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Die beste Zeit für die Partnachklamm? Interview und Tipps zu Bayerns populärsten Naturdenkmal

Die Luft ist kalt und feucht. Sie riecht erdig. Steile Felswände ragen hoch in den Himmel. Am Fuße der Felsen bahnt sich die wilde, türkisfarbene Partnach ihren Weg durch die enge Schlucht. Die Kulturlandschaft in der Partnachklamm ist durch die wilde Energie des Wassers geprägt, das überall seine Spuren hinterlässt.

Partnachklamm /Partnach in Garmisch Patenkrichen, Klammwarte Leitg Rudi Achtner und Mitarbeiter Alfred Burkhard (Hut) +Sepp Weiss (Helm), bei Inspektion und Aufraeumarbeiten
Partnachklamm /Partnach in Garmisch Patenkrichen, Klammwarte Leitg Rudi Achtner und Mitarbeiter Alfred Burkhard (Hut) + Sepp Weiss (Helm), bei Inspektion und Aufraeumarbeiten. Fotocredit: bayern.by / Bernhard Huber

Die Partnachklamm in Garmisch-Partenkirchen ist seit dem Jahr 1912 für Besucher zugänglich und wurde von Anfang an zum Naturdenkmal erklärt. Inzwischen zählt sie jedes Jahr mehr als 300.000 Besucher, die auf engen Wegen und Tunneln die hohen Felsen entlang wandern. Unter ihnen tost die rauschende Partnach vorbei – über ihnen tropft Wasser von den Felsen. Dabei ist die Partnachklamm zu jeder Jahreszeit begehbar. An heißen Tagen spenden die hohen Felsen Schatten. In der kalten Jahreszeit schafft das gefrorene Wasser bizarre Formationen. Große Eiszapfen hängen dann von den Felsen. Wer besonders viel Ausdauer mitbringt, kann eine Wanderung in den vielen schönen Gebieten rund um die Klamm anschließen. Mit einer gigantischen Aussicht auf die umliegenden Berge.

Rudolf Achtner ist hier Klammverwalter. Ihn faszinieren besonders die vielen Facetten der Klamm: ‚Die Klamm ist zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter anders. An sonnigen Tagen fühle ich mich wie im Grand Canyon – und wenn es dann einmal drei Tage geregnet hat, spüre ich die wilde, pure Natur.‘

Der Klammverwalter sorgt für Sicherheit

Rudolf Achtner hat die Aufsicht über sämtliche Sicherheitsarbeiten in der Partnachklamm. Wenn der 54-Jährige morgens mit seinen Mitarbeitern zur Arbeit geht, weiß er nie, was ihn erwartet. Über Nacht kann sich in der fast 700 Meter langen und 80 Meter tiefen Klamm einiges an Unrat ansammeln, der für Besucher gefährlich wäre. Deshalb gehen er und seine Mitarbeiter regelmäßig die Wege ab und prüfen, ob dort heruntergefallene Steine oder Äste liegen. Schon bevor die Partnachklamm zum Ausflugsziel wurde, war sie wichtig für die Wirtschaft der Region. Ab 1886 wurde die Klamm zum Triften benutzt. Als bei einem großen Windwurf oberhalb der Partnachklamm Hunderte Bäume entwurzelten, wurde das Holz in ein Meter lange Stücke zersägt und in die Partnach geworfen. Von hier aus trieb es flussabwärts Richtung Tal – versehen mit dem ‚Hausmarch‘, ein Erkennungszeichen des Holzbesitzers. Eine gefährliche Arbeit, die jedoch den Transport des Holzes aus dem unerschlossenen Gebiet möglich machte.

Beste Besuchszeit für Partnachklamm

Heute ist die Partnachklamm ein wahrer Besuchermagnet. Wer das Naturspektakel mit seinen unzähligen Wasserfällen voll und ganz genießen möchte, sollte früh morgens oder spät abends in die Klamm, wenn nur wenige Menschen unterwegs sind. Das schönste Licht gibt es dagegen mittags. ‚Zwischen halb zwölf und halb eins, wenn direktes Sonnenlicht in die Schlucht fällt, wird die Klamm in den schönsten Regenbogenfarben angestrahlt‘, empfiehlt Klammverwalter Rudolf Achter.

Rudolf Achter mitten in der Partnachklamm. Fotocredit: bayern.by - Bernhard Huber
Rudolf Achter mitten in der Partnachklamm. Fotocredit: bayern.by – Bernhard Huber

Rudolf Achtner ist es ein besonderes Anliegen, die Tradition der Partnachklamm und das Wissen über ihre Entstehung an die Besucher zu vermitteln. Wenn er kann, noch bis zur Rente.

Wir wird man eigentlich Klammverwalter?

Rudolf Achtner: ‚Die Klammverwaltung ist Teil meiner Abteilung. Ich bin Abteilungsleiter im Markt GarmischPartenkirchen und als ich mit meiner Arbeit begonnen habe, wurde die Verwaltung der Partnachklamm meiner Abteilung zugeteilt.‘

Welche Aufgaben hat ein Klammverwalter?

