Interview mit dem bayerischen Brillenmacher Dieter Funk
Ein Gespräch über Brillen-Trends, welche es nicht gibt. Eine Manufaktur, welche jeder besichtigen kann. Und Brillen, welche nie aus der Mode kommen! Dieter Funk wird als schillernde Unternehmer-Persönlichkeit in der Branche geschätzt und empfohlen. Wir haben ihn auf der ersten Brillen-Messe im Jahr ‚opti München‘ für ein Interview getroffen!
Welche Bezeichnung passt eher zu Ihnen: ‚Brillenmacher’ oder ‚Optiker-Meister’?
Dieter Funk: ‚Die Betitelung ‚Brillenmacher’ gefällt mir am besten, weil es bezeichnend für meine Leidenschaft ist. Natürlich bin ich auch ausgebildeter Optiker, aber unseren Slogan ‚Brillenmacher aus Leidenschaft’ haben wir bewusst ausgewählt. Das hat ganz einfach den Hintergrund, dass der Beruf des Brillenmachers offiziell vor 30 Jahren abgeschafft wurde, was ich sehr bedauere. Gerade deswegen bilde ich zum Brillenmacher aus. Wie im Mittelalter bekommen die Teilnehmer auch ein Zertifikat von uns, welches natürlich die Lehre zum Augenoptiker voraussetzt.’
Wie viele Brillen hat ein Brillenunternehmer im Schrank?
Dieter Funk: ‚300.000, weil alles, was ich auf Lager habe, gehört mir (lacht). Scherz beiseite. Aktuell trage ich 17 Brillen, mit welchen ich mich – wie die Lieblingsjeans – wohl fühle. Insgesamt sind es weit über 100’.
Was drücken Brillen für Sie persönlich aus?
Dieter Funk: ‚Ich sehe die Brille als ein modisches Gesamtkonzept, das i-Tüpfelchen, um bei einem Menschen den Charakter zu unterstreichen. Das ist für mich Brille. Wo gucke ich zuerst hin? Viele behaupten ja, dass man beim anderen Geschlecht auf ein spezielles Körperteil schaut. Ich behaupte, dass man zuerst ins Gesicht schaut. Und was sehe ich da? Den Menschen, die Harmonie, die Perfektion, das Tolle, die Individualität. Und das alles gehört wie ein perfektes Kunstwerk alles zusammen. Wo der Blick danach hingeht, ist jedem selbst überlassen.’
Vor 25 Jahren haben sie Funk Optik in München-Schwabing gegründet. Zum Brillenunternehmer wird man ja nicht geboren – Ihre Geschichte dahinter?
Dieter Funk: ‚Ich bin schwer fehlsichtig auf die Welt gekommen und das hat meinen Weg praktisch vorgegeben. Ich habe eine Optiker-Lehre in einem sehr konservativen Geschäft gemacht, wo ich keine Brille für mich gefunden habe. Wie man eine Brille von Hand macht, habe ich aber genau in diesem Laden gelernt. Das gefiel mir und hat meinen Weg bestimmt, welcher vor 27 Jahren mit Freudenhaus begann. Mit zwei Partnern gründete ich nämlich das Münchner Unternehmen, aus welchem ich nach 1,5 Jahren ausgestiegen bin, weil sich unsere Wege konträr entwickelten. Meine Investition blieb auf der Strecke und nach dieser Selbstständigkeits-Periode war ich auch persönlich pleite. Nach dem Motto: „Aufstehen und weitergehen“ habe ich dann aus dem Nichts die Firma Funk Optik gegründet. Das ist jetzt 25 Jahre her.’
Neben Ihren Funk Optik Shops in ganz Deutschland haben Sie Ihre eigene Funk Optik Manufaktur? Was macht diese so besonders?
Dieter Funk: ‚Es gibt wahnsinnig wenige, welche überhaupt noch Brillen in Deutschland selbst herstellen. Mehr als zehn Brillenmanufakturen dürften es nicht sein. Die meisten davon sind Auftragsproduzenten, sogenannte Lohnhersteller. Das ist auch der Grund, warum es die Ausbildung zum Brillenmacher nicht mehr gibt. Als wir vor zehn Jahren unsere Brillenmanufaktur in Kinsau (Nähe Ammersee neu gebaut) eröffnet hatten, waren wir Rookies. Nur unsere eigenen Sachen werden hier hergestellt und durch die spezielle Architektur unseres Manufaktur-Gebäudes kann man alle handwerklichen Schritte bei der Brillenherstellung verfolgen. Sozusagen eine gläserne Manufaktur. Ob Kunden, Optiker, oder Brillenbegeisterte – nach Voranmeldung machen wir gerne eine exklusive Führung.’
