Mit der Ausstellung Kitchen Culture untermauert München seinen Status als international geschätzter Standort für Design und Architektur. Die Ausstellung profitiert von den renommierten Sammlungen Goetz und Podlasly, welche einzigartige Werke zur Küchengeschichte beisteuern. Von der ersten Einbauküche bis zur individuell geformten Küche von heute liegen immerhin knapp 100 Jahre. In dieser langen Zeit entwickelten Designerinnen und Architektinnen neue Lösungen und reagierten auf technische und gesellschaftliche Veränderungen.

Eine Reise durch die Geschichte der Küche
Die Spannbreite reicht von der simplen Kochzelle bis zur Küche als kommunikatives Zentrum des Wohnbereichs. Den Anfang bildet die Frankfurter Küche (1926) von Margarete Schütte-Lihotzky. Die erste sogenannte Einbauküche, die für etwa 10.000 Wohnungen in Serie ging, sollte den Haushalt für Frauen so effizient wie möglich gestalten.
An prominenten Beispielen der Nachkriegszeit zeigt sich die Bedeutung der Küche in der Architektur des Funktionalismus: Die Kücheneinheit für das Wohnhochhaus Unité d’habitation in Marseille (1946–1952) von Le Corbusier, Charlotte Perriand und André Wogenscky mit ca. 330 Apartments. Oder die von Arne Jacobsen für die Internationale Bauausstellung 1957 in Berlin konzipierte Küche als zentraler Ort eines Einfamilienhauses.
Für neue oder ironische Ansätze stehen Stefan Wewerkas Küchenbaum (1984) oder der Kaffeebaum (1984) der Gruppe Kunstflug. Mit dem Beispiel der Werkbank (1984) von Herbert H. Schultes wird die Idee der modernen Kochinsel aufgegriffen, die in dem solitären Küchenentwurf Erlkönig von J-Gast (2020/2021) die neueste Ausprägung erfährt.

Ergänzt wird der Blick auf die Küchenkultur durch eine Auswahl von Haushaltsgeräten, die den Alltag in der Küche prägen. Eine Wandinstallation von rund 300 Tabletts der Sammlung Ludmila und Rolf Podlasly zeigt populäres Design aus DDR-Produktion.
Mit Arbeiten namhafter Künstlerinnen wie Rosemarie Trockel, Laurie Simmons und Mona Hatoum erweitern die Leihgaben der Sammlung Goetz, München, Aspekte der Küchenarbeit oder der traditionellen Rolle der Frau.
Die Ausstellungsarchitektur des Designbüros OHA (Office Heinzelmann Ayadi), München, wählt als Grundmaterial Pressspanholz, aus dem nahezu jede industriell gefertigte Einbauküche heute besteht, und eröffnet Einblicke und Ausblicke in die gestaltete Küchenwelt. Damit unterstreicht die Ausstellung die Verbindung von Tradition und Moderne in der Designmetropole München.