Die einst imposante Villa der Familie Häberle in einer charmanten Kleinstadt im Unterallgäu war in die Jahre gekommen. Der große Garten mit Pool bedeutete zunehmend Pflegeaufwand für Mutter Häberle, die das 60er-Jahre-Haus mit seinen vielen Treppen nach dem Tod ihres Ehemanns allein bewohnte. Aber wie genau verändert sich das Wohnen im Alter? Gemeinsam mit ihren beiden erwachsenen Söhnen suchte sie nach einer Lösung für das große, nicht mehr zeitgemäße Anwesen. Eine Renovierung kam nicht infrage, auch eine Teilung war baulich nicht umsetzbar. Die Antwort: ein Neubau als Mehrfamilienhaus auf dem bestehenden Grundstück.

Aus 1 mach 10: Aus Villa entstand ein innovatives Mehrfamilienhaus
Die Erdgeschosswohnungen wurden altersgerecht und barrierefrei geplant: ebenerdig, mit schwellenlos zugänglichen Holzterrassen, Sichtschutzwänden und Glasüberdachung für den separaten Wohnungseingang. Markisen sorgen für Sichtschutz aus den oberen Etagen.
„Es war nicht schwer, Mutter zu überzeugen“, sagt Matthias Häberle, der das Projekt mitinitiiert hat. Das Ziel war klar: ein Haus, das mehreren Menschen ein Zuhause bietet, ohne die bauliche Dichte zu erhöhen. Die Wohnfläche hat sich verfünfzehnfacht, ohne mehr Grund zu beanspruchen: Wo einst eine Person lebte, finden heute rund 20 Menschen Platz.
Ein Haus mit System
Das als Dreispänner konzipierte Haus besitzt ein Kellergeschoss mit Tiefgarage – je zwei Stellplätze pro Wohnung. Schallschutz wurde großgeschrieben: Jede Einheit ist durch spezielle Trennwände und -decken akustisch separiert. Vier Obergeschosswohnungen und zwei Dachwohnungen werden über ein zentrales Treppenhaus mit Aufzug erschlossen. Eine Besonderheit: Auch das Treppenhaus sowie der Aufzugschacht sind in Massivholzbauweise realisiert.
Gebaut wurde mit dem Allgäuer Holzhaushersteller Baufritz, bekannt für ökologisches Bauen und gesundes Raumklima. Auf dem Weg zum Bodensee machen wir oft einen Zwischenstopp in Erkheim – die Musterhäuser auf dem Baufritz Firmengelände mit ihrem stilvollen Interior bieten immer wieder neue Inspiration fürs eigene Zuhause.

Vielfalt im Wohnen
Das neue Haus verbindet private Wohnqualität mit einem modernen Nachbarschaftskonzept. Der KfW55-Standard, die hochwertige Dämmung, baubiologische Aspekte und der Schutz vor Elektrosmog überzeugten auch die künftigen Eigentümer. Familie Lohrberg beispielsweise kaufte frühzeitig zwei Wohnungen im Obergeschoss und verband sie zu einer großzügigen Einheit. „Alles hat seine Zeit“, sagt Karin Lohrberg. „Wir haben uns bewusst um zwei Drittel verkleinert.“ Ihre neue Küche ist rollstuhlgerecht, eine Trennung der beiden Wohnungen bleibt bei Bedarf möglich. Auch an eine Pflegekraft wurde mitgedacht.
Helle Räume unterm Dach
Im Dachgeschoss befinden sich zwei helle Wohnungen mit großen Dachflächenfenstern, Gauben und Loggien. Die Wohnräume sind lichtdurchflutet, die Bäder trotz innenliegender Lagen durch Tageslicht hell. Die Architektur nutzt die Dachfläche optimal für Platz und Höhe. Abstellräume im Kniestock bieten zusätzliche Lagerfläche.

Neues Wohnen im Alter: Ein Haus, das verbindet
„Wir haben uns angesehen und gesagt: Das passt. Das kann nur gut werden“, erzählt eine Bewohnerin. Auch in der Nachbarschaft wurde der Neubau positiv aufgenommen. Die neuen Eigentümer treffen sich zum Kaffee oder Sundowner, das Haus ist ein Ort der Begegnung geworden – für Menschen verschiedener Generationen, mit viel Raum für das Leben heute und morgen.
Denn Neues zu wagen, kennt kein Alter. Schriftstellerin Elke Heidenreich beschreibt zum Beispiel in ihrem aktuellen Buch Altern treffend, wie sehr sich unsere Gesellschaft verändert: In wenigen Jahren wird ein Drittel der Bevölkerung älter als 60 Jahre sein. Die demografische Entwicklung verlangt neue Wohnideen. Dass man selbst mit fast 80 noch neu bauen kann, zeigt nicht nur Mut, sondern auch Weitblick. Es ist eine Frage der Haltung – und eine Chance für zukunftsorientierte Wohnkonzepte.