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Covid-19 Pandemie: ‚Nicht die erste und auch nicht die letzte Epidemie‘

Der Psychoneuroimmunologe und Psychosomatiker Joachim Bauer hält die bisher verordneten Maßnahmen gegen COVID-19 für richtig, warnt aber vor einer längerfristigen Aufrechterhaltung. „Mehr als vier Wochen halten die meisten Menschen das psychisch nicht durch“. Die Folgen einer längerfristigen Kontaktsperre wären nicht nur politisch, wirtschaftlich und kulturell, sondern auch sozialpsychologisch verheerend. Aber der Bestseller-Autor geht noch weiter und sagt: ‚Politik muss mehr sein als Virologie und Epidemiologie! Ein längerfristiger Verzicht auf fundamentale Freiheitsrechte auch noch nach dem 19. April 2020, wie er derzeit von einigen Virologen und Epidemiologen avisiert werde, gleiche einem aus Angst vor dem Tode vorgenommenen präventiven Suizid!‘ Aber wie lange wird uns die Covid-19 Pandemie letztendlich begleiten?

Covid-19-Pandemie
Univ.-Prof. Dr. Joachim Bauer ist Professor für Psychoneuroimmunologe, Facharzt für Innere Medizin und für Psychiatrie und in beiden Fächern auch habilitiert. Von der Corona-Krise ist er nicht nur persönlich wegen einer Bronchial-Allergie betroffen (was ihn zu einem Teil der Risikogruppe macht), sondern auch als gesetzlicher Betreuer seiner 89-jährigen, in einem Berliner Pflegeheim lebenden erblindeten Mutter. Bauer forschte am Mount Sinai Medical Center in NYC über Immunbotenstoffe und war lange Jahre am Uniklinikum Freiburg tätig. Er lebt und arbeitet in Berlin, wo er eine Gastprofessur innehat und an verschiedenen Instituten als Dozent tätig ist. Bauer ist Autor viel beachteter Sachbücher, darunter mehrere Bestseller

„Zwischenmenschliche Nähe ist, wenn sie einem Menschen nicht aufgezwungen wird, eine der stärksten heilsamen Drogen“, so Bauer. Er fordert einen schnellen und massiven Ausbau medizinischer Einrichtungen. „Politik muss mehr sein als Virologie und Epidemiologie. Dass sich diejenigen, die sich dem angeblich alternativlosen Rational einiger Epidemiologen und Virologen nicht beugen, dem Verdacht aussetzen, mit den Erkrankten nicht solidarisch sein zu wollen, ist inakzeptabel“, so Bauer, der auch Facharzt für Innere Medizin und Psychiatrie ist. Die bisherigen Anstrengungen zum Ausbau der medizinischen Versorgung der Gefährdeten reichten, so Bauer, bei Weitem nicht aus.

Symptome vom SARS-CoV2 Virus ausgelösten Krankheit COVID-19

Bisher vorliegende Studien zeigen, dass über 80% der Infizierten nur leichte bis mittelschwere Symptome (in der Regel mit Husten und Fieber), ähnlich einer Grippe haben. Da aber bei bis zu 20% der Infizierten der Virus zu einer schweren Lungenentzündung führt, handelt es sich um eine überaus ernst zu nehmende Erkrankung.

Etwa fünf Prozent der Infizierten brauchen intensivmedizinische Behandlung mit maschineller Beatmung. Die bisher gehandelten Prozentzahlen des Anteils schwer Erkrankter, ebenso wie die Angaben zum Anteil der an der Infektion Verstorbenen sind tatsächlich vermutlich deutlich niederer. Der Grund dafür ist, dass die bisher vorliegenden Studien sich nicht auf die Gesamtheit von Infizierten in der Bevölkerung bezogen, sondern auf Menschen, die sich in einer Klinik vorgestellt hatten. Alle Experten gehen von einer nicht erfassten hohen Zahl unerkannt Infizierter aus, die nur geringe Symptome entwickeln. Aufgrund dieser „Dunkelziffer“ ist der tatsächliche prozentuale Anteil derer, die schwer erkranken oder der Infektion erliegen, als weit geringer anzunehmen als bisher vermutet. In Deutschland liegt der Anteil der Verstorbenen unter den SARS-CoV2-Infizierten nach neuesten Zahlen bei 0,4%.

