Am 9. Mai 2012 wird der Preis in Berlin, welcher in der Wirtschaftswelt besonders anerkannt ist, wieder für eine deutsche Unternehmerin vergeben. 1972 wurde der ‚Prix Veuve Clicquot‘ zu Ehren der Unternehmerin Madame Clicquot gegründet, welcher mittlerweile weltweit in 27 Ländern an Business-Frauen für ihren unternehmerischen Elan, ihren Wagemut, ihre Risikobereitschaft und ihre herausragenden Leistungen vergeben wird. Attribute, die einst Basis für den unternehmerischen Erfolg der ‚Witwe Clicquot‘ waren sind die Grundlage für die Auswahl der Unternehmerinnen. Im 21. Jahrhundert ist ein weiterer Aspekt für die Auszeichnung dazu gekommen, nämlich die Leistungen im Bereich Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility. Bis heute ist der Preis in der deutschen Wirtschaftswelt besonders anerkannt. Nach detaillierter Recherche und zahlreichen Bewerbungen stehen vier Finalistinnen für 2012 fest, welche wir Ihnen vorstellen möchten.
So einzigartig wie der Preis ist auch die Geschichte der Veuve Clicquot-Unternehmerin: Nicole Ponsardin übernahm zu Beginn des 19. Jahrhunderts als junge, alleinerziehende Frau im Alter von nur 27 Jahren die Firma ihres verstorbenen Mannes François Clicquot – gegen den Willen ihrer Familie und ihrer Berater. Im Jahr 1810 gründete sie in Reims das bis heute unter dem Namen Veuve Clicquot Ponsardin firmierende Champagnerhaus. Sie erwies sich als außerordentlich willensstarke und fähige Geschäftsfrau und führte das Unternehmen zum weltweiten Erfolg.
Die vier Finalistinnen 2012 unterscheiden sich deutlich, was persönliche Vita, Business Case und Unternehmensgröße betrifft – und doch haben sie eines gemeinsam: Sie haben ihren Erfolg mit Intelligenz, Innovationsgeist und Mut erreicht.
‚Prix Veuve Clicquot‘-Finalistin Carin Benter
2001 wagt Carin Benter als gelernte Betriebswirtin einen Neustart nach der Familienpause und entwirft Lifestyle-Produkte aus hochwertigem, reinem Merinofilz für ihre Firma in Düsseldorf. Was als One Woman-Show in einem Kellerraum und mit einer Minikollektion aus Untersetzern und Tischsets in drei Farben begann, ist heute das florierende Unternehmen ‚daff‘ mit einen Umsatz von 3,5 Mio. Euro. Wachstum finanziert sie ausschließlich aus eigenen Mitteln. daff besetzt als Marktführer eine feine Nische im Einzelhandel, beliefert in Deutschland rund 900 Kunden, darunter exklusive Kaufhäuser, Geschenkboutiquen, Concept-Stores und Museums-Shops, und exportiert mittlerweile in über 30 Länder. Auslöser für ihre Geschäftsidee war ein Geburtstagsgeschenk: vier Tischsets aus Filz. Sie weiß sofort: Das ist mein Material. Und sie erkennt das Potential des völlig aus der Mode gekommenen Naturmaterials als Lifestyle-Produkt für den gedeckten Tisch. Die tatendurstige alleinziehende Mutter macht sich nach zehn Jahren Familienpause auf die Suche nach einem geeigneten Filzlieferanten.
Die heute 58-Jährige packt ihre Artikel ins Auto, geht ‚Klinkenputzen‘ und gewinnt ihren ersten Handelskunden: das Carsch-Haus in Düsseldorf. Neben Design ist Nachhaltigkeit ein wesentlicher Bestandteil der daff-Philosophie. Der Rohstoff Wolle als Basis für das Naturmaterial Filz regeneriert sich auf natürliche Weise und wird exklusiv für daff bei den zwei weltweit führenden Filzfabrikanten produziert. Noch heute geht sie mit den neuen Kollektionen gemeinsam mit ihrem Außendienst auf Verkaufstour. Carin Benters Unterstützung für das Düsseldorfer Frauenhaus und das Kinderhospiz sind bewusst gewählte Engagements der Unternehmerin, in ihrem Engagement für Frauen und Kinder.
