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Lost and Found: Im Fundbüro vom Flughafen München

„Es gibt wirklich nichts, was man an einem Airport nicht verlieren könnte“, weiß Sepp Rankl, der am Flughafen München seit vielen Jahren den Bereich „Lost and Found“ leitet. Unzählige Fundsachen – allesamt am Flughafen verloren gegangen oder vergessene Gegenstände, warten unter seiner Obhut darauf, an ihren rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben zu werden.

Lost and Found: Vom Suchen und Finden

Sepp Rankl vom Fundbüro LOST AND FOUND am Münchner Flughafen.
Sepp Rankl vom Fundbüro Lost and Found am Münchner Flughafen.

Für Sepp Rankl spiegelt sich im breitgefächerten Sortiment der Fundstücke, die sich hier säuberlich in Kisten verstaut auf etliche prall gefüllte Regale verteilen, die ganze Vielfalt des Passagierbetriebs. Da reicht das Spektrum der Fundstücke von  hochwertigem Schmuck, Bekleidung, modischen Accessoires wie Sonnenbrillen und Uhren bis hin zu wertvollen elektronischen Geräten wie Laptops und Smartphones. Von der Kreditkarte bis zum Reisepass und Bargeld in Währungen aus aller Welt.

Vor der Pandemie nutzten täglich über 120.000 Menschen den Flughafen und so manchem passiert dabei ein kleines Missgeschick am Airport. In der Hektik vor dem Abflug bleibt schon einmal ein Gepäckstück stehen. Die Gründe sind vielfältig. Etwa wegen eines Missverständnisses, weil man sich doch darauf verlassen hatte, dass sich der Partner der grünen Reisetasche annehmen würde, während man selbst den großen Koffer schleppt. Nach dem Händewaschen bleibt schnell ein vorübergehend auf dem Waschbecken abgelegter Ring liegen. Und auch bei der Sicherheitskontrolle werden Gürtel oder Armbanduhren, die man zuvor in einer Plastikwanne durch die Kontrollschleuse geschickt hat, anschließend einfach liegen gelassen.

Gepäckstück vergessen? Die Gründe sind vielfältig!

Überhaupt die Sicherheitskontrolle überfordert so manchen Reisenden: Da müssen Flüssigkeiten in 100ml Flaschen in durchsichtigen Plastiktüten verstaut und vorgezeigt werden. Da muss das Kleingeld aus den Hosentaschen in die Plastikwannen wandern und später wieder eingesammelt werden. Da müssen Schuhe ausgezogen und durch das Röntgengerät laufen. Der Laptop wird durch einen Wischtest auf Sprengstoff kontrolliert oder die Spiegelreflexkamera einem Funktionstest unterzogen. Bei der Prozedur achten Reisende in der Regel auf wichtige Dinge wie Bordkarte und Reisepass. Aber dann kommen die Zweifel, hatte ich das Handy nicht in die rechte Jackentasche gesteckt? Und schon ist man bei der Suche so abgelenkt, dass der zusätzliche Einkaufsbeutel, in den man die  Mitbringsel für die Freunde gepackt hatte, stehen bleibt.

Im Fundbüro liegen Freud und Leid beieinander

Irgendwann landet dieser Einkaufsbeutel dann im Fundbüro bei Sepp Rankl, wo  sich eben ein Passagier riesig darüber freut, dass seine am Schalter zurückgelassene Brille wieder aufgetaucht ist. Ein ehrlicher Finder gibt einen verlorenen Schlüsselbund ab. Gleich darauf meldet sich eine verzweifelte junge Japanerin, die ihren Rucksack irgendwo im Terminal stehen gelassen hat. Wird sie ihren Rucksack noch vor dem Abflug nach Tokio zurückbekommen? Wann wird der Autofahrer den Verlust seines Schlüssels bemerken? Vielleicht erst nach dem Urlaub, wenn er zu seinem Auto zurückkehrt?

Persönlicher Einsatz für ein Hochzeitskleid

Im Fundbüro liegen Freud und Leid eng beieinander. Manche Dramen spielen sich hier ab und Rankl erinnert sich beispielsweise an ein Brautkleid, das ein junges Paar in der Aufregung am Flughafen vergessen hatte. Die Braut hatte es extra aus ihrer amerikanischen Heimat mitgebracht und befand sich nach der Ankunft in München bereits auf dem Weg zu ihrer Hochzeit. Erst in Nürnberg bemerkte sie den Verlust und fragte verzweifelt beim Flughafen an. Dort war das festliche Fundstück zwar sichergestellt worden, für eine Abholung am Airport aber hätte die Zeit nicht mehr gereicht. Also setzte sich Rankl kurzentschlossen selbst ins Auto. Schließlich traf man sich zur fristgerechten Übergabe des Kleids an einer Autobahnraststätte – zur großen Freude und Erleichterung des Hochzeitspaares.

Dankesschreiben aus der ganzen Welt

Rankl hat unzählige Dankesschreiben aus aller Welt erhalten und freut sich jedes Mal darüber, wenn ein Fundstück wieder beim Besitzer ist. Verlorene Fundstücke werden direkt im Fundbüro abgeholt oder weltweit nachgeschickt. „Oft handelt es sich um Stücke mit einem hohen ideellen Wert, der Ring, an dem Erinnerungen hängen oder eben das geliebte Kuscheltier, ohne das die kleine Tochter nicht einschlafen kann“, erzählt Rankl.
Rankl hat auch schon so manchen Koffer geöffnet: „Wie eine Visitenkarte ist das jedes Mal, mal schlampig gepackt, mal penibel geordnet, so unterschiedlich wie die Menschen. Man erkennt schnell, ob da jemand geschäftlich unterwegs ist oder von einer Urlaubsreise zurückkommt.“ 

