Die Freude war gigantisch, als München den Zuschlag zur Ausrichtung der IAA 2021 bekam. Corona war damals nicht bekannt, und der Optimismus war groß, mit neuem Konzept durchstarten zu können. Die IAA Mobility hat gezeigt, dass es mittlerweile auch wieder geht, Großveranstaltungen durchzuführen. Die Durchführung war eine konsequent richtige Entscheidung. Events von solchem Format produzieren Schlagzeilen. Hätte so viel Polizei wirklich vor Ort sein müssen? Unsere Punkte, was an der IAA München stark und schwach war!
IAA Mobility ala South by Southwest
Das neue Konzept mit neuem Namen IAA Mobility ist das, wofür es bereits erfolgreiche Blaupausen gibt, namens SXSW. Das South by Southwest (SXSW) ist eine jährlich im März in Austin, Texas, stattfindende Veranstaltung. Es vereint Festivals, Konferenzen und Fachausstellungen vor allem in den Bereichen Musik, Film und interaktive Medien, Digitalisierung. Zig tausende pilgern aus Deutschland regelmässig dahin. Der Erfolg dieser Veranstaltung scheint keine Grenzen zu kennen. Nur Austin ist nicht München.
Auf die IAA übertragen wurde daraus Automobile Leistungsschau, ein bisschen Festival, ein bisschen Fachkongress und ein bisschen Mobilitäts-Vergnügungspark. Ein Mix aus klassischer Messe, innerstädtischen Erlebniswelt und einer Ausprobier-Route namens Blue Lane dazwischen. In der Theorie so weit sehr gut, in der Praxis wurden dann doch viele Probleme sichtbar.
IAA Blue Lane produzierte unnötiges Verkehrshaos
Zu allererst Münchner Bürger und Pendler welche unter diesem Konzept zu leiden hatten. Sei es die Blue Lane und das grandios herbeigeführte Verkehrschaos, da zahlreiche Autobahnzufahrten gesperrt wurden oder auch der innerstädtische Aufbau gigantischer Autopaläste am Odeonsplatz, Königsplatz, Opernplatz und Wittelsbacherplatz. Die zahlreiche Sperrungen und Behinderungen sowohl für Bürger als auch Läden etc. mit sich brachten.
Neue Automeile Odeonsplatz
Bei Wetter, das nicht hätte besser sein können in der IAA Woche, war der Menschen-Auflauf sehr groß, gerade bei den ganzen Events im Freien. Mann konnte auf Tuchfühlung gehen mit den nagelneuesten Modellen, Porsche bot am Wittelsbacherplatz mit acht Taycan´s den ganzen Tag über Probefahrten an. Mercedes an der Feldherrenhalle spielte die ökologische Geige der Elektromobilität. Ob das Publikum dann auch zu Käufern wird und die Hersteller positives Feedback über den Trubel ziehen, das können nur die Hersteller direkt beurteilen.
Fraglich scheint aber ob im kompetitiven Markt-Umfeld solche kostspieligen B2C Aktivitäten Bestand haben werden ? Wir vermuten eher nein. Wer auf das Messegelände in Riem geht merkt gleich, dass die deutschen Premium Hersteller, BMW, Mercedes, Audi, VW mit Premium Autos der Chinesen konfrontiert werden. Marken wie WEY, nie zuvor davon gehört, Markteinführung kommenden Jahres, mit Software die dt. womöglich überlegen ist, und Qualität die mithalten kann. Aber auch ganze Hallen voller neuer Mobilitätsvarianten wie Bikes, Scooter, Roller – die Liste ist lang, alle warten auf Ihre Käufer.
Direkt am Odeonsplatz haben sich auch neue Marken angesiedelt. Wo einst Nymphenburg Porzellan ihr Geschirr und Porzellan-Kunstwerke verkauften, hat sich die spanische Marke CUPRA den Showroom gesichert. Auch Jaguar Land Rover ist weg und macht den Showroom-Platz frei für die neue kalifornische Marke LUCID.
Aufgrund des guten Wetters wurden viele Gespräche nach draußen verlegt. Die Grünflächen zwischen den Hallen in Riem vermitteln Biergarten-Feeling. Das stützt die Corona-Schutzmaßnahmen und passt zum neuen innerstädtischen Konzept der IAA, das neben dem Messegelände auch Orte in der Stadt einbindet. Vor dem so genannten „Open Space“ bildeten sich mitunter aufgrund der Corona-3G-Kontrollen lange Schlangen.