Wie lange dauert die Brillenherstellung in der Manufaktur?
Dieter Funk: ‚In unserer Manufaktur stellen wir limitierte Stückzahlen an Designerbrillen her. Wir machen keine 100.000 Stück pro Brille, sondern 300, 400 oder 500 Stück maximal, sozusagen eine Mini-Serienfertigung pro Modell.
Eine Brille herzustellen sind ungefähr 160 Einzelschritte und das ist ein Produktionszyklus, welcher ungefähr drei Monate dauert. Unser Funk Optik Laden in Berlin ist auf Einzel-Maßanfertigung spezialisiert. Durch die vielen einzelnen Schritte muss auch hier der Kunde ca. 70 Tage warten.’
Gibt es bei Funk Optik spezielle Brillen-Kollektionen?
Dieter Funk: ‚Ich entwickele ständig und stetig und wenn mir etwas einfällt, dann wird es schnell umgesetzt. Allerdings gibt es zwei Haupterscheinungstermine – Januar und September – wo man in der Regel neue Brillen-Kollektionen vorstellt. Wenn ich aber eine Idee habe, dann setze ich diese einfach um. Da könnte es auch Juli sein.’
Was ist in Ihren Augen der größte Fehler, welchen Brillenträger machen?
Dieter Funk: ‚Den größten Fehler machen Brillenträger, wenn sie sagen ‚das setzte ich gar nicht auf, weil es mir nicht gefällt“ bevor sie überhaupt die Brille probiert haben. Von den ‚Gesichtszerschneidern‘ will ich erst gar nicht reden.’
Alles geht online, auch der Brillenverkauf. Kann das gut gehen?
Dieter Funk: ‚Ja und Nein. Ich bin jetzt nicht derjenige der sagt „Das Online-Business macht uns kaputt.“ Wir müssen als Brillenmacher intelligent damit umgehen. Es ist eine Entwicklung, welche passieren wird. Wenn man es ordentlich und gut zusammenbringt, dann hat alles seine Berechtigung. Auf keinen Fall darf man sich vor Neuem verschließen.’
Bleibt neben dem Brillenmachen überhaupt Zeit für ein Hobby?
Dieter Funk: ‚Bis vor sieben Jahren war ich auf der ganzen Welt meistens an den Samstagen als DJ unterwegs. Wenn man aber am Montag wieder um sieben in der Firma sein soll, geht das nicht lange gut. Die 12.000 Schallplatten sind mein Hobby. Ganz zufällig steht meine komplette Diskothekenanlage mit zwei DJ-Plattenspielern in der Kantine der Funk Optik Manufaktur. Ab und zu lege ich für mich oder für ein paar Auserwählte spontan auf.’
Neben Funk Optik waren sie mit einem Funk Food Stand auf der opti präsent. Was sind genau die Label-Unterschiede?
Dieter Funk: ‚Die Kollektion Funk Food gibt es jetzt elf Jahre. Die Idee mit Funk Food kam von den Funk Sunglasses, welche vor allem im Extremsport-Markt ihre Fans hatten. Ob Sportshops oder Boutiquen – wir hatten eine große Fangemeinde. Doch ich wollte zu meinen Wurzeln für Handgemachtes zurück. Exklusiv, schön, chic, detailversessen und plötzlich den dreifachen Preis. Da kam mir die Idee, die Kollektion Funk Food zu kreieren. Funk Food ist eine Persiflage auf Fast Food, auf Consuming, always fresh eyewear. Parallel brauchte ich ein Spielfeld für kreative Entwürfe. Die Kollektion Dieter Funk ist eher maskulin, unisex. Sie ist etwas dezenter, tragbarer. Die Kollektion Sashee Schuster, die wir fertigen, ist sehr feminin. Bei ‚Funk Food’ haben Sashee und ich unseren Playground. Wenn uns etwas Verrücktes in den Kopf kommt, haben wir bei Funk Food die Möglichkeit, dies zu verwirklichen.’
Gibt es einen Brillen-Trend für dieses Jahr?
Dieter Funk: ‚Es gibt keinen wahren Trend, weil alles Trend ist. Ob massiv, markant, dünnrandig, randlos – es gibt keinen wahren Trend. Wichtig ist, dass man die Brille findet, welche zu einem passt und die Persönlichkeit unterstreicht. Das ist für mich Trend!’