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Halsbandaffaire: ‚Jedes Schmuckstück ist hier ein Unikat!‘

Die Wände in englischem Wedgwood-Blau und an einer Wand ein Bild von einem Halsband, mit welchem ein Skandal um die französische Königin Marie-Antoinette am Hofe ausgelöst wurde sind nur zwei Shop-Besonderheiten, welche sofort erkennen lassen, dass sich hinter dem Schwabinger Laden ‚Halsbandaffaire‘ kein normaler Schmuckshop verbirgt. Inhaberin Christiane Scharrer-Sieb ist Kunsthistorikerin und hat bei renommierten Auktionshäusern gearbeitet bis sie ihrer Schmuck-Liebe mit ‚Halsbandaffaire‚ on- und offline eine Münchner Adresse gegeben hat. Zum Vorteil für alle, welche in Sachen Schmuck auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen sind. Ein Interview über eine außergewöhnliche Schmuck-Passion! 

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Antiker Schmuck ist das Steckenpferd des Münchner Shop Halsbandaffaire!

 

Christiane-Scharrer-Sieb
Christiane-Scharrer-Sieb

Hat Schmuck noch den Stellenwert in der Gesellschaft wie früher?

Christiane Scharrer-Sieb: ‚Schmuck hatte schon immer einen ganz wichtigen kulturhistorischen Aspekt und dieser zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Ob die alten Ägypter, in der Antike oder mit Anbeginn der Neuzeit – durchgängig durch alle Epochen hat man gerne Schmuck getragen, um auch seinem Stand in der Gesellschaft Ausdruck zu verleihen. Schmuck unterlag aber auch gesellschaftlichen Zwängen. Zum Beispiel war es für Frauen aus dem Bürgertum im 17. Jhd., Diamanten zu tragen. Dies war zur damaligen Zeit nur Angehörigen des Adels bzw. der höfischen Gesellschaft vorbehalten.‘

Wie sah es damals mit dem Schmuck als Geschenk aus?

Christiane Scharrer-Sieb: ‚Eigentlich hat man wie heute Schmuck sehr gerne als ‚Liebesgabe‘ verschenkt. Einzige Ausnahme waren damals Ringe, welche als Symbole der Ehe nur unter Ehepartnern verschenkt wurden. In Adelskreisen war es selbstverständlich, dass bei einer Vermählung die Frau immer einen gewissen Anteil an Schmuck als sogenannte Aussteuer mit in die Ehe brachte. Da gab es extra Schmuck-Inventarlisten des Brautschatzes. Oder als z.B. Napoleon 1809 auf Brautschau war, schenkte er Marie-Louise von Österreich wundervollen Schmuck. Der kulturhistorische Hintergrund von Schmuck ist sehr interessant und es macht uns bei der Halsbandaffaire Freude, sich damit detailliert zu beschäftigen.‘

Was ist Ihr teuerstes Schmuckstück derzeit im Laden?

Christiane Scharrer-Sieb: ‚Wir haben im Bereich Antikschmuck z.B. ein sehr exquisites Kameen-Armband, welches aus dem 18. Jahrhundert stammt. Hier bewegen wir uns preislich bei ca. 5.000 €. Der jüngere, bereits getragene Schmuck ist günstiger als beim klassischen Juwelier, da wir damit nicht mehr die erste Handelsstufe sind. Hierbei sind natürlich alle Stücke top gepflegt, aufgearbeitet oder poliert. Zum Beispiel liegt man bei Original Hermès Manschettenknöpfen aus Sterling Silber aus den 50er Jahren unter 500.- €‘

Wird Schmuck mehr on- oder offline gekauft?

Christiane Scharrer-Sieb: ‚2011 haben wir als Schmuckhandel für antiken und modernen Schmuck im Internet angefangen und mussten uns unseren Kundenstamm erst einmal erarbeiten, da online Vertrauenssache ist. Der Laden ist ein ‚Zuckerl‘ für unsere Kunden, da wir uns räumlich sowieso vergrößern mussten und viele Interessierte auch gefragt haben, ob es nicht einen Laden gäbe, um die Schmuckstücke im Original anzusehen. Unsere Schmuckstücke werden sehr sicher und fachgerecht verpackt und kostenfrei versendet. Vorher wird alles sehr aufwändig präsentiert, fotografiert und beschrieben, historisch eingeordnet, alle Materialien genau bestimmt und Größe, Gewicht, Zustand usw. angegeben.‘

Wie beeinflusst antiker Schmuck heute unseren Stil?

