Vermögensaufbau und Aktien: Was ist eigentlich die Dividendenstratgie

Laut einer Umfrage der Citibank sind die Münchner unter allen Großstädtern in Deutschland die ‚risikofreudigsten Anleger‘. Das war sogar der Süddeutschen Zeitung eine Erwähnung wert. In der bayerischen Landeshauptstadt investieren nämlich 61 Prozent der Befragten in Aktien, Anleihen, Fonds und andere Geldanlagen mit Risiko. In anderen Großstädten sind es deutlich weniger. Im kühlen Norden zum Beispiel in Rostock besitzen nur 15 Prozent der Befragten Aktien. Ein Großteil der Anleger greift dabei zu Aktien, für welche von den Firmen Dividende ausgeschüttet werden. Für den Vermögensaufbau empfehlen Finanzexperten immer eine breite Risikostreuung.

Was ist die Dividendenstrategie und wie funktioniert sie?

Die Dividendenstrategie ist eine Anlagestrategie, die darauf abzielt, Aktien von Unternehmen zu kaufen, die regelmäßig Dividenden ausschütten. Dividenden sind Gewinnanteile, die ein Unternehmen an seine Aktionäre auszahlt. Die Höhe der Dividende hängt von der Geschäftslage, der Gewinnverwendung und der Ausschüttungspolitik des Unternehmens ab. Die Rendite ist immer das Verhältnis von Dividende zu Aktienkurs und gibt an, wie viel Prozent des Aktienkurses ein Anleger ausgeschüttet bekommt.

Die Dividendenstrategie basiert auf der Annahme, dass Unternehmen, die Dividenden zahlen, solide und profitabel sind und eine stabile oder wachsende Geschäftsentwicklung aufweisen. Diese Unternehmen haben oft eine starke Marktposition, einen loyalen Kundenstamm und einen Wettbewerbsvorteil in ihrer Branche. Auch Börsen-Milliardär Warren Buffet empfiehlt in seinen unzähligen Interview und Vorträgen, auf ein Unternehmen mit einem klaren Wettbewerbsvorteil zu setzen. In der Regel ist hier die Aktie weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen und Krisen als bei anderen Unternehmen. Außerdem signalisieren die Firmen mit ihrer hohen Ausschüttungsquote, dass sie Vertrauen in ihre Zukunft haben und ihre Aktionäre am Erfolg beteiligen wollen.

Die Vorteile der Dividendenstrategie sind vielfältig: Zum einen erhalten Anleger ein regelmäßiges Einkommen aus Aktien mit hoher Dividende, welches man re-investieren oder für andere Zwecke verwenden kann. Zum anderen profitieren viele von möglichen Kurssteigerungen der Aktien, die den Portfolio-Wert erhöhen.

Wie setzt man genau eine Dividendenstrategie um?

Über folgende Punkte sollte man sich im Vorhinein unbedingt klar sein bzw. das Wissen darüber verfügen:

• Auswahl der Aktien: Nicht jede Aktie mit einer hohen Dividendenrendite ist automatisch eine gute Wahl. Man sollte sich vor dem Kauf über die Qualität des Unternehmens informieren und dessen Geschäftsmodell, Bilanz, Gewinnentwicklung, Wachstumspotenzial und Ausschüttungspolitik analysieren. Zudem sollte man darauf achten, dass die Dividende nachhaltig ist und nicht zu Lasten der Investitionen oder der Verschuldung des Unternehmens geht. Eine Faustregel ist, dass die Ausschüttungsquote nicht höher als 70 Prozent des Gewinns sein sollte. Zudem sollte man auf eine angemessene Bewertung der Aktie achten und nicht zu viel bezahlen.
• Diversifikation des Portfolios: Um das Risiko zu reduzieren, sollte man nicht nur auf eine oder wenige Aktien setzen, sondern sein Portfolio breit streuen. Das bedeutet, dass man Aktien aus verschiedenen Branchen, Regionen und Größenklassen wählen sollte, die unterschiedliche Konjunkturzyklen und Marktbedingungen haben. So kann man das Verlustrisiko verringern und von verschiedenen Wachstumschancen profitieren.
• Reinvestition der Dividenden: Um den Zinseszinseffekt zu nutzen und das Vermögen schneller zu vermehren, sollte man die erhaltenen Dividenden nicht ausgeben, sondern während einer Anspar-Phase wieder in Aktien investieren. So kann man die Anzahl der Aktien im Portfolio erhöhen und damit automatisch die zukünftigen Dividendeneinnahmen. Ob man die gleichen Aktien nachkauft oder neue Aktien ins Portfolio nimmt, ist eine individuelle Entscheidung.
• Langfristiger Anlagehorizont: Die Dividendenstrategie ist keine kurzfristige Spekulation, sondern eine langfristige Investition. Man sollte sich daher nicht von kurzfristigen Kursschwankungen verunsichern lassen, sondern an seiner Strategie festhalten. Nur so kann man von den langfristigen Vorteilen der Dividendenstrategie profitieren.

