Gabriele Hammerschick von Lodenfrey über Tradition, Trends und die Zukunft der Tracht
„Das Dirndl gehört zum Münchner Lebensgefühl“
Kaum ein Kleidungsstück prägt das Bild Münchens so sehr wie das Dirndl. Für Gabriele Hammerschick, die seit vielen Jahren bei Lodenfrey den Bereich Tracht verantwortet, ist es mehr als Mode:
„Das Dirndl ist kein Kostüm, sondern ein Kleidungsstück, das über Jahrhunderte gewachsen ist. Es vermittelt Identität, Stilbewusstsein und vor allem dieses besondere Münchner Lebensgefühl.“

Qualität, die man sieht und spürt
Ein echtes Luxus-Dirndl erkennt man laut Hammerschick an drei Dingen: Passform, Verarbeitung und Stoffqualität.
„Wir haben den Luxus, Schneiderinnen im Haus zu haben, die Änderungen direkt vornehmen. Dadurch sitzt jedes Dirndl perfekt – und das ist das A und O.“
Neben hochwertigen Stoffen spielen zunehmend nachhaltige Materialien eine Rolle. „Natürlich kostet ein Dirndl bei uns etwas mehr als in der Massenproduktion – aber das spricht für die Qualität und für die Langlebigkeit. Dieses Dirndl kann man auch nach zehn Jahren noch tragen.“
Zwischen Tradition und Moderne
Auch wenn die Tracht traditionsverwurzelt ist, verändert sie sich subtil mit den Modetrends. „Der Monochrom-Look, den man aus der Mode kennt – schlicht, reduziert, modern – spiegelt sich inzwischen auch im Dirndl wider. Trotzdem bleibt die Basis klassisch und zeitlos.“
So wird das Dirndl zum Allrounder: nicht nur für die Wiesn, sondern auch für Abibälle, Geburtstage oder Hochzeiten.
Persönlichkeit zeigen – aber bitte nicht verkleiden
Was verrät ein Dirndl über seine Trägerin?
„Sehr viel! Ob jemand es eher zurückgenommen trägt, sexy, mit Understatement oder auffällig – das alles spiegelt den Charakter wider. Blusen, Schnitte und Längen sind genau die Details, mit denen Frauen eine klare Botschaft senden können.“
Hammerschick warnt aber auch vor Übertreibung: „Viele sehen das Dirndl zur Wiesn als Singlebörse und übertreiben maßlos. Wichtig ist, dass man nicht verkleidet wirkt. Ein Dirndl lebt von Authentizität – nicht vom Karnevalsgefühl.“
Accessoires – das unterschätzte Detail
Für Hammerschick gilt bei Schmuck und Accessoires die Devise „weniger ist mehr“:
„Es kann eine Statement-Kette oder auffällige Ohrringe sein – aber bitte nie zu viel. Alles muss als Gesamtkomposition stimmen. Dann entfaltet das Dirndl seine volle Wirkung.“
Die Zukunft der Tracht
Sorgen um die nächsten Jahre hat die Expertin nicht: „Immer mehr junge Frauen kommen begeistert zu uns und tragen das Dirndl mit Liebe. Das zeigt, dass die Tracht heute wieder selbstverständlich Teil des Kleiderschranks ist.“
Fazit: Luxus, Handwerk und Lebensgefühl
Tracht ist einfach das schönste Symbol für eine Stadt, die Tradition und Mode wie keine andere verbindet.