Nicht nur am Münchner Nockherberg gibt es das traditionelle „Derblecken“, sondern auch am herrlichen Tegernsee, genauer gesagt im „Herzoglichen Bräustüberl Tegernsee“. Fastenprediger Dort hatten Wirt Peter Hubert und seine Frau Caterina am Mittwochabend zum bereits 12. Mal zum „Tegernseer Starkbierfest“ geladen.
„Nach drei Jahren „ohne“ starten wir nun wieder und machen – mit Verzögerung, aber dafür mit besonderer Begeisterung – das Dutzend voll“, so Wirt Peter Hubert, der mit seiner Frau Caterina nahezu jeden Gast persönlich begrüßte. „Seit 2019 hat sich viel verändert. Tradition hat in Zeiten der Veränderung einen hohen Stellenwert. Und unser Starkbierfest ist eine wunderbare Tradition am Tegernsee.“
Starkbier und starke Rede
Er nahm den Gästen auch die Angst, derbleckt zu werden: „Wenn man nicht vorkommt, dann ist es ja auch wieder nix“, meinte er lachend. Und seine Frau Caterina fügte hinzu: „Wir hatten einen enormen Zuspruch und haben heute rund 400 geladene Gäste hier. Die Gesellschaft des Tegernseer Tals ist heute hier versammelt. Und auch für die öffentliche Veranstaltung morgen haben wir nur noch wenige Restplätze.“
Zum Anzapfen des ersten Starkbierfasses holten die Gastgeber dann auch Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner hinzu. Für diesen war es eine Premiere: „Ich freue mich auf einen schönen Abend, gute Gespräche und nette Leute“, erzählte er.
Bräustüberl Bonus
Dem Derblecken sah er entspannt entgegen: „Ich glaube nicht, dass ich hier drankomme, deshalb bin ich entspannt“, meinte er schmunzelnd. An den Tegernsee und ins „Bräustüberl“ kommt er gerne: „Ich bin hier als Kind schon Boot gefahren“, erzählte er. „Und was ich am „Bräustüberl“ so schätze, ist die Tatsache, dass ein Wirtshaus für jedermann ist, für Jung und Alt.“
Starkbierfest und der Unterschied zu München
Wiesn-Wirt Eduard Reinbold ist Stammgast beim Tegernseer Starkbierfest: „Das Derblecken hier ist härter als das in München“, meinte er. „Und vor allem die Einheimischen erwischt es. Ich bin zwar kein Einheimischer, aber auch ich kam schon dran. Wer zwischendurch auf die Toilette geht, wird beim Zurückkommen derbleckt. Denn das mag der Fastenprediger nicht…“, erklärte er schmunzelnd.
Nach dem Hauptgang – Tegernseer Saibling oder Schweinebraten mit Knödel – kam dann die langersehnte Fastenpredigt. Zwei Stunden dauerte diese, denn nach drei Jahren gab es viel zu erzählen. 200 Stunden hatte Fastenprediger Nico Schifferer dafür investiert, wie er erzählte. Die große Kunst dabei? „Die Balance zu finden! Klar auszusprechen, aber nicht zu verletzen“, erklärte er.
Wer bekam alles sein Fett weg vom Tegernsee?
Vom Bürgermeister über den Landrat bis hin zum Hotelier bekam (fast) jeder sein Fett weg – und viele aktuelle Themen kamen zur Sprache, wie der Krieg und die Krise. Schwerpunkt lag immer auf dem Tegernseer Tal. Ein Beispiel: Die Dreharbeiten zur TV-Serie „Rosenheim Cops“ am Tegernsee: „Hier wird gemordet, denn hier ist es schöner“, meinte er. „Und in Gütersloh weiß wohl keiner, dass der Tegernsee nicht bei Rosenheim liegt.“ Sein Appell zum Ende an die Gäste in diesen Zeiten: „Sind wir dankbar, dass wir hier sein dürfen, und sehen wir dies nicht als Selbstverständlichkeit. Unsere Fragen sind alle lösbar, und nicht begleitet von Gewalt oder Gemeinheiten.“ Er bekam am Ende donnernden Applaus von den Gästen.
„Die Rede war wunderbar, noch besser als erwartet“, lobte Helene Herzogin in Bayern. Ihr persönliches Highlight des Abends: „Viele Freunde zu treffen.“
„Das Starkbierfest ist eine gute Gelegenheit, dass einmal im Jahr alle zusammen kommen“, lobte Hotelier Korbinian Kohler, der ebenfalls in der Rede Erwähnung fand. „Ich persönlich gehe gerne ins Bräustüberl und empfehle es auch meinen Gästen, denn es ist ein bayerisches Urgestein am Tegernsee.“
Unter den Gästen war auch Mode-Unternehmerin Tanja Ehrmann. Sie und ihr Mann Christian Ehrmann übernahmen das Hotel „Egerner Höfe“ in Rottach-Egern, in dem sie die Boutique „Bo Redley“ führt. Sie kam in Begleitung von Anton Halbmayr, dem Hotel-Direktor „Egerner Höfe“, und Gastronomin Angie Schmuck (u.a. „Landgasthof Schmuck“ in Sauerlach).
Wirt Peter Hubert übernimmt Ende April zudem die benachbarte „Schlossbrennerei“, die von den Wirtsleuten umbenannt und als „Schlosswirtschaft Tegernsee“ weitergeführt wird: „Es wird kein zweites Bräustüberl werden, aber genauso schön“, betonte er. „Damit sind wir dann noch ein Stück näher am See.“
Dafür, dass es beim traditionellen Derblecken nicht nur süffisant, sondern auch süffig zuging, sorgte der „Quirinus Bock“ aus dem „Herzoglichen Brauhaus“.
Foto: Andrea Vodermayr