Was manche im Handgepäck so mitnehmen wollen

Ein junger Mann gibt eine Damenhandtasche ab, er hat sie im Terminal auf einer Sitzbank gefunden. Zeit, um seine Personalien aufzunehmen, hat er nicht. Er möchte deswegen nun wirklich nicht seinen Flieger verpassen, auf den ihm möglicherweise zustehenden Finderlohn verzichtet er. Im Fundbüro wird der Inhalt der Handtasche schnell erfasst: Bargeld, Papiere und auch ein spanischer Reisepass, so dass die Besitzerin schnell identifiziert ist. Bei der Durchsicht der Tasche ist den Kollegen des Fundbüros aber auch ein verdächtiges Päckchen aufgefallen. Es entpuppt sich als ein Cannabis-Fund. Kurze Zeit später meldet sich die Dame im Fundbüro und wird zur Klärung des Sachverhalts schon von der Polizei erwartet.
Eine ganze Reihe von Gegenständen wird ohnehin als gefährlich eingestuft und darf aus Sicherheitsgründen nicht an Bord eines Flugzeugs. Einen Klappspaten mit ins Handgepäck nehmen zu wollen, ist vielleicht keine so gute Idee, weil er als Waffe eingesetzt werden könnte. Das gilt auch für die gut verpackten Sägeblätter einer Kreissäge, die unlängst ein Passagier in die Kabine des Flugzeugs bringen wollte. Wegen brennbarer Flüssigkeiten muss auch der Camping-Gaskocher zu Hause bleiben. Motorsägen sind vom Transport grundsätzlich ausgeschlossen, weil sich im Motorraum noch Reste von Benzin befinden könnten. Das betrifft auch originalverpackte Neugeräte, weil die beim Hersteller vor der Auslieferung einen Testlauf absolvieren müssen. „Im vergangenen Juli hatten wir mehr Motorsägen als der Monat Tage hat, insgesamt 43 Stück“, erinnert sich Rankl. „Motorsägen dürfen weder im Handgepäck noch im aufgegebenen Gepäck mit ins Flugzeug. Sie können nur in einer Sonderverpackung als Luftfracht transportiert werden. Und weil das oft teurer ist als der Kaufpreis, werden die Motorsägen beim Check-in-Schalter zurückgelassen und landen irgendwann bei uns. Das gilt übrigens auch für übergroße Gepäckstücke, wie den Fernseher mit Breitwand-Bildschirm, der neulich bei uns einging.“ 

Pro Jahr ca. 70.000 Fundstücke

Die Regale des Fundbüros füllen sich, pro Jahr sind es etwa 70.000 Fundstücke. Gut die Hälfte findet ihren Weg zurück zu ihren Besitzern, wenn sie denn ausfindig gemacht werden können. Das scheint besonders schwierig zu sein bei den unzähligen Jacken und Mänteln, die im Fundbüro auf langen Kleiderständern aufgereiht sind. Oder bei elektronischen Geräten. „Bevor sich Passagiere aus Übersee die Mühe machen, beim Fundbüro des Münchner Flughafens eine Suchanfrage zu hinterlassen, kaufen sie lieber ein Neugerät, denn die Daten sind ja in der Regel auch woanders gespeichert. Und bei uns stapeln sich Handys und Laptops aller Hersteller“, sagt Rankl.

Wie lange verbleiben die Fundstücke am Flughafen München?

Fundstücke werden zunächst ein halbes Jahr am Flughafen verwahrt, dann werden sie – etwa auf Volksfesten in der Umgebung des Flughafens – versteigert. Jedes Mal kommt eine bunte Kollektion höchst unterschiedlicher Fundstücke in die Auktion. Vor allem die eigens für die Auktion zusammengestellten Überraschungskoffer, deren Inhalt den Bietenden verborgen bleibt, erfreuen sich großer Beliebtheit. Moderiert werden die Fundsachen-Versteigerungen von dem bekannten Kabarettisten Alfred Mittermeier, der im Festzelt immer für beste Stimmung sorgt. Ein Teil der Erlöse wird für karitative Zwecke in der Flughafenregion verwendet.
Text: Horst Jahnke

Nächste Auktion, um Lost and Found Dinge zu ersteigern

Die Flughafen München GmbH versteigert am Samstag, den 23. April 2022 in Hallbergmoos Fundstücke, die am Airport vergessen oder verloren und nicht wieder abgeholt wurden. Die Versteigerung erfolgt im Rahmen des Hallbergmooser Volksfestes im Festzelt (Eck Am Söldnermoos/Predazzoallee).
Zwischen 10:30 und 12:30 Uhr können die Fundstücke bereits vorbesichtigt werden. Ab 13 Uhr schwingt der Auktionator Alfred Mittermeier seinen Hammer für die höchsten Gebote.
Die Auswahl an Fundstücken ist wie immer sehr vielfältig und reicht von Modeschmuck bis hin zu Elektroartikeln. Auch dieses Jahr sind wieder „Überraschungskoffer“ dabei. Den Inhalt dieser Koffer dürfen die neuen Besitzer erst nach der Versteigerung erkunden. Spezielle „Themenkoffer“ die beispielsweise ausschließlich Kinderspielzeug oder Kosmetik beinhalten, werden ebenfalls angeboten. Im Bereich Elektronik können Notebooks und Kameras ersteigert werden. Auch Schmuck kommt dieses Jahr wieder unter den Hammer. Wer etwas Ausgefallenes erwerben möchte, kann für einen Rasentrimmer, eine Strandmuschel oder einen Auto-Feuerlöscher bieten.
Die Fundsachen gehen an den Höchstbietenden und müssen anschließend bar bezahlt werden. Ein Teil der Erlöse kommt sozialen Projekten zu Gute.

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