Wie sieht der Einzelhandel in der Stadt der Zukunft aus? ‚Wir müssen in unserer Gesellschaft digitale Anwendungen an realen Orten viel stärker gestalten – vor allem im innerstädtischen Einzelhandel‘, sagt Michaela Pichlbauer, Vorständin der Rid Stiftung. Es gibt nur ein Problem: In den Zukunfts-Szenarien der Tech-Unternehmen kommen in den SmartCities Shops kaum noch vor. Alle Welt konzentriert sich auf Themen wie Verkehr, Energie oder Luftverschmutzung – doch der Einzelhandel, welcher das Stadtbild prägt und viele in die Innenstadt lockt, bleibt auf der Strecke? Die Rid Stiftung lud deshalb zu einem ganz anderen Shopping-Talk mit zwei Experten.

Die Digitalisierung von Wirtschaftsprozessen verändert derzeit nicht nur den Einzelhandel, sondern auch unseren städtischen Lebensraum. Hauptgrund, warum wir in die Stadt gehen, ist sicherlich das Erlebnis Shopping! Deshalb holte BETTENRID-CEO Robert Waloßek auch gleich die exklusivste Daune der Welt aus dem Bettenschrank. ‚Bei uns kann man die Daunen anfassen, sie spüren und die Produkt-Eigenschaften sofort erfahren‘ sagt der Einzelhändler. So war er mit auch einer der Ersten, welcher eine ‚Virtuell Reality-Brille‘ im Verkaufsraum integrierte. ‚VR wurde von den Kunden leider nicht angenommen und deshalb müssen wir Raum haben zu experimentieren.‘
Innenstädte verändern sich
‚Wann hätte eine Kirche vor 50 Jahren es notwenig gehabt, Werbung in der eigenen Auslage zu machen, dass es eine ‚Atempause‘ an diesem Kraftplatz gibt?‘, fragte Dr. Frank Danzinger vom Fraunhofer Institut IIS Nürnberg in die Runde. ‚Die Innenstädte verändern sich und Zukunfts-Szenarios gibt es viele‘, sagt der Experte.
Er hatte ein Pilotprojekt – initiiert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft – mit auf den Weg geschickt, ‚Die digitale Einkaufsstadt‘, wo man bewusst nur drei mittelgroße Städte ausgewählt hatte. Grund: Die Stadtplanung hat eine europäische Leitidee ‚Die europäische Stadt‘ mit Stadtkern, Verkehr. Alles wird reguliert, nur die Digitalisierung wurde vergessen‘, sagte Prof. Dr. Klaus Gutknecht von der Hochschule München (elaboratum – New Commerce Consulting).

Bis 2018 lief das Pilotprojekt in Form eines Shoppinglabors mit spannenden Impulsen und dem Ergebnis, dass es Chancen gibt, abseits der großen Marktplätzen auch einen regionalen Marktplatz zu etablieren.
BETTENRID als Shoppinglabor
Neue Technologien (Chats, Connected Homes, Sprachassistenz und vieles mehr) ermöglichen, dass der Händler mehr Berührungspunkte mit dem Kunden hat, als je zuvor. Herausforderungen und Möglichkeiten, die zusammen mit den Kunden und Kundinnen diskutiert und gestaltet werden müssen. Bei BETTENRID hat man bereits experimentiert und will weiter experimentieren. Dr. Michaela Pichlbauer wünscht sich jedenfalls die Idee eines Shoppinglabors auch in München. Die Rid Stiftung bietet verschiedene Förderprogramme an, um dem bayerischen Einzelhandel auch zusammen mit Städten und Kommunen neue Möglichkeiten im Zuge der Digitalisierung aufzuzeigen.
Der Marktanteil des Online-Handels am gesamten Einzelhandel in Deutschland lag im Jahr 2015 bei 10%. Die Prognosen sprechen dafür, dass diese Zahl in den kommenden Jahren steigen wird. Die Konsequenzen daraus sind, dass der stationäre Handel Umsatz- sowie Ertragsprobleme haben wird. Eins ist allen klar: Keiner von uns weiß, wie sich die Zukunft generell verändern wird.