Freitag , April 26 2024
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Sieben Sichtweisen zum Thema Vertrauen

MEISER’S MORE – Kolumne von Dr. Hans Christian Meiser zum Thema Vertrauen

Dr. Hans Christian Meiser, Kolumnist bei Exklusiv München, ist Philosoph, Psychologe, Publizist und Programmdirektor von Radio 39. Denken und Sport sind seine Leidenschaft.
Dr. Hans Christian Meiser ist Philosoph, Psychologe und Publizist. 

KONTROLLE IST GUT, VERTRAUEN IST BESSER

Das ‚Jahr des Vertrauens‘ machte Station in München

Im Interimshotel „The Lovelace“ fand kürzlich eine denkwürdige Veranstaltung statt: ‚Vertrauen und Medizin‘ – ein offener Dialog im Rahmen des „Jahr des Vertrauens“, das von der Karl Schlecht Stiftung, der St. Leonhards Akademie, der Universität Tübingen, dem Weltehtos Institut und Radio 39 (Ende 2018 eingestellt) ins Leben gerufen wurde.

Die Berliner Philosophin Barbara Strohschein erklärte am „medizinischen Aschermittwoch“ den ca. 200 Gästen, wie sehr Vertrauen die Wurzel dessen ist, was wir in der Wirtschaft, in den Medien, in der Politik und eben auch in der Medizin tagtäglich erleben. Und der Literaturprofessor Jürgen Wertheimer gab zu verstehen, dass ohne ein gewisses Maß an Vertrauen Beziehungen, egal welcher Art, keinerlei Bestand haben könne. Die Demokratie, so das Credo aller Beteiligten, bedarf des Vertrauens, um die Gesellschaft vor Fanatismus und anderen Auswüchsen zu schützen. Es muss deshalb immer wieder neu um Vertrauen und Verständnis geworben werden. Dass die moderne Welt gegenwärtig eine Vertrauenskrise durchmacht, dürfte jedem einleuchten, egal ob er sich mit dem Thema „Diesel“, „Donald Trump“ oder „IS-Staat“ beschäftigt. Die Voraussetzung für Vertrauen ist Anerkennung – das gilt für Einzelpersonen genauso wie für komplexe Gebilde. Fehlt die Anerkennung, tritt Kränkung ein – und diese macht, wie das Wort schon sagt, krank.

Beim ersten 'Medizinischen Aschermittwoch' im Lovelace-Hotel ging es um Vertrauen
Der erste ‚Medizinische Aschermittwoch‘ im Lovelace-Hotel.

EXPERTEN DISKUTIEREN

Diese Erkenntnis stellte die Ausgangslage dar, auf der die Leitende Ärztin beim ADAC Dr. Alexandra Schmid, der Psychoneurolimmunologe Prof. Christian Schubert, die Schauspierlerin Monika Baumgartner, der leitendes Redakteur der SZ Dr. Werner Bartens und der Arzt und Gesundheitspolitiker Dr. Ellis Huber heftig diskutierten.

Es ging um Vertrauens-Fragen wie …

Warum vertrauen wir Ärzten?
Was wünschen wir uns eigentlich von einem Arzt?
Können wir unseren inneren Kräften vertrauen?
Wie sieht das Bild von einem guten Arzt aus?
Wie kann eine menschliche Medizin und ein gutes Gesundheitssystem dauerhaft etabliert werden?
Und: Welche Patienten braucht das Gesundheitswesen überhaupt?

Man kann sich leicht vorstellen, dass die Auseinandersetzung lebhaft war, nicht nur hinsichtlich der Ansichten der Referenten, sondern auch wegen der Beiträge des Publikums, das in so genannten „Murmelgruppen“ angehalten war, sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen, bei der u.a. die Frage erörtert wurde, wie das bestehende Gesundheitssystem verbessert werden könne, damit die „Arznei des Vertrauens“ zu Wirkung kommt. Monika Baumgartner („Der Bergdoktor“, „Rosenheim Cops“) war wohl die größte Kritikerin des gegenwärtigen Systems, was kein Wunder ist, wurde sie doch mehr als ein Jahrzehnt völlig falsch behandelt. Wie soll da noch Vertrauen in die Medizin respektive in die Ärzteschaft bestehen? Umso heftiger fielen ihre Worte aus. Zurecht? Zu Unrecht?

