Auffällige Ergebnisse zum Verhalten von Kindern lieferte eine an der TU München durchgeführte Studie. Fachleute für den Bereich Ernährungsmedizin konnten feststellen, dass der Nachwuchs in Zeiten der Pandemie seine Gesundheit vor noch größere Herausforderungen stellt. Schuld daran ist die Tatsache, dass sich die Ernährungsgewohnheiten hier deutlich verschlechtert haben.
Häufiges Naschen beeinträchtigt die Gesundheit
Das Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin (EKFZ) startete an der Technischen Universität München ein Forschungsprojekt, welches das Essverhalten von Kindern während der Pandemie unter die Lupe nehmen sollte. Die Ergebnisse verstärken die Rufe nach Handlungsbedarf – sowohl Bewegungs- als auch Essgewohnheiten der Kinder haben sich verschlechtert. Rund die Hälfte aller Befragten bewegt sich seit Beginn der Pandemie weniger. Obwohl zwar auch mehr Obst gegessen wird, stehen jedoch Kekse, Schokolade und Eiscreme regelmäßig auf dem Speiseplan.
Diese Erkenntnisse konnte das Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa in Erfahrung bringen. Außerdem konnte festgestellt werden, dass Jungs hier stärker betroffen sind als Mädchen. Neben deutlich mehr Süßigkeiten und zuckerhaltigen Softdrinks wurden auch salzige Knabbereien in einem deutlich höheren Ausmaß verspeist. Von den insgesamt 1.000 Befragten Elternteilen von maximal 14-Jährigen Kindern gaben 20 Prozent an, dass ihre Kinder seit Beginn der Pandemie neben mehr Süßigkeiten auch mehr Knabberartikel, Teigwaren und Pizza essen würden.
Wachsender Anteil an übergewichtigen Kindern
Aufgrund jener Entwicklungen stieg auch die Zahl der übergewichtigen Kinder an – speziell die Altersgruppe von 10 bis 12 Jahren war insbesondere davon betroffen. Insgesamt sind auch hier Burschen deutlich stärker vertreten als Mädchen. In diesem Zusammenhang wird auch ein Trend bestätigt, der sich schon seit einiger Zeit etabliert hat. “Zwischen 2000 und 2016 hat sich der Anteil der übergewichtigen Kinder fast verdoppelt. Im Vergleich zu 1975 sind heute zehn Mal so viele Mädchen und zwölf Mal so viele Jungen übergewichtig”, schildert Silke Yvonne Frühauf, Ernährungsberaterin für das Portal Sternefood. “In Deutschland waren 2016 insgesamt 26,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen von fünf bis 19 Jahren übergewichtig – eine Steigerung um 37 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990”.
Abgesehen von der heutzutage einfacheren Zugänglichkeit von Fast Food und Co. spielt allerdings auch die soziale Schichtung eine wesentliche Rolle. Kinder von Eltern mit hohem Bildungsabschluss seien weniger von der Problematik betroffen – 25 Prozent aller Kinder, deren Eltern einen Hauptschulabschluss besitzen, zeigten ein höheres Gewicht auf. Professor Dr. Berthold Koletzko, Kinderarzt an der Uniklinik München fordert in diesem Rahmen stärkere, gesellschaftliche Ansätze. “„Man sollte das nicht alleine den Eltern überlassen, gerade die Schulverpflegung ist ein wichtiger Faktor.“
Auch die Bewegung leidet
Im Rahmen der durchgeführten Studie konnte außerdem festgestellt werden, dass auch die Bewegung der Heranwachsenden leiden würde. Etwa zwei von fünf Elternteilen gaben an, dass sich ihre Kinder in Zeiten der Pandemie deutlich weniger bewegen bzw. sportlich betätigen würden. Speziell im Alter von 10 bis 14 Jahren wurde dieses Phänomen erkannt.
Diesbezüglich würden die Kinder allerdings vor großen Herausforderungen stehen. Kontakt- und Bewegungsmöglichkeiten sind stark eingeschränkt und auch in Schulen und Kindergärten führen viele Veränderungen zu teilweise ungünstigen Rahmenbedingungen. Lediglich Kinder unter sechs Jahren, die außerdem in ländlicher Umgebung und mit Geschwistern aufwachsen würden, zeigten einen ähnlichen Bewegungsumfang wie vor der Pandemie.