Wer erinnert sich nicht an Hubertus Hamms Klang-Installationen im Nationaltheater. Hoch spiegelnde Edelstahlplatten, die stetig wechselnde Formen, Farben und Klänge evozieren, faszinierten uns 2014 im Königssaal. Natürlich sind gleich mehrere Buch-Seiten ‚Molded Mirrors – Synchronized‘ gewidmet. Insgesamt darf man sich auf 200 Buch-Seiten von ‚Dimensioning Photography‘ (ein Kunstbegriff von Hubertus Hamm) mit Fotokunst-Schmankerln aus 40 Schaffensjahren von Hamm freuen! Bereits jetzt steht das Buch auf der Liste ‚Shortlisted Deutscher Fotobuchpreis 2018‘.
Für Hubertus Hamm waren Fotos oft Anlass, Objekte zu schaffen, auf der Suche nach etwas, das innerhalb der medialen Grenzen der Fotografie nicht darstellbar war. Dabei glaubt er auch nicht an den entscheidenden Moment, in dem man auf den Auslöser drücken muss. Hamm glaubt eben nicht an die These des Franzosen Cartier-Bresson mit dem Sekundenbruchteil, den es einzufangen gilt. Ganz im Gegenteil. Hamm glaubt an das Konzept, das sich im kreativen Prozess entwickelt und sich löst vom Augenblick.
Dimensioning Photography von Hubertus Hamm
‚Dimensioning Photography‘, unter diesem Titel adaptiert der Künstler Hubertus Hamm eine Strategie aus der theoretischen Physik und Mathematik für die Fotografie. Inspiriert von dem Vorgehen, komplexe Probleme durch das Hinzufügen neuer Dimensionen erfassbar zu machen, möchte er die Grenzen fotografischer Repräsentationsmöglichkeiten öffnen. Er schafft das über den Moment der Ablichtung und seiner dargestellten Zweidimensionalität. Alle seine Werke aus seinem über 40-jährigen Schaffen und Experimentieren in der Fotografie, welche genau das darstellen, hat er hier ausgewählt. Unsere Lieblinge: Seine Baumbilder vom Ammersee!
2015 stellte Hamm im Yuan Art Museum Beijing 2015 seine Serie ‚Haiku‘ aus. ‚In der japanischen Dichtkunst ist ein Haiku ein Gedicht, welches durch Verknappung und Auslassung eine Wahrheit und Gegenwärtigkeit zu schaffen vermag, …‘, fängt Hamm seine 2-seitige Buch-Beschreibung an. Doch Hamm inszeniert Baum dreidimensional auch noch anders.
‚Verdichten‘ nennt der Künstler es, wenn er seine Baumbilder je Motiv dreifach drucken lässt. Sie übereinander schichtet und an genau bestimmten Stellen reißt und rafft, um ihnen einen Körper zu geben. Und damit Tiefe erzeugt, die dem Erlebnis des Augenblicks tatsächlich sehr nahe kommt. Hubertus Hamm präsentiert seine körperhaften Naturbilder in einem mehrere Zentimeter tiefen Rahmen-Schaukasten. Alle Baumbilder wurden am Ammersee aufgenommen.
Neun Doppelseiten widmet Hamm seinen Winterbaum im Buch und vergleicht ihn mit dem Eichenbaum bei Virginia Wolf. ‚Es ist ein Gedicht über einen Baum – einen Eichenbaum -, das sich als Konstante durch die Jahrhunderte von Virginia Woolfs Roman Orlando zieht‘, heißt es auf Buch-Seite 86. Hamm erklärt sehr detailliert seine Intention für seine mehrdimensionalen Arbeiten.
Damit schafft er eine Nähe zu seinem Kunstbegriff ‚Dimensioning Photography‘, was für jeden leicht verständlich ist. Für alle ein ‚Must Have‘, welche sich mit Fotografie beschäftigen!