Christiane Scharrer-Sieb: ‚Antiker Schmuck ist einzigartig, da die Schmuckstücke exklusive Einzelstücke sind. Das Angebot normaler Juweliere ähnelt sich sehr häufig und bedingt durch die selbenHersteller findet man dort keine Einzelstücke. Antike oder Vintage-Stücke erzählen hingegen ganz oft durch die Verarbeitung, die verwendeten Materialien oder durch ihre Form eine Geschichte und sind damit stilprägend. Viele junge Mädchen tragen erst einmal gar keinen Schmuck oder den dicken Plastik-Armreif, weil der Hollywoodstar XY diesen getragen hat. Dennoch ist es so, dass in diesem Alter Vintage-Schmuck aus den 60er, 70er Jahren wahnsinnig angesagt ist. Zum Beispiel Bettelarmbänder aus den 70ern oder Silberarmreife aus den 60er Jahren, welche perfekt zum Dirndl oder zur Jeans passen.‘

Sie mixen selbst modernen mit antikem Schmuck – Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Christiane Scharrer-Sieb: ‚Klassisch, streng, durchaus mal innovativ, sportlich, elegant.‘

Trifft man Sie auch auf Flohmärkten?

Christiane Scharrer-Sieb: ‚Ich persönlich gehe da nie hin und ich muss auch ehrlich sagen, ich rate jedem davon ab, da dort die Händler zwar viel anpreisen, aber zu wenig greifbar sind. Natürlich kann man das ein oder andere Schnäppchen machen, aber man kann genauso gut reinfallen. Wenn man sich nicht sehr gut auskennt, dann würde ich davon abraten.‘

Wie schwer ist es für Laien, wertvollen Schmuck zu erkennen?

Christiane Scharrer-Sieb: ‚Zu schwierig, deswegen gibt es Gutachter wie mich, welche helfen, ob es sich bei dem verwendeten Material z.B. um echtes Gold oder nur vergoldete Stücke handelt. Bereits im 18. Jhd. stellte man Schmuck aus nicht so teuren Materialien wie Tombak oder Pinchbeck (Art Goldimitat) für eine breitere Bevölkerungsschicht her. Außerdem kann der Laie nicht feststellen, ob die Steine echt, falsch, behandelt oder synthetisch sind. Teilweise wurden auch Glassteine verwendet. Ebenso bei Koralle oder Perlen muss die Echtheit überprüft werden und ob sie fachmännisch behandelt wurden. Dies alles kann man als Laie oft nicht selbst feststellen. ‚

Gibt es auch Fallstricke bei der Aufbewahrung und Pflege von Schmuck?

Christiane Scharrer-Sieb: ‚Ja, sehr viele sogar. Bei antiken Stücken aus dem 18. Jhd. sind z.B. die Steine teilweise foliert, d.h. die Steine sind zwar eingefasst, aber die Fassung von unten komplett verschlossen, weil sich unter dem Stein eine bunte Folie befindet, welche eine gewisse Farbe reflektiert. Wenn in solche Fassungen Wasser oder Feuchtigkeit eindringt , dann wird diese mit der Zeit gräulich-schwarz. Andere Stücke aus Schaumgold sind mit Kitt oder Gips als Stabilisator innen gefüllt. Bei Feuchtigkeit quillt dieser auf und das Schmuckstück kann unter Umständen platzen.‘

Zu Perlen hat man früher gesagt: ‚Perlen wollen getragen sein‘, dies ist auch nur bedingt richtig, denn jeder hat eine andere Art von Körperschweiß. Es gibt Menschen die machen Perlen mit der Zeit kaputt, nur weil sie die Perlen tragen. Perlen sollten auch nie mit Parfum oder Cremes in Berührung kommen – am Besten pflegt man sie, indem man sie einfach nur mit klarem Wasser reinigt, danach abtrocknet und in einem weichen Tuch staubfrei aufbewahrt.

Sie fertigen auch auf Sonderwunsch Schmuck an – welche Vorlaufzeit muss man einkalkulieren, wenn man das Schmuckstück verschenken will?

Christiane Scharrer-Sieb: ‚Das kommt immer sehr stark drauf an, wie aufwändig die ganze Sache ist. Am besten man kommt bei uns im Laden vorbei oder schickt eine Mail, dann können wir mehr über den benötigten Aufwand sagen.‘

Kamee-Anhaenger-Halsbandaffaire
Exquisiter Kamee Anhänger mit Göttin Flora Silber rosé vergoldet, entstand zur Zeit Queen Victorias um 1870 in England.

Juwelenhändler sind ständig auf der Suche nach dem feinsten Diamanten – was ist Ihre Obsession?

Christiane Scharrer-Sieb: ‚Bei der Halsbandaffaire findet man feinste Kameen. Wenn ich auf meinen vielen Reisen ein sehr gut erhaltenes Relief aus Muschel oder Schmuckstein sehe, kann ich nicht widerstehen. Für mich ist eine Kamee der Diamant unter den antiken Schmuckstücken.‘

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