Nicht jeder Wandel beginnt mit einem großen Versprechen. Manche beginnen leise – mit Material, Geduld und einer klaren Vorstellung davon, was Qualität wirklich bedeutet. Bei Gmund Papier ist Nachhaltigkeit kein Trend, sondern Teil der eigenen DNA. Eine Haltung, die sich nicht erklären muss, sondern sichtbar wird: im Papier selbst.
Die Papiermanufaktur am Tegernsee gehört seit Jahrzehnten zu jenen Unternehmen, die lieber investieren als inszenieren. Dass Gmund Papier dafür nun mit dem Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2026 in der Kategorie Papier, Karton und Pappe ausgezeichnet wurde, ist weniger Anlass zur Selbstfeier als eine Bestätigung eines Weges, der lange vor Nachhaltigkeitssiegeln begonnen hat.

Ein Standort, der kein Zufall ist
Gmund am Tegernsee ist kein Ort für schnelle Skalierung. Es ist ein Ort für Präzision, Handwerk und langfristiges Denken. Genau hier entwickelt Gmund Papier seit Generationen Papiere, die Designanspruch und ökologische Verantwortung verbinden – nicht als Gegensätze, sondern als Einheit.
Bis zu 75 Prozent des Energiebedarfs deckt das Unternehmen aus eigenen regenerativen Quellen wie Wasserkraft, Sonnenenergie und Kraft-Wärme-Kopplung. Der restliche Strom stammt aus zertifiziertem Ökostrom. Frischwasser wird mithilfe einer modernen Ozonreinigungsanlage mehrfach im Produktionsprozess genutzt. Kreisläufe sind hier kein Schlagwort, sondern betriebliche Realität.
Papier neu gedacht: Material als Statement
Besonders sichtbar wird dieser Anspruch im Material selbst. Gmund Papier arbeitet seit Jahren mit alternativen Pflanzenfasern und hat Kollektionen aus 100 Prozent Hanf, 100 Prozent Recyclingbaumwolle oder der Linie Gmund Mother Earth entwickelt. Diese Materialien reduzieren den Einsatz klassischen Holzzellstoffs – und eröffnen zugleich neue ästhetische Möglichkeiten.
Das Ergebnis sind Papiere, die nicht nur nachhaltig sind, sondern Charakter haben: spürbar, strukturiert, eigenständig. Dass Gmund Papier heute nicht nur von Designern, sondern auch von anspruchsvollen Marken für hochwertige Kundenmagazine gewählt wird, ist kein Zufall. Wer auf Papier aus Hanf, Baumwolle oder Recyclingfasern setzt, entscheidet sich bewusst gegen Austauschbarkeit – und für ein haptisches Erlebnis, das Werte transportiert. Gerade im Premiumsegment wird Material so wieder zum Teil der Markenidentität.
Ästhetik und Verantwortung – kein Widerspruch
Was Gmund Papier von vielen Nachhaltigkeitsprojekten unterscheidet, ist der kompromisslose Qualitätsanspruch. Ökologische Verantwortung dient hier nicht als Ausgleich für gestalterische Abstriche. Im Gegenteil: Design ist integraler Bestandteil des Nachhaltigkeitskonzepts.
Diese Verbindung aus präzisem Handwerk, technologischer Innovation und ästhetischem Anspruch war ein zentraler Punkt in der Begründung der Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Ausgezeichnet wurde nicht ein einzelnes Projekt, sondern eine konsequente Transformationsleistung.
Unternehmertum mit Langzeitperspektive
Gmund Papier ist ein Familienunternehmen in vierter Generation, heute geführt von Florian Kohler. Nachhaltigkeit wird hier nicht delegiert, sondern strategisch gedacht. Mit Ludwig Kohler, ehemaligem Ministerialdirigenten im Umweltministerium, wird die nachhaltige Ausrichtung künftig noch stärker auf struktureller Ebene verankert.
Der Blick richtet sich dabei bewusst nach vorn: pflanzenbasierte Faserstofftechnologien, neue Materialkreisläufe, weitere Investitionen in Umwelttechnologien. Nicht, um schneller zu wachsen – sondern um besser zu werden.
Auszeichnung als Konsequenz, nicht als Ziel
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis ist für Gmund Papier kein Startpunkt, sondern eine logische Folge. Eine Anerkennung für einen Weg, der zeigt, dass ökologische Transformation dann glaubwürdig ist, wenn sie aus Überzeugung entsteht – und nicht aus Erwartung.
In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit oft laut kommuniziert wird, überzeugt Gmund Papier durch etwas anderes: Konsequenz. Und durch die Erkenntnis, dass Zukunftsfähigkeit nicht mit Verzicht beginnt, sondern mit Haltung.

Papier im Dialog
Ein besonderer Ort des Austauschs ist dabei das jährlich stattfindende Unfolded Festival, bei dem Gmund Papier seinen Anspruch über die Produktion hinaus öffnet. Hier wird Papier zum Denk- und Erfahrungsraum – für Designer, Gestalter und alle, die Material nicht als Oberfläche, sondern als Haltung verstehen. Auch wir blicken mit Interesse auf die nächste Ausgabe, weil sie zeigt, wie konsequent sich ökologische Verantwortung, Gestaltung und Dialog miteinander verbinden lassen.


