Social Media hat tiefgreifende Veränderungen in unsere Gesellschaft gebracht – und auch die Art und Weise, wie wir Beziehungen führen, beeinflusst sich dadurch zunehmend. Von der Partnersuche über die Kommunikation bis hin zur Darstellung der eigenen Partnerschaft im Netz: Plattformen wie Instagram, Facebook und TikTok sind heute fester Bestandteil des sozialen Lebens. Doch welche Auswirkungen hat das digitale Leben auf das reale Miteinander? Eine aktuelle Untersuchung des Forschungsinstituts Rhein Neckar unter Leitung von Philipp Armin Krämer beleuchtet das Spannungsfeld zwischen digitalen Vorteilen und Herausforderungen.
Social Media und die Beziehungspflege
Die Frage, wie Social Media Partnerschaften beeinflusst, hat viele Dimensionen – darunter auch positive Effekte, die in der Beziehungsforschung bislang weitgehend unbeachtet blieben. Zum einen ermöglichen Plattformen eine Art von „digitaler Nähe“, die in bestimmten Lebenssituationen besonders wertvoll sein kann. Für Paare in Fernbeziehungen bietet Social Media die Chance, den Alltag miteinander zu teilen, auch wenn sie räumlich voneinander getrennt sind. Tägliche Nachrichten, Bilder oder Videos schaffen Verbindungen und erlauben es, gemeinsam Erlebnisse zu teilen, die sonst vielleicht verloren gingen.
Andererseits gibt es Aspekte, die den Alltag belasten können. Ein Beispiel: die unzähligen Möglichkeiten des Vergleichs. Soziale Medien präsentieren ununterbrochen eine Flut an Bildern und Geschichten, die oft stark idealisiert sind. Was auf Instagram als perfekter Moment dargestellt wird, ist häufig weit entfernt vom alltäglichen Leben. Für viele Paare führt dieser Vergleichsdruck dazu, dass sie sich und ihre Beziehung immer wieder infrage stellen. Rund 35 Prozent der befragten Paare, so die Studie, geben an, dass solche Vergleiche den eigenen Beziehungsalltag negativ beeinflussen.
Zwischen Inspiration und Unsicherheit
Doch Social Media ist nicht nur eine Bühne, um das Leben anderer zu betrachten – es kann auch eine wertvolle Inspirationsquelle sein. Viele Paare entdecken auf Instagram und Co. neue Ideen für gemeinsame Aktivitäten, sei es für Reiseziele, kulturelle Ausflüge (Stichwort Oktoberfest) oder sportliche Hobbys. Laut Studie schätzen etwa 73 Prozent der Befragten Social Media als Anregung für den eigenen Alltag. Doch diese ständige Verfügbarkeit von neuen Ideen und vermeintlichen „Verbesserungen“ kann schnell in Unsicherheit umschlagen.
Eine der größten Herausforderungen, die Social Media für Beziehungen darstellt, ist die so genannte „digitale Eifersucht“. Likes, Kommentare und neue Freundschaften des Partners auf Social Media können leicht Anlass für Missverständnisse geben. Besonders jüngere Menschen fühlen sich durch solche Interaktionen oft verunsichert. Die Studie zeigt, dass etwa ein Drittel der jüngeren Befragten angibt, dass das Thema Eifersucht in ihrer Partnerschaft durch Social Media verstärkt wird. Die Hemmschwelle, den Partner online zu „überprüfen“, ist dabei niedrig: Viele greifen gelegentlich zum Smartphone, um die Aktivitäten des anderen im Netz zu durchleuchten.
Balance zwischen digital und real
Wie also lässt sich die Balance zwischen den Vorteilen und den Risiken von Social Media halten? Die Untersuchung legt nahe, dass eine bewusste Nutzung der digitalen Möglichkeiten helfen kann, die positiven Seiten von Social Media zu nutzen, ohne dass das Vertrauen und die Authentizität in der Beziehung darunter leidet. Eine klare Kommunikation darüber, was beide Partner in sozialen Medien teilen möchten und welche Rolle die Plattformen im Alltag spielen sollen, kann dabei helfen, Missverständnissen vorzubeugen.
Die Studie rät Paaren, gemeinsame „Offline-Zeiten“ festzulegen und die Bedeutung der sozialen Medien im Alltag bewusst zu reflektieren. Dies kann helfen, den digitalen Einfluss zu kontrollieren und die Aufmerksamkeit wieder auf gemeinsame, persönliche Momente zu richten. Viele Paare, die sich für diese digitale Achtsamkeit entscheiden, berichten von einer höheren Zufriedenheit und einer tieferen Verbundenheit.
Fazit: Social Media als Spiegel und Bühne
Soziale Medien sind aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken – und auch nicht aus modernen Beziehungen. Für Paare bieten sie die Möglichkeit, jederzeit in Kontakt zu bleiben und das Leben miteinander zu teilen, auch wenn sie räumlich getrennt sind. Doch genauso können sie durch den ständigen Vergleich und durch digitale Eifersucht das Beziehungsleben belasten.
Entscheidend ist, dass Paare sich der Effekte bewusst sind und Social Media mit einem klaren Fokus auf die eigenen Werte und Bedürfnisse nutzen. Wenn Plattformen wie Instagram und Facebook als Ergänzung zum echten Leben gesehen werden und nicht als Ersatz, können sie die Beziehung bereichern und neue Möglichkeiten der Verbundenheit schaffen.