Seit über 380 Jahren erzählen die Oberammergauer mit den Passionsspielen alle zehn Jahre die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesus Christus. Ausgerechnet dieses Jahr soll die Geschichte von Tagelöhner Kaspar Schisler Premiere feiern, welche uns zeigt, das man keine Krankheit unterschätzen soll. Die Pest – wie Coronoa durch eine Zoonose vom Tier auf den Menschen übertragen – und dann durch eine Tröpfcheninfektion hochansteckend von Mensch zu Mensch, wurde durch einen Oberammergauer in den Ort eingeschleppt. Regisseur ist Christian Stückl, seit 1987 Spielleiter der Passion und Intendant des Münchner Volkstheaters blickt auf monatelange Proben hinter sich. Aber werden die Passionsspiele in Oberammergau 2020 überhaupt stattfinden können?
Aufführungsort ist das beeindruckende Passionstheater Oberammergau. Mit 4.500 Sitzplätze ist es die größte Freiluftbühne mit überdachtem Zuschauerraum weltweit. 2020 steht eine ganz besondere Premiere ins Haus: Das Pestspiel! Durch die Covid-19-Pandemie sind die Premieren aber derzeit ausgesetzt. Ob der Start Mitte Mai eingehalten werden kann steht in den Sternen!
Pestspiel aktueller denn je
Im Zentrum der Handlung steht der Tagelöhner Kaspar Schisler, welcher aus Sehnsucht nach seiner Familie an den Pestwachen vorbei zurück in seinen Heimatort Oberammergau schlich. So kam die Pest in das Dorf und raffte Schisler selbst und weitere 84 Bewohner dahin. Daraufhin gelobten die Oberammergauer alle zehn Jahre die Passion auf die Bühne zu bringen, wenn Gott sie von nun an vor dem schwarzen Tod verschonen würde. Das tat er. Das Pestspiel wird jetzt im Jahre 2022 im Passionstheater aufgeführt.
In einer fünfeinhalb Stunden dauernden Aufführung stellen die Dorfbewohner Oberammergaus das Leiden, Sterben und die Auferstehung Christi nach. An dem umfangreichen Epos treten an 103 Spieltagen rund 2.400 Dorfbewohner auf. Unterteilt in elf Szenen beginnt das Passionsspiel mit dem Einzug von Jesus Christus in Jerusalem, gefolgt vom Abendmahl bis hin zur Kreuzigung und der Auferstehung. Der erste Teil startet am Nachmittag, nach einer dreistündigen Pause folgt der zweite Teil. Auch in 2020 werden dazu wieder Kompositionen des gebürtigen Oberammergauers Rochus Dedler (1779-1822) im Mittelpunkt stehen, mit musikalischer Begleitung von 55 Instrumentalisten und über 100 Chorsängern.