Achtung: Es gibt auch Fallstricke bei der Dividendenstrategie

Wer nur Aktien von Unternehmen kauft, die regelmäßig hohe Dividenden ausschütten, sollte etwaige Nachteile und potenzielle Risiken noch mehr unter die Lupe nehmen. Dies sind:

• Begrenzte Wachstumschancen: Unternehmen, die hohe Dividenden ausschütten, verwenden einen beträchtlichen Teil ihrer Gewinne für diese Auszahlungen an die Aktionäre. Dadurch bleibt weniger Kapital im Unternehmen, um in Wachstumsprojekte zu investieren. Dies kann dazu führen, dass diese Unternehmen möglicherweise weniger in Innovation, Forschung und Entwicklung sowie Expansion investieren, was langfristig ihr Wachstumspotenzial beschränken könnte.
• Dividendenkürzungen: Unternehmen sind nicht verpflichtet, Dividenden aufrechtzuerhalten oder zu erhöhen. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten oder bei unerwarteten Herausforderungen können Unternehmen gezwungen sein, ihre Dividenden zu kürzen oder auszusetzen. Wenn ein Unternehmen damit seine finanzielle Stabilität bewahrt, kann es parallel zu Kursverlusten bei den entsprechenden Aktien kommen.
• Eventuell mangelnde Diversifikation: Obwohl Diversifikation ein wichtiger Grundsatz von Vermögensaufbau ist, kann die Fokussierung auf Unternehmen mit hohen Dividenden dazu führen, dass das Portfolio in bestimmten Sektoren oder Branchen übermäßig konzentriert ist. Dies erhöht das Risiko, falls eine dieser Branchen negative Entwicklungen verzeichnet.
• Marktveränderungen: Die Attraktivität von Dividendenaktien kann im Laufe der Zeit variieren, abhängig von den Markttrends und wirtschaftlichen Bedingungen. Wenn sich die Marktdynamik ändert, könnten andere Anlagestrategien besser geeignet sein.

Trotz der potenziellen Nachteile kann die Dividendenstrategie für Anleger, welche nach einer zusätzlichen Einkommensquelle suchen und keine Goldbarren unter dem Bett horten möchten, immer noch eine interessante Option sein. Es ist jedoch wichtig, eine umfassende Analyse durchzuführen, sowohl der Dividendenaktien selbst als auch der gesamten wirtschaftlichen Situation, um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.

Nicht alles auf eine Karte setzen:
Aktien sollten nur ein Teil des Vermögensaufbaus sein!

Wer sich auf dem überhitzten Münchner Immobilienmarkt kein Wohneigentum leisten kann, sollte trotzdem nicht sein ganzes Geld in Aktien stecken. Gerade für vermeintlich “sichere” Dividendenaktien gilt der alte Spruch: “Sicher ist an der Börse gar nichts”. Unvorhergesehene Ereignisse und Krisen können die Kurse zum Absturz bringen, Dividenden können gekürzt oder gestrichen werden, Unternehmen können pleitegehen. Es ist daher nicht empfehlenswert, all sein Geld in die Anlageform Aktien zu investieren. Aktien können natürlich ein Teil des Vermögensaufbaus sein, man sollte aber immer ausreichend diversifizieren, um wegen Geld keine schlaflosen Nächte zu haben.