der Verteidigung der demokratischen Werte sprach, oder der Musiker Batomae sein Lied zum Text von Jana Crämer aus deren Buch „Das Mädchen aus der 1. Reihe“ (ein faszinierend ehrliches Werk über unkontrollierte Essstörungen) darbot, oder die 22jährige Sängerin Lotte ihre Sicht der Dinge ebenfalls per Gesang und Gitarre dem Publikum offerierte – all das quittierten die ca.300 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft mit kräftigem Applaus. Denn ein jeder spürte, dass hier wirklich Authentisches gelebt, gesprochen und dargeboten wurde. Eben Zeichen gesetzt.

ECKEN UND KANTEN, HUMOR UND CHARME

Etwas schwieriger wurde es, als Ralf Wittenberg, CEO von BAT (British American Tobacco) für Deutschland, Österreich und die Schweiz von den Vorzügen der E-Zigarette sprach. Es war einerseits mutig, hier Farbe zu bekennen, andererseits wusste jeder, dass selbst bei den um 95 Prozent reduzierten Schadstoffen der E-Zigarette immer noch 5 Prozent zu viel enthalten sind, weshalb der Applaus sowohl auf die launische Laudatio des Psychologen Jens Lönneker als auch auf die kommunikative Offenheit des Preisträgers etwas verhalten war. Aber ich denke, zu einer gelungenen Veranstaltung gehören nicht nur Lobeshymnen, sondern auch jene Momente, die zum Innehalten und Nachdenken anregen.

Das geschah auch bei Dr. Frank Walthes, dem Chef der Versicherungskammer Bayern, der über das Zusammenspiel von Künstlicher Intelligenz (KI) und menschlichem Spezialwissen sprach, welches durch ein Computerprogramm namens „Watson“ in der VKB zum Einsatz kommt und vermutlich bahnbrechend sein wird.

Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung, Kinder und Verbraucherschutz
Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war auch der Auftritt von Julia Klöckner, der Bundeslandwirtschaftsministerin und stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU, die mit ihrer frischen und humorvollen Art den Preis für Ehrlichkeit in der Kommunikation entgegennahm. Man glaubt ihr, was sie sagt, und es kann durchaus sein, dass das Publikum hier die Nachfolgerin von Angela Merkel hat sprechen hören, zumal ihr Humor und ihr Charisma die trögen Politikdebatten durchaus zu beleben wissen. Einziger Nachteil: Ihr glitzerndes, quergestreiftes Kleid sah, wie es ein Gast aus dem Publikum formulierte, wie ein weihnachtliches Einwickelpapier aus. Aber wenn der Inhalt so attraktiv ist, kann man darüber gerne hinwegsehen.

UND DIE JURY?

Eines wurde bei dem abendlichen Event allerdings nicht klar: Wer denn die ominöse Jury sei, von der ständig die Rede war. Wie war sie besetzt? Nach welchen Kriterien ging man vor? Wer reichte die Vorschläge ein? Gab es einstimmige Voten? Wie verlief der Entscheidungsprozess?

Damit dieses gesellschaftliche Ereignis nicht zu einer reinen Werbeveranstaltung verkommt, sondern ein wichtiger Bestandteil des demokratischen Lebens bleib und Signalwirkung über München hinaus hat, wäre es wünschenswert, wenn das Publikum selbst ein Zeichen setzen würde und den Veranstaltern im nächsten Jahr ebenfalls einen Preis verliehe: den SignsAward für Transparenz, damit man  wahrgenommen und richtig verstanden wird.  Denn wir wissen ja jetzt: Kommunikation ist das A&O im Leben.

Ihr
Dr. Hans Christian Meiser.

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