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Filmfest München: Diana Iljine über Warholmania und unterschätzte Schauspieler

Seit vier Jahren kennt man Diana Iljine als Chefin vom Filmfest München und jedes Jahr macht sie dieses noch attraktiver. 2015 werden bereits ab Donnerstag Filme zelebriert, mit ‚Warholmania‘ werden Meisterwerke von Warhol zu sehen sein, welche man noch nie in Europa zu Gesicht bekommen hat und sie vertritt eine gesunde Star-Politik, denn ‚Schauspieler wie Veronika Ferres oder Til Schweiger müssen wir hegen und pflegen und nicht neidisch auf ihre Erfolge sein.‘ Christiane Wolff hat die engagierte Film-Liebhaberin ein paar Tage vor dem beginnenden Film-Gipfel getroffen.

filmfest münchen
Schon seit jungen Jahren ist Diana Iljine bekennende ‚Filmaholic‘. Als Chefin vom Filmfest München könnte es keine bessere geben!

1. Worauf freust Du Dich am meisten beim kommenden Filmfest München?

Diana Iljine: ‚Ich freue mich auf unsere vielen Gäste, die aus aller Welt kommen – wir präsentieren ja an die 180 Filme aus über 50 Ländern. Durch die Digitalisierung, die das ‚Filme machen‘ erschwinglicher gemacht hat, tauchen plötzlich Filmländer auf der Landkarte auf, die bei uns noch weitgehend unbekannt sind. So tauchen Filme aus Trinidad, Tobago, Vietnam oder Jordanien bei uns auf. Das finde ich schon ganz besonders. Ich freue mich sehr auf die Filme und Gäste aus diesen Ländern.‘

2. Was kann München besser als Berlin in Sachen Film?

Diana Iljine: ‚Besser kann man nicht sagen, anders! Berlin ist ein sogenanntes A-Festival, das Welturaufführungen zeigen muss und mein Kollege Dieter Kosslick dreht dort ein riesiges Rad. Beim Filmfest München geht es etwas kleiner und intimer zu. Deswegen ist der Zuschauer in München ganz nah am Geschehen dran. Alle unsere Galas sind offen und jeder kann mit unseren Stars und Regisseuren in Kontakt kommen. Das ist das Schöne an München! Und natürlich das sommerliche Wetter (lacht)! Das trägt sehr zum Wohlbefinden der Gäste bei. Die Zuschauer kommen in Scharen. Obwohl das Filmfest letztes Jahr während der WM stattfand, kamen 5.000 Zuschauer mehr als 2013. Das ist ein großer Erfolg. Auch die Branche liebt es, sich im Sommer in München zu treffen und in dieser entspannten Atmosphäre über Drehbücher, Koproduktionen und andere Themen zu sprechen.‘

3. Welche Neuerungen gibt es in diesem Jahr?

Diana Iljine: ‚Wir engagieren uns im Bereich Internet und Social Media stärker – über 50 Prozent unserer Tickets werden inzwischen online gekauft. Auf Facebook & Co. treten wir mit der jungen Zielgruppe in Kontakt. Wir haben ein riesiges und tolles Vernetzungsprojekt, bei dem wir mit dem Museum Brandhorst kooperieren. Das Thema Vernetzung ist mir auch stadtpolitisch sehr wichtig, das ist auch durch die TIM Gruppe ganz stark gefördert worden. Gemeinsam mit dem Museum Brandhorst richten wir dieses schöne Projekt aus, das Katja Eichinger uns gebracht hat. Katja Eichinger und Glenn O’Brien, ein langjähriger Vertrauter von Andy Warhol, präsentieren unter dem Titel ‚Yes! Yes! Yes! Warholmania in Munich‘ Filme von Warhol, die noch nie in Europa zu sehen waren. Dazu kuratiert Katja die Reihe ‚Beyond Warhol‘, das sind Filme, die es ohne Andy Warhol so nie gegeben hätte. Warhol hat so nachhaltig Kunst, Kultur und auch Mode beeinflusst. Das Museum Brandhorst stellt erstmals seine komplette Andy-Warhol-Sammlung aus – das sind über 100 Werke. Das kreiert schon jetzt einen Riesenbuzz!‘