‚Prix Veuve Clicquot‘-Finalistin Dr. Antje Eckel
Die Erfolgsstory von Dr. Antje Eckel beweist, wie gerade unkonventionelle Ideen und der feste Glaube daran sie auch in hart umkämpften Marktsegmenten zum unternehmerischen Erfolg führen können. Die heute 48jährige Agrarökonomin hat 1994 mit ihrer Dr. Eckel GmbH in Niederzissen das erste Unternehmen in Deutschland gegründet, das bei seinen Produkten auf antibiotische Zusatzstoffe in der Tierernährung verzichtet. Der Anfang war nicht einfach. Antje Eckel wurde belächelt, herrschte in der von der internationalen Großchemie beherrschten Branche doch die gängige Meinung vor, dass Konzepte ohne antibiotische Leistungsförderer nicht funktionieren könnten. Trotz heftiger Konkurrenz durch die Großchemie konnte sich Antje Eckel im Markt behaupten und wurde dank der ihr eigenen Dynamik und Überzeugungskraft zur ‚Vorreiterin innovativer Futtermittelzusatzstoffe‘. Ihr Unternehmen erwirtschaftete 2011 einen Umsatz von 22 Mio. Euro und nimmt eine Sonder- als auch eine Spitzenstellung in der Branche ein.
Nach ihrer Promotion im Jahr 1993 dachte die Agraringenieurin und dreifache Mutter an Selbständigkeit, um von zu Hause aus zu arbeiten und ‚Familie und gute Ausbildung‘ zu leben. Da der Kapitalaufwand für eine eigene Produktion noch zu hoch war, begann die Unternehmerin zunächst den Handel mit Futterzusatzstoffen. Die erste Anfrage sagte Eckel ab, die Marge wäre für zwei Firmen, einen niederländischen Importeur und ihr als deutscher Handelspartnerin, zu gering gewesen. Trotzdem oder gerade deshalb wollte der Hersteller die Frau kennen lernen, die es ablehnte, eines seiner Produkte zu vermarkten, wo doch Andere Schlange standen. Es kam wie es kommen musste: Man kam doch zusammen und Dr. Eckel hatte einen ihrer bis heute wichtigsten Handelspartner gewonnen.
Ihr erster Angesteller war ihr Ehemann, Dr. Bernhard Eckel, welcher seinen gut dotierten Manager-Job bei einem US-Agrar-Unternehmen aufgab. Als Landwirt und Tiernahrungsexperte ist er seither Leiter Vertrieb und Produktentwicklung im Unternehmen seiner Frau, der Chefin und Alleininhaberin. Um ihr Unternehmen für die Zukunft aufzustellen, treibt Antje Eckel die Internationalisierung stark voran, eröffnet Repräsentanzen in Schwerpunktmärkten und setzt auf Messepräsenz in osteuropäischen oder asiatischen Ländern. Sie möchte sich messen können im umkämpften deutschen Markt, an dem sie stabile 20 Prozent Anteil hat, und auch bei globalen Herausforderungen wie Nachhaltigkeit. Ihr Engagement für Umwelt und soziale Einrichtungen drückt sich in umweltfreundlichen Produktionstechniken am hochmodernen Firmensitz und diversen Sponsorings für lokale Kindertagesstätten und Schulen aus.
‚Prix Veuve Clicquot‘-Finalistin Ute Leube
Sie war nie auf der Suche nach einer Geschäftsidee. Und auch ‚Unternehmerin‘ war im Lebensplan der Berliner Lehrertochter keine Option. Als logische Folge ihrer Begeisterung für Pflanzenheilkunde, ätherische Öle und deren Erforschung wird Ute Leube (60) zur Pionierin und Wegbereiterin der Aromatherapie in Deutschland und Unternehmerin aus Zufall. Heute ist Ute Leubes Primavera Life GmbH Marktführerin, exportiert in 30 Länder und erwirtschaftet mit 157 Mitarbeitern einen Umsatz von über 22 Mio. Euro am Firmensitz im Allgäu. Das Sortiment umfasst neben rund 340 Ölen und Wellnessprodukten, zertifizierte Naturkosmetik und eine Luxusmarke für exklusive SPAs.
Die Erfolgsgeschichte beginnt 1986, mit einem Startkapital von 5.000 D-Mark auf 6 qm Büro- und Lagerfläche im Privathaus. Ute Leube hält Vorträge über Aromatherapie und verkauft selbst abgefüllte Fläschchen mit Aromaölen: 15 Sorten, wobei das Startkapital nur für je einen halben Liter pro Sorte reicht. Langfristige Verträge, feste Abnahmemengen und faire Preise helfen den Bauern, Lebensgrundlagen und Traditionen zu wahren und biologischen Anbau zu fördern. Noch heute sichern diese weitsichtigen Engagements Primavera die wertvollen Rohstoffe. Die ersten 15 Jahre sind eine einzige Erfolgsgeschichte. Die Belegschaft wächst auf 80 Mitarbeiter, der Umsatz klettert auf 20 Millionen D-Mark (ca. 10 Mio. Euro). Ein Neubau wird geplant, es fließen Gelder in die US-Repräsentanz, als die Bankenkrise auch über Primavera Life hereinbricht. Kreditzusagen werden zurückgenommen, bestehende Kredite gekürzt. Für Ute Leube beginnt die schlimmste Zeit ihre Lebens. Verhandlungen mit Banken scheitern, sie muss ihre Mitarbeiter bitten, 30 Prozent der Gehälter zu stunden. Die Belegschaft steht hinter ihr, ein alter Freund investiert in eine stille Beteiligung am Unternehmen.
