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St. Moritz: Jacuzzi auf Berggipfel, Club 8848 und zukunftsweisendes Gletscherrettungsprojekt

St. Moritz hatte schon immer viele Gesichter. Im Sommer kann man hier wunderbar Golf spielen und im Winter hat man mit fünf Dreitausendern das beste Skiparadies vor der Tür. Doch der Klimawandel lässt die Gletscher schneller schmelzen als bisher prognostiziert. Dass das ewige Eis nicht ewig währt, ist ein weltweites Problem. Eine Schweizer Innovation könnte schon bald das Abschmelzen der Gletscher um etwa 50 Jahre verlangsamen und weltweit als Lösung gegen die drohende Wasserknappheit in Regionen wie dem Himalayagebirge oder den Anden eingesetzt werden. Letzte Woche wurde die innovative Anlage im Oberengadin in Betrieb genommen. Damit können wir mit guten Gewissen auch über Skitouren und Jacuzzi auf 3.000 Metern berichten 🙂

St. Moritz mit Hausberg Diavolezza
Jacuzzi auf 3000 m ü. M. auf der Diavolezza, was so viel wie Teufelin heißt. Fotocredit: Gian Giovanoli

Ob Corvatsch, Diavolezza oder Lagalb – die Berge um St. Moritz bieten etwas für alle Winter-Typen! Für eine Tagestour bietet sich zum Beispiel als Start auf der Corvatsch Mittelstation ‚Furtschellas‘ mit einer wunderschönen Abfahrt zur Alp Surlej an. Dann führt einen das Schnee-Abenteuer auf den 3.303 Meter hohen Corvatsch und auf die legendäre Hahnenseeabfahrt, welche über neun prickelnde Kilometer nach St. Moritz Bad führt. Danach geht’s auf die andere Talseite hoch zum Piz Nair, bevor die Snow Safari nach einer langen Abfahrt in Celerina endet. Die Bilanz am Ende des Tages: 4444 Höhenmeter und 88 Pistenkilometer.

Jacuzzi mit Sternstunden: Berghaus Diavolezza

Wenn die letzte Bahn ins Tal fährt, kehrt auf fast 3.000 Metern über Meer himmlische Ruhe ein – im wahrsten Sinn des Wortes. Die Stille, die glasklare Bergluft und der atemberaubende Sternenhimmel – ein wahrer Genuss, den man sich auch im höchstgelegenen Jacuzzi des Landes zu Gemüte führen darf. Nach einem feinen Essen im Berghaus der Teufelin – so die Bedeutung des romanischen Wortes Diavolezza – kuschelt man sich ins warme Bett und freut sich auf die nächsten Gipfelstürme!

St. Moritz bietet Mount Everest Feeling
Clubmitglieder wird, wer die Mount Everest Höhe in der Schweiz schafft! Club 8848 auf der Lagalb. Fotocredit: Frederico Sette

Für alle, die es wirklich wissen wollen: Club 8848 Challenge

Der legendäre “Club 8848 – Piz Lagalb – Mount Everest”, gegründet 1970, zählte einst tausend Mitglieder, darunter der damalige kanadische Premierminister oder der Schah von Persien. Rund 40 Jahre später wurde dem Lagalb-Club neues Leben eingehaucht. Mitglied wird, wer elfmal innerhalb eines Tages die Abfahrt von der Bergstation absolviert und viermal zu Fuss von der Bergstation zum Piz Lagalb hochsteigt. So überwindet man die namensgebenden 8848 Höhenmeter – die Höhe des Mount Everest! Das Retro-Feeling überkommt einen übrigens nicht nur während der Challenge, sondern auch im heimeligen Bergrestaurant. Hier finden die regelmässigen Treffen des Clubs der echten Abenteurer statt. Himalaya-Feeling im Oberengadin!

Testanlage gegen Gletscherschmelzen

Was tun, wenn der Gletscher, der die Wasserversorgung sichert, zu schnell schmilzt? «Für mich ist heute ein historischer Moment. Die Schnei- und Ice-Stupa-Testanlage an der Talstation Diavolezza ist in Betrieb und läuft», sagt Glaziologe und Kopf von MortAlive, Felix Keller aus Samedan, zufrieden. Von ihm stammt die Idee vom Schmelzwasserrecycling. Fotocredit: Mayk Wendt

Eines der bedeutendsten Projekte zum Thema Klimawandel und Gletscherschmelze hat einen großen Fortschritt erzielt. Am 11. Februar 2021, wurde die neue Schneiseil- und Ice-Stupa-Testanlage an der Talstation Diavolezza im Oberengadin/Schweiz erstmals in Betrieb genommen. Dr. sc. nat ETH Felix Keller, Glaziologe und Experte für Schnee und Permafrost, setzt damit einen weiteren Meilenstein im Gletscherprojekt MortAlive. Mit der Anlage könnte nicht zum einen das Abschmelzen des Morteratschgletschers verlangsamt werden. Außerdem kann die existenzbedrohenden Wasserknappheit in Gebirgsregionen gelindert werden.

Die Endversion soll schließlich ohne elektrische Energie laufen. Sie wird mit einem höher liegenden See, der sich am Persgletscher bilden wird, verbunden. Die Hochschule Luzern hat in Zusammenarbeit mit den Firmen Barholet und Bächler Top Track das Schneiseil mit fünf Düsen entwickelt, da herkömmliche Beschneiungsanlagen mit Lanzen aufgrund des sich bewegenden Untergrund (Gletscher oder Permafrost) nicht eingesetzt werden können.

Über 1.000 Millionen Menschen weltweit von Gletscherwasser abhängig

«Solange Schnee auf dem Eis liegt, ist es geschützt. Denn Schnee reflektiert die einfallende Sonneneinstrahlung und isoliert vor warmen Sommertemperaturen», erklärt Felix Keller. Neben dem Schneiseil entsteht auch ein sogenannter Ice-Stupa. Ice Stupas wurden im Himalaya-Gebiet in Indien erfunden. Dort kommen sie zur Bewässerung im trockenen Frühjahr zum Einsatz. Dort sind laut einer Studie des Wissensmagazins «Nature» 221 Millionen Menschen direkt, und 800 Millionen teilweise, auf Gletscherwasser angewiesen. Die Ergebnisse der Schnei- und Ice-Stupa-Testanlage könnten für sie existenziell sein.

Läuft alles nach Plan, könnte schon nächsten Winter eine Anlage auf dem Corvatsch über Permafrostboden installiert werden.

«Unsere Kinder und Enkelkinder werden uns nicht fragen, ob wir gesehen haben, was mit den Gletschern passiert, sondern was wir getan oder nicht getan haben.»

Mehr über die Technologie, Wissenschaft und Klima zum Gletscherprojekt MortAlive!

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