4. Was sind Deine persönlichen Favoriten?

Diana Iljine: ‚Warholmania‘ ist mein absoluter Favorit! Ansonsten haben wir natürlich wieder fantastische Ehrengäste. Wir eröffnen mit einem französischen Film von Arsenal Film, ‚Den Menschen so fern‘. Das ist eine Art Western, der in Algerien während des Bürgerkriegs spielt. Hauptdarsteller ist Viggo Mortensen, der auch zu uns kommt. Da freue ich mich natürlich sehr! Die Retrospektive für den genialen US-Regisseur Alexander Payne ist auch eine wunderbare Reihe. Außerdem verleihen wir zwei Ehrenpreise an den französischen Regisseur Jean-Jacques Anaud, und an Rupert Everett – nach Michael Caine begrüßen wir also wieder einen der ganz großen britischen Schauspieler in München.‘

5. Was an Deinem Job ist Dir denn das Allerwichtigste?

Diana Iljine: ‘Das Schönste an meinem Job ist das Filmeschauen! Ich liebe Kino absolut leidenschaftlich. Ich habe schon während der Uni-Zeit an Filmproduktionen mitgearbeitet, meine Magisterarbeit über Bernd Eichinger geschrieben. Daraus ist dann ein Buch über Filmproduktion geworden. Ich habe auch Film- und Medienwissenschaften studiert und meine ganzen Praktika im Bereich Film und Fernsehen gemacht. In meinem Job als Filmfest-Chefin fließt all das nun zusammen – für mich ist das wirklich ein Traumjob. Ich kann sehr viel gestalten und solange das Filmfest München erfolgreich ist – und das ist es! – bin ich mit meinem tollen Programmteam sehr frei in der Gestaltung. Ein herrlicher Job, bei dem mir auch mein zweites Studium – ein Wirtschaftsstudium an der Steinbeishochschule in Berlin sehr geholfen hat.‘

6. Wolltest Du denn nie selber vor oder hinter die Kamera?

Diana Iljine: ‘Ich war sehr früh schon Aufnahmeleiterin bei einem Film mit dem Titel ‚Des Teufels Paradies‘. Da war ich für drei Monate in Thailand und habe mitbekommen, wie anstrengend und intensiv diese Filmproduktionsarbeit ist. Du arbeitest, schläfst, isst mit dem Team drei Monate Tag und Nacht ganz intensiv – und siehst sie anschließend vielleicht nie wieder! Das kann ich nicht. Ich arbeite gern in Teams, mit Menschen, die ich gerne wieder sehe oder bei denen ich mich wieder melden kann. Das ist auch ein sehr unstetes Leben – und mein Privatleben ist mir wichtig!‘

7. Was sind privat Deine Lieblingsfilme?

Diana Iljine: ‘Ich habe so ein paar alte Renner, die ich sehr liebe. ‚Die Brücken am Fluss‘ und ‚The Deer Hunter – Die durch die Hölle gehen‘. Der ist mit einem meiner Lieblingsschauspieler, Christopher Walken. Außerdem habe ich aus der Filmfest-Reihe Neues Deutsches Kino einige Lieblinge. In letzter Zeit gab es viele fantastische Filme, beispielsweise ‚Victoria‘, ‚Finsterworld‘, ‚Dessau Dancers‘ oder ‚Ein Geschenk der Götter‘.‘

