Freitag , März 29 2024
Home / Kunst & Kultur / Oberammergau: Sonderausstellung zu den Passionsspielen

Oberammergau: Sonderausstellung zu den Passionsspielen

Die neue Ausstellung im Oberammergau Museum schlägt mit Haaren und Kostümen der Darsteller als Kunstobjekte gekonnt eine Brücke zwischen Kunst und Passionsspielen. Ein verbindendes Element sind auch die Kostümwände, die das Museum von außen verhüllen und sich im Inneren fortsetzen.

Mit Kostümen der Passionsspiele wurde die Fassade des Oberammergau Museums verhüllt. Foto: Oberammergau Musem
Mit Kostümen der Passionsspiele wurde die Museums-Fassade verhüllt. Foto: Andrea Sorg / Oberammergau Museum

Für die Fassade wurden die Gewänder der vergangenen zwei Passionsspiele mit Leim auf Zementfaserplatten aufgebracht. Mitte Oktober kann man dann bei Interesse die einzelnen Platten der „Außenhaut“ käuflich erwerben (Reservierung ab 30. April). Das nachhaltige Konzept sieht vor, dass auch den inneren Stellwänden neues Leben eingehaucht wird. Die Stoffe werden z.B. zu Handtaschen verarbeitet. Alles über das neue Gesamtkunstwerk, welches es bis 16. Oktober 2022 in Oberammergau zu betrachten gibt.

Um die Verfremdungseffekte der Verhüllungen zu verstärken, werden die einzelnen Themen der Ausstellung mit veränderten Lichtverhältnissen, Projektionen und Klängen untermalt. So hört man in dem Raum, in dem es um Mensch und Gesellschaft geht, ein Raunen und Flüstern in einem anderen ein rhythmisches Tropfen und im Dachgeschoss schließlich eine auf den Raum und zu den Projektionen komponierte Klanginstallation.

„(IM)MATERIELL – Stoff, Körper, Passion“ im Oberammergau Museum

Kernbestand der Sammlung sind figürliche Holzschnitzereien aus vier Jahrhunderten, die Leben und Leiden, Ängste, Sorgen und Hoffnung der Menschen thematisieren. Damit knüpfen sie an das Thema Passion perfekt an. Der oberbayerische Ort Oberammergau ist bekannt für seine traditionellen Schnitzereien. Um die Aufmerksamkeit auf bestimmte Objekte zu lenken, wurden andere auf verschiedenste Weisen verdeckt – nach dem Motto „sichtbar machen durch verhüllen.“

„Geburt und Sterben, Glücksgefühle ebenso wie das Leiden oder Leben in Familie und Gesellschaft – diese Themen sind sowohl zentrale Aspekte des Menschseins als auch eng mit der Passion Christi verknüpft“, sagt Dr. Constanze Werner. Als Leiterin des Oberammergau Museums, welches zu den bedeutendsten kulturhistorischen Museen in Bayern gehört, geht sie das Thema Nachhaltigkeit nach Ausstellungen neu an.

Das nachhaltige Konzept sieht vor, dass auch den inneren Stellwänden neues Leben eingehaucht wird. Die Stoffe werden nach der Ausstellung z. B. zu Handtaschen verarbeitet.

Museums-Schnüre aus den Haaren der Darsteller

Die Ausstellung beginnt in der Krippenabteilung – die riesige historische Kirchenkrippe wurde schon von König Ludwig II. bewundert – mit dem Thema Geburt bei der Heiligen Familie. Weiter geht es durch die historischen Räume im ersten Stock bis zu einer betretbaren Projektions- und Klanginstallation im Dachgeschoss.

Den Weg durch die Ausstellung weisen dabei Schnüre, die ein Oberammergauer Künstler aus den langen Haaren der Darsteller gedreht hat. Traditionell ab Aschermittwoch im Jahr vor der Premiere – dieses Mal am 14. Mai – sorgt der Haar- und Barterlass bei den rund 2100 Darstellern für eine stetige Vermehrung von Haupt- und Barthaar. Die meisten trennen sich dann sofort nach der letzten Vorstellung, in diesem Jahr am 2. Oktober 2022, von der Pracht. „Die Schnüre werden nicht nur durch die Ausstellung leiten, sondern stehen auch als Zeichen für Verbindung. Was Menschen schaffen können, wenn sie sozusagen an einem Strang ziehen.“

Neue Raumstrukturen

Ein verbindendes Element sind auch die Kostümwände, welche das Museum von außen verhüllen und sich im Inneren fortsetzen. „Dadurch entstehen neue Raumstrukturen, ein verfremdetes Innerhalb und ein normales Außerhalb des Kubus, den der Besucher immer wieder betritt und verlässt.“ Die Gewänder der vergangenen zwei Passionsspiele wurden mit Leim auf Zementfaserplatten aufgebracht. Mitte Oktober kann man dann bei Interesse die einzelnen Platten der „Außenhaut“ käuflich erwerben (Reservierung ab 30. April).

Als Symbol für den (im)materiellen Austausch und die Gemeinschaft zwischen den Menschen erhalten alle Besucher zum Abschluss ein kleines Stück Stoff der alten Volksgewänder. Denn „Erlösung funktioniert nur, wenn man etwas gibt.“

Infos zur Ausstellung

Der Eintritt kostet für Erwachsene 3,50 Euro, Kinder zahlen 1,50 Euro.

Öffnungszeiten:
Von 23. April bis 13. Mai von 10 bis 17 Uhr.
Von 14. Mai bis zum 14. August an den Oberammergau Passionsspiele Spieltagen von 9 bis 14 Uhr und von 17 bis 19.30 Uhr.
Von 15. Augst bis 2. Oktober an den Spieltagen von 9 bis 13 Uhr und von 16 bis 18.30 Uhr.
An den spielfreien Tagen von 9 bis 18 Uhr. Von 3. bis 16. Oktober von 10 bis 17 Uhr (Di-So).

LESETIPP

Guide Michelin: Wer seinen Stern/Sterne in München verteidigt und NEU hat

Sterneregen für München! Neben einem neuen 3-Sterne-Restaurant eines Ex-Münchners gibt es zwei neue 2-Sterne-Restaurants und zwei Neuzugänge bei den 'Grünen Sternen!'. Im digitalen Zeitalter ist der Guide Michelin als Qualitätsinstanz für Restaurants nicht mehr wegzudenken.

Relais & Châteaux Gut Steinbach: Perfekt für einen Gourmetausflug

Ab Mai setzt Gut Steinbach seine Gourmetreihe im Chiemgau fort. Sternekoch Bobby Bräuer aus dem Münchner EssZimmer trifft auf Achim Hack, welcher den Grünen Michelin-Stern für besonders nachhaltige Gourmetküche hält.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner