Die alten Firmen schlafen nicht! Der „Hénokiens“-Verband ist eine internationale Organisation von traditionsreichen Familienunternehmen. Nur Unternehmen, die seit mindestens 200 Jahren durchgängig in Mehrheitsbesitz der Gründerfamilie sind und um die sich auch heute noch ein Nachkomme des Gründers kümmert, sind Mitglied dieses Wirtschaftsverbands. Der Verband umfasst 47 Mitgliedsunternehmen und einmal pro Jahr treffen sich die „Hénokiens“ – dieses Mal in München! Ein globales Treffen von Familienunternehmern, das in diesem Jahr unter dem Motto „Tradition und Innovation“ stand.
Der Höhepunkt der diesjährigen Veranstaltungstage in der bayerischen Metropole war die Verleihung des „Leonardo da Vinci Preises“ im Ehrensaal des Deutschen Museums am Donnerstag. Mit diesem Preis will der Verband insbesondere die jüngeren Familienunternehmen dazu ermutigen, auch weiterhin langfristig zu denken.
Ehrengast war der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder: „Familienunternehmen sind ein Rückgrat für die mittelständische Wirtschaft, sie sind standorttreu, übernehmen Verantwortung für die Mitarbeiter und sie denken langfristig. Das macht sie stark. Und dass heute hier ein Franke ausgezeichnet wird, das freut mich natürlich besonders“, so Dr. Markus Söder. Er hielt die Laudatio auf den diesjährigen Preisträger, Sebastian Schwanhäußer. Schwanhäußer ist Mitglied der Konzernleitung des Schreibgeräte-Herstellers Schwan-Stabilo – ein Familienunternehmen mit Sitz in der Nähe von Nürnberg, das vor allem für seine Leuchtmarker weltberühmt und in fünfter Generation in Familienbesitz ist.
Stärken von Familienunternehmen
„Typische Stärken eines Familienunternehmens sind kurze Entscheidungswege, hohe Flexibilität und langfristiges Denken in Generationen“, so Sebastian Schwanhäußer. Das Erfolgsgeheimnis der Familienunternehmen? „Bis heute heißt die Devise von Familie und Management: Nicht überstürzt in neue Welten aufbrechen. Aber auch nicht zu lange ausharren.“
„Trotz unserer schnelllebigen Zeit brauchen viele Vorhaben einen langen Atem und die Kraft, sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. Die Politik, insbesondere in Deutschland, erkennt den Vorteil dieser Motivation für die ganze Gesellschaft“, so Martin Schoeller, der Landesvorsitzende der Familienunternehmer und zugleich Gastgeber des diesjährigen Kongresses.
Weltweite Hénokiens Mitglieder
Martin Schoeller (Schoeller Gruppe München) ist, wie auch die Organisatorin des Kongresses Stephanie von Tiedemann, ein Urenkel von Oskar von Miller, dem Gründer des Deutschen Museums, wo die Veranstaltung stattfand, und auch Hénokiens-Mitglied: „Der langfristige, familiäre Zusammenhalt kann die Gesellschaft sogar über politische Umwälzungen hinaus stabilisieren und dazu beitragen, dass wir bei aller kontinuierlichen Erneuerung nicht die älteren Erkenntnisse verlieren, die sich bewährt haben.“
Bei den Hénokiens handelt es sich um Unternehmen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der italienische Waffenfabrikant Beretta, gegründet 1526, gehört dazu, ebenso wie der japanische Sakebrauer Gekkeikan (1637), die Schweizer Privatbankiers Dreyfus und Pictet oder die französische Viellard Gruppe.
Zu den deutschen Unternehmen zählen neben den Gebrüdern Schoeller unter anderem auch der Autozulieferer Möller in Bielefeld (Peter von Möller ist ebenfalls im Bundesvorstand für Familienunternehmer), Neuhaus (führender Hersteller von Hebezeugen und Krananlagen) und die Kornbrennerei Friedrich Schwarze.
Älteste Familienunternehmen der Welt
Ältestes Mitglied der Organisation ist das japanische Gasthaus Hōshi: es ist das älteste Familienunternehmen der Welt. Gegründet im Jahr 718 befindet es sich heute in der 46. Generation der Familie. Das weltweit größte und bekannteste „Henokiens“-Unternehmen ist Peugeot – das französische Unternehmen ist seit gut 300 Jahren im Besitz der gleichnamigen Familie.
Aus Österreich dabei: die Juweliers-Familie Köchert, vertreten durch Wolfgang und Florian Köchert. Das Unternehmen besteht seit 204 Jahren und fertigte schon die berühmten Sissi-Sterne an. Seit fünf Jahren sind sie Hénokiens: „Eine Entscheidung bei einem Familienunternehmen dauert meist länger als in anderen Unternehmen, denn es wird langfristig gedacht. Aber wenn die Entscheidung fällt, dann bleibt sie lange bestehen“, so Florian Köchert.
Neben den Hénokiens-Mitgliedsfirmen waren zahlreiche namhafte deutsche Industriefamilien sowie weitere Vertreter der bayerischen Politik geladen. Wolfgang M. Heckl, der Direktor des Deutschen Museums, begeisterte mit einem inspirierenden Vortrag über Tradition und Innovation, für die auch das Deutsche Museum steht: „Was die Hénokiens mit dem Deutschen Museum verbindet ist der Gedanke, die Welt ein Stück besser machen zu wollen.“
Kulturpolitiker Dr. Wolfgang Heubisch referierte über König Ludwig II.: „Der Märchenkönig war Fairy Tale und High Tech zugleich, so hat er doch vor 150 Jahren die technische Universität gegründet.“ Für ihn war es eine Herzensangelegenheit, bei der Veranstaltung dabei zu sein: „Hier trifft sich eine Gruppe internationaler Familienunternehmen. Und mein Herz schlägt für den Mittelstand, für die Familienunternehmer und die freien Berufe.“
Im Anschluss an die Preisverleihung gab es ein Mittagessen für die Kongress-Teilnehmer. Für das leibliche Wohl sorgte das Traditions-Familienunternehmen „Dallmayr“.
Hénokiens Auszug aus der Gästeliste
Martin Reim (Mitglied Konzerngeschäftsleitung der Firmengruppe Schwan-Stabilo). Ex-Wirtschaftsminister Martin Zeil, Marianne Wille (Dallmayr) mit Schwiegersohn Dr. Johannes Dengler. Ignaz Graf zu Toerring-Jettenbach, PR-Lady Charlotte Gräfin von Oeynhausen, welche die Veranstaltung PR-technisch unterstützte. Hénokiens Alexander Hoare (traditionsreiche Londoner Privatbank) und Franco und Pina Amarelli (Liköre), Francois Saint Bris (Chateau du Clus Lucé). Galerist Hubertus Reygers mit Frau Isabel, Schuh-Unternehmer Fritz Unützer mit Frau Alexandra, uvm.