Mit wie vielen Corona Patienten rechnen Sie ?

50-60 Mio. Deutsche werden den Virus bekommen

Virologisch und epidemiologisch unbestritten ist, dass wir alle der Infektion auf Dauer nicht entkommen können. Konsens der Fachleute ist, dass wir einer „Durchseuchung“ (etwas vornehmer ausgedrückt: Herdenimmunität) entgegengehen: An deren Ende werden bis zu 70% der Bevölkerung (das sind in unserem Land 50-60 Millionen Menschen) den Virus „durchgemacht“ und dann eine Immunität erworben haben. Diese bieten dann ihrerseits den restlichen 30% der Bevölkerung, sozusagen als Puffer, einen gewissen Schutz.

Die bisherigen, der Reduktion von Kontakten zwischen den Menschen dienenden Maßnahmen haben – was gerne verdrängt wird – nicht das Ziel, Menschen vor der Infektion zu schützen. Sie sollen lediglich verhindern, dass sozusagen „alle auf einmal“ krank werden und unsere medizinischen Einrichtungen überfordern. Daher sind die Maßnahmen jetzt erst einmal richtig. Auf längere Sicht schützen sie aber niemanden, auch die besonders Gefährdeten nicht vor einer Infektion!

Wie lange wird die Covid-19 Pandemie dauern?

Unsere Gesellschaft steht vor einem Dilemma: Je konsequenter und länger wir die radikalen Maßnahmen der Kontaktsperre aufrechterhalten, desto weniger Menschen werden zu einem gegebenen Zeitpunkt krank, desto länger würde es aber auch dauern, bis die genannten 70% der Bevölkerung, also rund 50-60 Millionen Menschen „durchinfiziert“ wären.

Virologen und Epidemiologen wie der Direktor des Robert-Koch-Instituts haben nur das eine Ziel vor Augen: der Kurvenverlauf müsse abgeflacht werden, um unsere medizinischen Einrichtungen, die als nur wenig veränderbare, konstante Größe kalkuliert werden, nicht zu überlasten. Diese Argumentation ist zunächst einmal richtig. Dass an einer Lungenentzündung erkrankte Menschen, wenn sie stationäre Behandlung brauchen (nicht alle brauchen sie), eine Klinik finden, ist ein „Muss“. Menschen haben, damit ihre Gesundheit geschützt bleibt, aber nicht nur körperliche, sondern auch psychische, soziale und kulturelle Bedürfnisse, die ebenso zu beachten sind, in ihrer Bedeutung aber gerne unterschätzt oder gering gehandelt werden. Politik hat das gesamte Spektrum dieser Bedürfnisse im Auge zu behalten.

Was macht so eine Ausgangssperre mit dem Menschen ?

Menschen können ohne sozialen Kontakt auf Dauer nicht auskommen

Menschen sind ausweislich ihrer neurobiologischen Konstruktionsmerkmale auf sozialen Kontakt angewiesene Wesen. Zwischenmenschliche Nähe ist, wenn sie einem Menschen nicht aufgezwungen wird, eine der stärksten heilsamen Drogen, die wir kennen. Psychisches Erleben hat tiefgreifende, wissenschaftlich nachweisbare – und tatsächlich unendlich oft nachgewiesene – Auswirkungen auf die biologischen Abläufe des menschlichen Körpers. Das menschliche Gehirn – US-Kollegen prägten den Begriff des „social brain“ – konvertiert psychische und soziale Erfahrungen in Biologie. Mit am stärksten davon betroffen ist das menschliche Immunsystem, dessen biologische Abwehrkräfte erlahmen, wenn Menschen Einsamkeit oder soziale Ausgrenzung erleben. Dass die moderne Medizin, auf die wir uneingeschränkt stolz sein können und selbstverständlich nicht verzichten wollen, diesen Aspekt unterbewertet, ist bedauerlich, macht ihn aber nicht weniger bedeutsam. Menschen ohne Kontakt werden krank und depressiv oder aggressiv.