Odeonsplatz und Wittelsbacher Platz völlig verwandelt
Unser Highlight neben dem CARIAD Stand auf der Messe Riem, war der Open Space von Mercedes vor der Feldherrenhalle/Odeonsplatz. Massive Stahlträger die in 20 cm tiefe Teerplatten eingelassen wurden und einem offenen Stand-Konzept, welches geführte Rundgänge mit fantastischem blick auf Ludwigsstrasse und Feldherrenhalle ermöglichte. Ein starker Kontrast zur historischen Monumentalarchitektur im Hintergrund.
Der Stand von Audi war geprägt durch zahlreiche Vorträge, welche aber mitunter verpufften, da über Tage hinweg die Akustik schlecht war und kaum ein Wort der Sprecher zu verstehen war.
Ganz bodenständig, einfach und zurückhaltend wirkte die VW Präsenz auf der Ludwigstrasse. BMW bespielte logischerweise die BMW Welt, das BMW Museum, war mit einer Visions-Ausstellung vor der Oper präsent und zeigte SkyDiving auf dem Messegelände. Innovativ ist die Marke aber mit der virtuellen IAA, die es der weltweiten BMW Audience erlaubt, die Top-News der Marke im Zeitraum der IAA als virtuelle Ausstellung erleben zu können. Ein Exklusivkonzert von Coldplay lockt die Gäste vor dem Bildschirm.
Es gab natürlich jede Menge Sideevents. Zum Beispiel machte MP Söder Tochter Schlagzeilen, da diese ausgerechnet der Vip Gast eines französischen Herstellers in der Motorworld war.
Viele Demos rund um die IAA werfen Schatten auf die Messe
Mit Spannung und Sorge schaut man auf die Demonstrationen. Die ganze Woche über gab es diese und waren ein permanentes Thema, welches für die Planung der nächsten IAA ernst zu nehmen ist. Tag täglich waren über 4.500 Polizisten im Einsatz. Alleine die Kosten der Polizei in dem Ausmaß gilt es künftig zu vermeiden.
Vermutlich würde dem Verband VDA und den Automobil-Herstellern mehr Empathie gut tun. In Zeiten von Klimakrise, Mega Staus, sozialem Ungleichgewicht, bundesweit einem ganz ganz schwachem öffentlichem Nahverkehr darf man sich zurecht Fragen, warum werden Autos produziert, welche von null auf 100 kmh in 2 Sekunden fahren! Warum werden die Modelle immer noch grösser, schneller und teurer? Warum gibt es keine Neuerungen und Innovationen beim ÖPNV etc.? Größtes Manko der IAA scheint, dass es nicht wirklich gelungen ist, die Vorteile der Elektromobilät und auch die Herausforderungen zu beleuchten und die Bürger abzuholen. Siehe hierzu auch unser Artikel Ladechaos und nicht gehende Ladestationen.
Die Wege der Automobilindustrie bleiben spannend und wichtig
IAA München App mit Schwachstellen
Die IAA Mobility App wurde mit großem Bohey angekündigt, sah aber im Vorfeld und die ganze Event Woche über gleich aus. Keine dynamischen News, welche den Nutzer beim öffnen der App gleich abgeholt hätten. Push Nachrichten, die zum Teil nicht ankamen und Buchungsmöglichkeiten die nicht gingen oder Slots, welche die ganze Woche über nicht verfügbar waren.
Fazit zur IAA München
Positiv
- Das Timing hätte nicht besser sein können. Ein wichtiger Schritt wieder hin zu Events und Aktivität nach eineinhalb Jahren Corona Lethargie.
- Positiv auch die starke Allianz aus Messe München, der Stadt München, dem Land, und dem VDA, welche an vielen Stellen zu spüren war.
Schlecht
- Das Konzept der Blue Lane schien nicht ganz durchdacht. Zahlreiche Renter, die als Zähler engagiert wurden, berichteten, dass diese kaum angenommen wurde. Im Verhältnis zu den negativen Auswirkungen, gab es kaum einen Nutzen.
- Die App glänzte mit ansprechendem Design, hatte aber für uns als IAA Besucher keinen konkreten Mehrwert
Der Veranstalter verschickt Sonntag mittag die Meldung mit folgender Nachricht: ‚IAA MOBILITY als neue globale Plattform für Mobilität etabliert. Insgesamt zählten wir 28 weitere Superlativen in der Pressemeldung, was ein neuer Rekord ist! 400.000 Besucher waren gekommen!
Die deutsche Automobilindustrie, wichtigstes Standbein bei unserem Bruttosozialprodukt, braucht eine Leitmesse und diese Superlativen, um auch in Zukunft die führende Rolle weltweit inne zu haben. Die IAA Mobility 2021 hat aufgezeigt, was in 2023 besser zu machen und zu optimieren ist – die Macher werden das sicher genau analysieren. lesen sie auch Lynk Auto Abo eröffnet Lynk Club in München
Mobilität Quick Facts IAA München:
Artikel von Yvonne Wirsing und Jürgen Mayer