Für die Porzellan Manufaktur Nymphenburg hat Olaf Nicolai 2010 eine limitierte Edition von nur 20 Stück entworfen, zu der ein Service mit Tablett, Teekanne und Teeschale aus schwarzem Biskuit-Porzellan gehört sowie ein von einem Autorenkollektiv geschriebenes Buch und ein eigens entworfenes Servier-Tuch. Mit dem Berliner Künstler Olaf Nicolai hat die Münchner Porzellan Manufaktur wieder einmal bewiesen, daß ein Künstler etwas Einzigartiges schaffen kann, auch wenn er bis dato noch nie mit Porzellan gearbeitet hatte.
Die Oberfläche des Teeservices erinnert an die strukturierten Muster von Korallen und nimmt gleichzeitig Bezug auf die nichtlinearen Wachstumsmodelle der Mathematik. Tatsächlich wurde der Entwurf der Teekanne mit einem medizinischen Softwareprogramm entwickelt, mit dem sich komplexe und asymmetrische Wachstumsprozesse simulieren lassen.
CULA stellte für die Meister der Porzellan Manufaktur eine besondere Herausforderung dar. So musste in der manufaktureigenen Massemühle eine spezielle Porzellanmasse mit besonders hoher Körnung entwickelt werden. Basierend auf einer geheimen Rezeptur entstand so – in der letzten Porzellan Massemühle dieser Art weltweit – die ideale Mischung des Werkstoffs Porzellan für die besonderen Anforderungen von Olaf Nicolais künstlerischer Vision.
Neben dem ästhetischen Anspruch hat Olaf Nicolai der Arbeit CULA einen interaktiven Charakter mitgegeben: Das der Edition zugehörige Buch über die Korallengärten beschreibt im Textfluss genau das Szenario, in dem sich der Leser teetrinkend befindet. Nicolai reflektiert die Teezeremonie und damit die Riten des Teetrinkens selbst.
Dieses Kunstwerk erzählt auch eine Geschichte, denn mit dem Tee-Set CULA thematisiert Nicolai die wirtschaftlichen Aspekte von Zeit und Handel, welche mit der ethnografischen Forschungsarbeit des Anthropologen Bronislaw Malinowski verknüpft ist: Während der 1920er Jahre untersuchte der Wissenschaftler auf den Trobriand-Inseln im westlichen Pazifik die gesellschaftlichen Rituale bei Handel und Tauschgeschäften. Im Speziellen bezieht sich die Arbeit auf die spätere Veröffentlichung von Malinowskis ‚Korallengärten und ihre Magie‘ – eine anthropologische Studie zu Wirtschaft, Handel und Tauschgeschäften, magischen Ritualen und Expeditionen des dort ansässigen Kula-Stamms. Somit ist das Tee-Set wieder etwas ganz Exklusives aus den Münchner Porzellanwerkstätten.