Corona wird schon als Digitalisierungsbeschleuniger dargestellt – Wie sehen Sie das ?

Digitale Medien sind kein Ersatz

Gemeinschaft, soziale und kulturelle Verbundenheit sind unersetzliche, essentielle Lebensbedürfnisse. Die analoge, physische Gemeinschaft mit anderen Menschen lässt sich durch digitale Kommunikationsmedien für viele Menschen gar nicht, für die andere nur eingeschränkt und jedenfalls nicht auf Dauer ersetzen. Vielen alten Menschen, vielen Blinden oder schwer Behinderten, aber auch vielen Kleinkindern stehen die digitalen Kommunikationsmittel gar nicht zur Verfügung. Aber auch diejenigen, die in der digitalen Welt zuhause sind, wissen, dass der physische Kontakt, der Blick in die Augen eines Anderen, der Austausch eines Lächelns von Angesicht zu Angesicht letztlich nicht zu ersetzen ist. Gemeinsam Ausflüge zu machen, gemeinsam Konzerte zu besuchen oder sich anlasslos treffen zu können sind menschliche Grundbedürfnisse. Weil sie genau das sind, haben wir die Grundrechte. Sie sind kein juristischer Selbstzweck. Sie sekundieren menschliche Grundbedürfnisse.

Was könnten Maßnahmen sein gegen den Total-Kollaps ?

Aus diesen Gründen muss Politik mehr sein als Virologie und Epidemiologie. Politik muss mehrere Zielgrößen im Auge haben. Die körperliche Gesundheit des Menschen ist eine, ja eine besonders wichtige Zielgröße – aber nicht einzige. Ich sehe die Gefahr, dass wir als Gesellschaft dabei sind, unseren Blick unter der Drohung der uns bevorstehenden Epidemie auf die Virologie zu verengen. Die hier von mir nicht weiter thematisierten wirtschaftlichen Schäden, die der Shut-Down vieler gesellschaftlicher Bereiche anrichtet, sind derart gewaltig, dass jetzt hunderte von Milliarden aufgebracht werden sollen, um die Folgen von Maßnahmen wiedergutzumachen, die eigentlich eine Therapie sein sollten.

Dies mag in Ordnung sein. Doch warum verwenden wir nicht einen guten Teil dieser „Bazooka“-Gelder dazu, unsere medizinischen Strukturen in kürzester Zeit baulich, apparativ und personell massiv aufzurüsten? Für eine solche notfallmäßige Hochgeschwindigkeits-Aufrüstung mit Schaffung von 50.000 zusätzlichen Betten nötig wäre ein Betrag in der Größenordnung von 25 bis 50 Mrd. €.

Die aktuelle Covid-19 Pandemie ist nicht die erste, die unser Land heimsucht, und sie wird nicht die letzte gewesen sein. In Deutschland liegt die Influenza-bedingte Übersterblichkeit seit vielen Jahren alljährlich bei über 20.000 Menschen. Neue unbekannte Erreger sind auch in der Zukunft zu erwarten. Daher ist für ein Land wie das unsere eine Bettenreserve für die Notzeiten einer Epidemie unverzichtbar. Sie kann in „Friedenszeiten“ ruhiggestellt werden. Zu einer solchen Reserve zählt auch ein Personalpool von Menschen, die in Friedenszeiten hinreichend trainiert wurden und in Notzeiten kurzfristig aktiviert werden können. Diese Bettenreserve vorzuhalten, wäre, wie wir jetzt sehen, eine weit billigere Angelegenheit als das, was wir jetzt zur Stützung der Wirtschaft und zur Abwendung eines Totalkollaps der Gesellschaft ausgeben müssen.

Was ist der Unterschied zwischen einer Pandemie und Epidemie ?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagt, eine Pandemie sei umgangssprachlich das Auftreten eines neuen Erregers, der sich leicht von Mensch zu Mensch über den Globus ausbreitet. Das unter dem Namen Coronavirus bekannte Sars-CoV-2 wird von der WHO noch als Epidemie eingeordnet.

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