‚Ich bezeichne mich gerne selbst als Klammgeist bzw. ‚Mädchen für alles‘. Von der Personalführung über Ausschreibungen bis hin zur Internetpräsenz bin ich für alle Aufgaben zuständig, welche die Partnachklamm betreffen. Ich gehe auch selbst in die Partnachklamm und kontrolliere, ob die von mir angeordneten Aufgaben umgesetzt wurden und ob Dienste von den extern beauftragen Firmen durchgeführt worden sind. Ich lasse mich natürlich auch einmal bei meinen Mitarbeitern blicken, um Probleme zu besprechen und Fragen zu klären.

Was war das verrückteste Naturschauspiel, das Sie jemals erlebt haben?

‚Es gab schon öfters verrückte Naturerlebnisse, wenn wir extreme Hochwasserereignisse hatten. Da hat es ganze Bäume durch die Klamm gespült, und das zieht enorme Schäden nach sich. Positive Erlebnisse hatten wir beim sogenannten Eisbruch, wenn im Frühjahr das Eis abtaut. Es ist ein wahnsinnig schönes Schauspiel, wenn beim Eisbruch riesige Eiszapfen herunterfallen und das Wasser in Strömen die Hänge herunterplätschert. Für die Besucher ist in dieser Zeit die Klamm leider nicht begehbar. Bei Wetter-Filmaufnahmen ist einmal eine FullHD-Kamera durch das Wasser zerstört worden, da trotz meiner Warnung keine wasserfeste Kamera verwendet wurde.

Auf welche Schäden müssen Sie denn in der Klamm gefasst sein?

‚In der Klamm sind wir in der freien, wilden Natur. Riskant ist es nur, wenn die Klamm für Besucher geschlossen wird und wir wegen unserer Arbeit oder den Kontrollgängen hineingehen müssen. Dann ist es für uns tatsächlich sehr riskant, weil uns beim Eisbruch auch ein Eisbrocken treffen könnte. Bei Arbeiten und Begehungen trage ich aber meine Schutzausrüstung, zum Beispiel den Helm, und wir haben Spezialklettergurte, falls wir uns anseilen müssen. Damit sind wir gut ausgerüstet. Von daher habe ich auch keine Angst, dass mir etwas passieren könnte.‘

Wieso sollte ich mir die Partnachklamm als Besucher nicht entgehen lassen?

‚Weil wir ein Ganzjahres- und ein Allwetterprogramm sind. Bei uns werden Sie immer nass – egal ob die Sonne scheint oder es regnet. (lacht) Und weil man eine so schöne, wilde, abwechslungsreiche Natur innerhalb von 699 Metern sonst nirgends finden. Die Partnachklamm können Gäste sowohl im Sommer als auch im Winter besuchen.

Welchen Reiz hat die Klamm zu den verschiedenen Jahreszeiten?

‚Die Klamm bietet zu jeder Jahreszeit ein anderes Bild, zum Beispiel durch das bunte Herbstlaub bis hin zu riesigen Eisformationen und Eiszapfen im Winter, wenn die Klamm zugefroren ist. Es gibt also einen besonderen Reiz zu jeder Jahreszeit. Aber auch zu jeder Tages- und Wetterzeit, allein durch den Wechsel des Lichts mit seinen verschiedenen Lichtspielen, inklusive riesigem Regenbogen.‘

Woran sollte man unbedingt denken, wenn man die Partnachklamm zum ersten Mal besucht?

‚Die Klamm ist als Programm für Kleinkinder bis zum Großvater geeignet. Aufgrund der engen Wege können Besucher allerdings mit Kinderwagen, Rollstühlen und sperrigen Gegenständen nicht in die Klamm. Ansonsten müssen sie aber auf nichts achten, auch nicht auf spezielle Schuhe. Festes Schuhwerk ist zwar empfehlenswert, aber keine Bedingung. Ansonsten tropft es ein bisschen. Wen das stört, der sollte eine Jacke anziehen.

Ihr persönlicher Wander-Tipp mit Ausgangspunkt Partnachklamm?

‚Von der Partnachklamm aus empfiehlt sich eine Wanderung zum Eckbauer (1.237 Meter) über Vordergraseck. Über einen Treppensteig und wunderschöne Wiesenhänge geht es über die Almwirtschaft Wetterstein hinauf zum Hotel Vordergraseck. Ein Serpentinenweg führt die Besucher durch den Wald, bis sie schließlich den Berggasthof Eckbauer erreichen. Vom Gipfel aus haben sie einen fantastischen Blick ins Wettersteingebirge. Wer den Rückweg abkürzen möchte, kann mit der Seilbahn wieder entspannt hinunterfahren. Diese schöne und einfache Tour ist ideal für Familien.‘

Wandertipp der Redaktion: Bergschloss zum Schachen

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