8. Welcher Schauspieler ist Deiner Meinung nach ‚unterschätzt’?

Diana Iljine: ‘Ich habe gerade einen erwähnt: Christoph Walken. Es gibt jede Menge Schauspieler, die selten Hauptrollen spielen, aber in Nebenrollen glänzen und oft viel geerdeter sind als die, die immer in der ersten Reihe stehen. Ich finde, dass die deutschen Schauspieler wahnsinnig unterschätzt werden. Sowohl unter den Frauen als unter den Männern gibt es absolute Stars, z.B Daniel Brühl, Edgar Selge, Meret Becker, Bibiana Beglau oder Florian Stetter. Es kann nicht sein, dass wir alle nur auf Christopher Waltz stehen, weil er es nach Hollywood geschafft hat. Er ist ohne Frage ein fantastischer Schauspieler – aber es gibt noch andere. Wir sollten auch Stars wie Veronika Ferres oder Til Schweiger hegen und pflegen und nicht neidisch auf ihren Erfolg sein. Ohne die beiden sähe unsere gesamte Film- und Fernsehindustrie nämlich ganz anders aus.‘

9. Gibt es einen Schauspieler, den Du beim Filmfest München noch nicht dabei hattest, Dir aber absolut wünschst?

Diana Iljine: ‚Ich bin seit Jahren an den Hollywood Schauspielerinnen dran. Sie sind aber schwieriger zu bekommen, weil die Frauen nach getaner Arbeit in der Regel schnell zurück zu ihren Familien möchten. Da sind die Männer ganz anders, die reisen mehr und lieber! Ich würde z.B. Julian Moore oder Meryl Streep sehr gerne einmal in München begrüßen.‘

10. Wie wichtig ist in München das Netzwerken? Wo muss man als Filmfestchefin unbedingt dabei sein?

Diana Iljine: ‚Ich bin privat schon seit langer Zeit beim Filmstammtisch mit Filmfreunden, das ist mein ganz privates Netzwerk. Meine Gesellschafter sind die Stadt, der Staat, der BR und die SPIO, die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft – dadurch bin ich automatisch in einem Netzwerk, das gepflegt sein will… Ich bin in dem Frauennetzwerk FIDAR, weil ich möchte, dass die Frauen mehr in die Aufsichtsräte kommen und in der TIM Gruppe, Tourismus München. Das ist eine ganz schlagkräftige Truppe, die München weiter nach vorne bringen möchte. Ich bin mit Netzwerken also gut ausgelastet.‘

11. Was versprichst Du Dir von der Mitgliedschaft bei TIM und was ist Deine Vision für die Initiative?

Diana Iljine: ‚Ich bin in der Kulturgruppe von TIM (Tourismus Initiative München). Wir müssen hier erstmal Basisarbeit leisten. Mit der neuen Tourismus-Chefin in München haben wir eine sehr professionelle, engagierte und offene Expertin und wir müssen und wollen es schaffen, München auch als Kulturstandort wieder ganz nach vorne zu bringen. Alle schauen nach Berlin und New York oder Barcelona. Ich finde, München ist unglaublich – mit den Museen, den Orchestern, dem neuen Lenbachhaus, tollen Intendanten im Bereich Theater. Ich finde, wir können uns damit auch international wirklich sehen lassen. Und wenn wir alle an einem Strang ziehen, dann schaffen wir das auch. Ich fände es schön, wenn wir nicht nur auf Schickimicki und Oktoberfest reduziert werden. Daran wäre mir sehr gelegen!‘

12. Was muss man touristisch unbedingt in München gesehen haben?

Diana Iljine: ‘Den Hit finde ich das neue Lenbach Museum mit den Impressionisten und Expressionisten, das ist ganz sensationell! Ich liebe einfach alle Museen, auch das Café in der Glyptothek, das ist mein kleiner Rückzugsort. Und den Nordteil den Englischen Garten, der ist so herrlich wild und frei.‘

13. Wo triffst Du Dich mit Menschen aus dem Business zum Lunchen oder Dinner, und wo privat?

Diana Iljine: ‘Privat treffe ich mich tatsächlich gerne privat und lade auch gerne zu mir ein. Und halb privat, halb business ist das Schumann’s immer noch der Klassiker. Mit ausländischen Gästen gehen wir in der Stadt gerne ins Weinhaus Neuner, das ist einfach klassisch und schön. Und es gibt gutes Essen!‘

 

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