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Phänomen Traumtheater: Interview mit Inhaber Harry Owen

Harry Owens spricht über das Erfolgsgeheimnis des Traumtheaters, die Gründe für das Ende, über prominente Weggefährten und verrät, warum Mooshammer damals fluchtartig das Theater verließ!

Harry Owens vom Traumtheater Salome mit Ehepaar Adorf
Harry Owens vom Traumtheater Salome mit Ehepaar Adorf. Fotocredit: Andrè Elbing / Traumtheater Salome

Für viele ist das Traumtheater seit Jahrzehnten ein Inbegriff des Träumens und des Staunens. In der bayerischen Hauptstadt gastierte das Traumtheater 1998 das erste Mal.

40 Jahre Traumtheater Salome

Harry Owens feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Er gründete im Jahr 1980 die Künstlerinitiative „Salome“, die inspiriert von der Welt der Märchen war und dann im März 1982 in Köln Uraufführung feierte. Owens ist auf der einen Seite ein Poet und Träumer, der die Menschen mit seinen Geschichten in den Bann zieht. Auf der anderen Seite ein erfolgreicher Geschäftsmann, der „Salome“ zum Erfolg führte. Er war Trendsetter eines völlig neuen Metiers: eines Traumtheater! Ein Vorreiter von ähnlichen Konzepten wie „Cirque du Soleil“, Wodarz‘ „Pomp Duck & Circumstances“ oder Schuhbeck’s Dinner-Show „Teatro“.

15 Künstler aus aller Welt

Owens, der zeitweise in München und Berlin lebt, hatte große Stars als Publikumsgäste, wie Thomas Gottschalk, Mario Adorf, Heiner Lauterbach, Siegfried und Roy, David Hasselhoff, John Travolta, Klaus Kinski, Rudolf Scharping, Jutta Speidel, Udo Jürgens, Frank Zander, Ivan Rebroff, Willy Millowitsch u.v.m. auf und vor die Traumtheater-Bühne.

Warum hören Sie auf?

HO: „Ich werde dieses Jahr im Dezember 75 Jahre alt. Ich möchte, dass die Menschen das Traumtheater Salome in guter Erinnerung behalten. Ich möchte es nicht an jemanden anderen vererben, da ist mir das Risiko zu groß. Denn es ist ein großes Unternehmen, das ein Höchstmaß an Vorbereitung und an Kreativität erfordert. Es steckt sehr viel Arbeit dahinter. Das sieht der Besucher, der ein Ticket kauft, gar nicht. Man muss wissen, wo geht was und mit wem und man muss improvisieren können. Das Risiko, dass es nicht funktioniert, ist mir einfach zu hoch.“

Sie hatten viele große Stars auf und vor der Salome-Bühne, von Gottschalk bis Travolta. Welches Erlebnis ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

HO: „Da muss ich erst einmal überlegen… Ich vergesse eigentlich nichts, aber es gab so viele wunderbare Erlebnisse. Spontan fällt mir da Rudolph Moshammer ein. Er war 1989 zu Gast. Wir haben damals mit dem Erlös seine Obdachlosen-Hilfe unterstützt. Er saß in der ersten Reihe. Beim Auftritt unseres Kraftakrobaten bekam er aber Angst und ist mit seinem Hündchen, das auf seinem Schoß saß, geflüchtet. Oder Thomas Gottschalk, der einmal verkleidet den Erzähler spielte und das Publikum musste raten, wer das wohl sei. Oder mein Freund Heiner Lauterbach, der den Zaubervogel auf der Salome Bühnen spielte. In guter Erinnerung ist mir auch Joey Kelly geblieben, ein guter Freund von mir. Als zum letzten München Gastspiel unser Truck ausfiel, ist er spontan eingesprungen und hat seinen Truck zur Verfügung gestellt und ist darin, mit den gesamten Requisiten, nach München gefahren.“

Dürfen sich die Stars auch bei dieser Tournee auf prominente Gaststars freuen?

HO: „Es sind ja in Bayern Sommerferien und alle noch im Urlaub (lacht). Im Ernst: Es wird bestimmt einige Gaststars geben. Die Prominenten machen aber Salome nicht aus. Was uns ausmacht, ist das wunderbare Miteinander aller Künstler. Das gemeinsame schöne Spiel.“

Sie werden im Dezember 75 Jahre alt. Wissen Sie schon, wie sie diesen Tag verbringen werden. Auf der Bühne?

HO: „Natürlich, ich werde als Poet und Märchenerzähler auf der Bühne stehen! Vom elften auf den zwölften Dezember wird es in München deshalb eine Geburtstagsparty geben, zu der sich schon viele Freunde angekündigt haben.“

Viele Fans werden traurig über das Ende sein. Schwingt bei Ihnen nicht etwas Wehmut mit?

HO: „Ich lebe nicht von der Erinnerung. Es gibt ja noch viel zu tun. Ich möchte mein Buch, das ich begonnen habe, fertig schreiben. Es geht darin darum, den Menschen Lebensweisen aufzuzeigen. Das mag abgedroschen klingen, ist es aber nicht. Es ist wichtig, aufzustehen wenn man gefallen ist. Auch ich habe in meinem Leben nicht nur die Höhen, sondern auch die Tiefen erlebt. Und ich liebe die Berge und das Meer. Dort möchte ich gerne mehr Zeit verbringen. Ich bleibe natürlich dem Schönen nach wie vor verbunden. Denn ich werde mich danach voll und ganz meiner 1991 gegründeten Akademie der schönen Künste widmen, um mit jungen Künstlern neue Darstellungsformen für die Bühnen zu entwickeln und mich der Förderung junger Künstler widmen. Denn was gibt es Schöneres, als jungen Menschen zu zeigen, was sie eigentlich selber können, um so später selbst andere Menschen zu begeistern und zum Träumen zu bringen? Mit Künstlern der Akademie wird es auch weiterhin Auftritte in den Theatern und Spielhäusern der kleineren Städte geben. Denn die jungen Menschen müssen die Gelegenheit haben, ihr Können vor Publikum zu zeigen.“ Eine alte Theaterweisheit – im Kleinen üben um im Großen zu glänzen.

Viele der jungen Leute schauen kein fern mehr und gehen kaum ins Theater, denn sie leben mit den sozialen Medien und in der Welt des Internets. Hat das auch etwas mit dem Aus zu tun?

HO: „Es ist kein AUS, es ist eine Zeiterscheinung, in der man sich aber immer wieder besinnt.Wenn man stundenlang im Internet surft, dann vergisst man natürlich die Zeit. Aber viele der Kinder, die damals mit ihren Eltern kamen, sind heute erwachsen und kommen mit ihren eigenen Kindern. Das Gefühl an sich wird sich niemals verändern, solange unsere Erde sich dreht.Und auch die Liebe und die Leidenschaft, sie sind ewiglich. Das Besondere bei uns ist, dass die Menschen auch nach dem Schlussapplaus noch überwältigt sitzen bleiben. Da springt keiner sofort auf und rennt aus dem Saal – ich sehe das von der Bühne aus. Und ganz zu Beginn, wenn die imaginären „goldenen Äpfel der Phantasie“ über dem Publikum schweben, findet der Mann bewegt die Hand seiner Partnerin – und umgekehrt. Das Traumtheater Salome ist ein wunderbares Gefühl, das in der heutigen Zeit vielen Menschen fehlt. Dieses Gefühl, die wunderbare Welt der kleinen Gesten – das muss etwas von der Magie unseres Lebens sein und sicher auch das Erfolgsgeheimnis unseres Traumtheater Salome.“

Text: Andrea Vodermayr

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