Ein Leistenbruch wurde bei Schauspielerin Monika Baumgartner viel zu spät erkannt.
Ein Leistenbruch wurde bei Schauspielerin Monika Baumgartner viel zu spät erkannt.

VERTRAUEN VS. ZWEIFEL

Es wurde schnell klar, wo die Schwachstellen des Systems liegen. In der Ökonomisierung des Gesundheitswesens. Dieses sollte eben kein Betrieb sein, des nach wirtschaftlichen Kriterien funktioniert, sondern eher auf Grundlage der seelischen und körperlichen Fürsorge. Und diese lassen sich nicht kommerzialisieren. Auf der anderen Seite kostet das Gesundheitswesen eben Geld – und wir haben in Deutschland (verglichen mit anderen europäischen Ländern wie z.B. Italien) ein grandioses Gesundheitssystem. Es darf aber gerade in diesem Bereich, der eine spannende Mesalliance aus Forschung und Idealismus darstellt, der Profit nicht an erster Stelle stehen, sondern das Wohl und die Gesundheit der Patienten.

So kommen auch immer mehr Krankenhäuser auf die Idee, sich in „Gesundheitszentrum“ umzubenennen – ein Ansatz, der hoffen lässt. Da zudem die Zusammenhänge zwischen Krankheit und Gesellschaft (Stichworte: Vereinzelung, Alterseinsamkeit) immer mehr evident werden, gibt es eine Reihe von neuen Ansätzen der individuellen wie auch der kollektiven Therapie. Dennoch ist das Misstrauen in die Gesundheitspolitik und das Ärztewesen (Stichwort: Bürgerversicherung) nach wie vor vorhanden und viele fragen sich, wie aus diesem ein gegenseitiges Vertrauen entstehen kann.

Dr. Ellis Huber, der Leiter der St. Leonhards Akademie, brachte es auf den Punkt: „Es ist eine Aufgabe der Politiker, der Ärzte, der Führungskräfte der Wirtschaft, der Medienvertreter. Vertrauen kann man in Beziehungen, vor allem dann, wenn die Beteiligten offen miteinander umgehen, sich gegenseitig als Persönlichkeiten wahrnehmen und respektieren, und man gemeinsam handelt. Vertrauen findet dann statt, wenn man sich begegnet, sich austauscht, sich vorurteilsfrei verstehen lernt. Gerade in gemeinsamen Projekten kann das Vertrauen wachsen, so dass auf Dauer das Misstrauen abgebaut wird. Denn nichts ist ungesünder als der Zweifel und der Argwohn.“

Philosophen trafen aufeinander: Hier diskutierte Dr. Hans Christian Meiser mit Barbara Strohstein.
Philosophen trafen aufeinander: Hier diskutierte Dr. Hans Christian Meiser mit Barbara Strohstein.

RAUS AUS DER GEFANGENSCHAFT

Ich denke, dass der alte Satz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ durchaus seine Berechtigung hat. Aber seine Umdrehung „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser“ führt vermutlich zu wesentlich besseren Beziehungen untereinander, zu einem erfolgreicheren Wirtschaften. Und schließlich zu einer Gesellschaft, in der eben nicht jeder jedem misstraut (wie dies u.a. im Dritten Reich oder in der DDR der Fall war, was wiederum perverse Auswüchse wie Gestapo oder Stasi hervorrief), sondern in der die ethischen Grundlagen eines Miteinanders von Menschen in verschiedenen Lebenswelten zu einer neuen Vertrauenskultur führen kann.

Jürgen Wertheimer, der spiritus rector des „Jahr des Vertrauens“ drückt dies so aus: „Wir müssen in immer neuen Gesprächsrunden und Begegnungen unsere Vertrauensantennen neu justieren, müssen leidenschaftlich darüber reden und manchmal auch sprachlos in uns hinein hören – ein anstrengender Prozess, der sich dennoch lohnt, denn eines ist sicher: selbst begründetes Misstrauen lähmt und bindet dich an die Vergangenheit. Aber Vertrauen, selbst gewagtes Vertrauen, zieht dich für Momente aus dem Käfig deiner Ichgefangenschaft und setzt beachtliche Energien frei …

Vielen Dank!

Ihr

Dr. Hans Christian Meiser.

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