In der Zeit der Krise reift Ute Leube zur Vollblut- Unternehmerin. Sie lernt mehr als in den guten Jahren. Pünktlich zum 25. Bestehen eröffnet 2011 der neue Firmensitz. Primavera Life ist nicht nur einer der größten Arbeitgeber im Allgäu, sondern setzt auch mit dem nach Feng Shui-Kriterien errichteten, weitgehend CO2- neutralen Firmengebäude Maßstäbe.
‚Prix Veuve Clicquot‘-Finalistin Simone Plitzko
Modedesign ist eine Branche, in der nur einige wenige den Weg nach oben schaffen, geschweige denn, davon leben können. Umso beeindruckender ist der Werdegang von Simone Plitzko (38), Diplom-Modedesignerin und Inhaberin der Agentur für Corporate Fashion in Frankfurt am Main. Mit ihrer Fokussierung auf ein Segment kleidet die kreative Geschäftsfrau mit ihren Business Outfits Mitarbeiter von Luxushotels, internationaler Hotelketten und Kreuzfahrtreedereien ein. Ihr Beispiel zeigt, dass Zuversicht, Optimismus und Kühnheit die richtige Mischung für Erfolg sind.
Simone Plitzko erkannt vor gut zehn Jahren das enorme Optimierungspotential bei Berufskleidung. Mit ihrem innovativen Ansatz, exzellentes Design mit herausragender Funktionalität in der Berufsbekleidung zu verbinden, betritt sie damals Neuland. In der Spezialisierung auf Corporate Fashion findet sie ihre Nische, die sie inzwischen marktführend ausübt. Überzeugt von Idee und Konzept der jungen Designerin gibt ihr ein Frankfurter Hoteldirektor 1999 eine Chance und den Auftrag, seine 250 Mitarbeiter neu einzukleiden. Die kreative, professionelle und erfolgreiche Umsetzung spricht sich herum. Heute entwirft Simone Plitzko Kollektionen für zwei von drei Hotel-Neueröffnungen im Luxussegment in Deutschland und Europa. Mit ihrem 6-köpfigen Team realisiert sie jährlich 50 Kollektionen mit bis zu 30.000 Kleidungsstücken und Accessoires. Ihre Kundenliste liest sich wie ein Who is Who der Luxushotellerie: The Savoy London, Brenner`s Park Hotel & Spa Baden-Baden, Mandarin Oriental, Jumeirah Hotels & Resorts, Schloss Elmau, außerdem Kreuzfahrtschiffe wie Sea Cloud, TUI Cruises und Privatyachten.
Plitzko-Kollektionen sind Premium-Produkte aus nachhaltigen Stoffen und Zutaten, an deren Weiterentwicklung und Optimierung sie permanent arbeitet. Die Designerin lässt ausschließlich in Europa (Italien, Frankreich, Polen, Deutschland) fertigen. Bereits während des Studiums gewann die junge Designerin Preise und Wettbewerbe und sammelte erste Praxiserfahrung mit Designaufträgen namhafter Modelabels. Was sie dort jedoch stört, ist die Kurzlebigkeit. Mit ihrer Corporate Fashion entwirft Simone Plitzko heute Mode auf Dauer.
Die deutsche Ehrenjury ‚Prix Veuve Clicquot‘ wählt die Unternehmerin des Jahres 2012
Christiane Arp – Chefredakteurin Vogue / Vogue Business
Frank Dopheide – Geschäftsführender Gesellschafter Deutsche Markenarbeit GmbH
Gabriele Fischer – Chefredakteurin brand eins
Lutz Goebel – Präsident des Verbandes Die Familienunternehmer – ASU
Karen Heumann – Partner, kt
Dr. Andreas Jacobs – Verwaltungsratspräsident Jacobs Holding AG / Barry Callebaut AG
Alexandra Knauer – Vorjahrespreisträgerin / Eigentümerin und Geschäftsführerin Wissenschaftliche Gerätebau Dr. Ing. Herbert Knauer GmbH
Dana Schweiger – Mitgründerin KAIORIZE GmbH und bellybutton International GmbH
Ursula Vierkötter – Geschäftsführerin KaDeWe
Wir beneiden die Juroren für die diesjährige Auswahl nicht, denn jede der Finalistinnen hätte den ‚Prix Veuve Clicquot verdient! Wir sind gespannt, wer es wird.