Zum 18. Mal wurden private Bauherren auch in diesem Jahr mit ihren Bauprojekten ausgezeichnet. Entscheidend für die KFW Award Bauen-Nominierung ist die richtige Balance aus gelungener Architektur und Erscheinungsbild, Kosten- und Energieeffizienz, guter Integration in das bauliche Umfeld, zukunftsorientierter und nachhaltiger Bauweise, optimaler Raum- und Flächennutzung sowie auch individueller Wohnlichkeit. Ein Münchner Paar überzeugte die KFW Experten!
Der ehemalige Bahnhof in Gräfentonna, nordwestlich von Erfurt, ist bereits 130 Jahre alt und stand 20 davon leer. Gunter Ehe und seine Lebensgefährtin Karsta Schütte revitalisierten den alten Landbahnhof und setzten dabei auf Originalität, Industriebau-Optik und Liebe zum Detail. Die Inneneinrichtung hebt sich besonders durch Möbel, Gegenstände und Dekorationen aus originaler Bahnhofsausstattung ab, die das Paar eigenständig beschafft und restauriert hat. Doch wie kommen ein Münchner Ehepaar zu einem so außergewöhnlichen Ferienhäuschen in Thüringen?
Von einem alten Industriebau träumte der Unternehmensberater Gunter Ehe, 55, schon lang. 2016 wurde der passionierte Radfahrer auf einer Tour durchs Unstruttal in Thüringen fündig: Der alte Bahnhof in Ziegelbau anno 1889 gefiel ihm sofort. Am Ortsrand der 2.000-Seelen-Gemeinde nordwestlich von Erfurt war dieser Bahnhof sicherlich einmal ein Schmuckstück gewesen.
Die Züge fahren immer noch im Zwei-Stunden-Takt, doch von der stark verwahrlosten Station trennte sich die Bahn gern – sie kommt hier ohne Personal und Stellwerk aus.
Gleich mehrere Räume vom Bahnhofsgebäude wurden einfach zusammen gelegt. Wer hätte gedacht, dass Wartesaal, Schalterraum, Stellwerk und Güterschuppen zu so zu einer tollen Wohnlandschaft einmal werden. Die Baukosten pro Quadratmeter beliefen sich auf 1.690 € mit einer Wohnfläche von 227 Quadratmeter. Grundstücksgröße insgesamt: 996 Quadratmeter. Weitere Bilder hier!
KFW Bauen Award Preisträger
Insgesamt wurden sieben Preise in den drei Kategorien ‚Neubau‘, ‚Bestand‘ und ‚Sonderpreis der Jury‘ vergeben. Die einzelnen Preisgelder begannen bei 2.000 bis 7.000 €. Das Münchner Ehepaar schaffte es auf Platz 2 in der Kategorie ‚Bestandsimmobilie‘ mit einem Preisgeld in Höhe von 6.000 €. Das KFW Darlehen setzte sich aus den KfW-Förderprogrammen 430 und 431 sowie KfW-Standard: Sanierung EBS, Denkmal zusammen.
Kategorie Neubau:
Erster Preis (dotiert mit 7.000 EUR)
Der Hamburger Neubau „Stadtfinken“ wurde von den Architekten Oliver Otte, Jan Pietje Witt und Tobias Reinhardt konzipiert und bietet über 140 Bewohnern in insgesamt 22 Stadthäusern einen neuen Wohnraum. Die Wohnanlage orientiert sich an der Typologie des Stadthauses, wird jedoch als Gemeinschaftsprojekt gehalten. Dazu dienen unter anderem ein E-Mobilitätsprojekt, ein gemeinsam genutztes Gästeappartement sowie ein Gemeinschaftsgarten. Der Neubau setzt als Passivhaus energetische Maßstäbe, z. B. durch dachliegende Solarzellen und einem Biogas-Blockheizkraftwerk.
Zweiter Preis (dotiert mit 5.000 EUR)
Im Chiemgau, Schleching, sind zwei neue Häuser in Holzbauweise entstanden. Die Schwestern Anja und Andrea Aicher legten großen Wert auf ökologische Baustoffe und eine regionaltypische Bauweise. Die Dämmung besteht ausschließlich aus natürlichen Materialien, wie Holzfaser und Cellulose. Der Standort zeichnet sich durch ein unverkennbares Alpenpanorama und den nahelegenden Chiemsee aus.
Kategorie Bestandsbau:
Erster Preis (dotiert mit 7.000 EUR)
In Stuttgart, auf einem ehemaligen Weinberg, haben die befreundeten Familien Frey und Roth ein 92 Jahre altes Haus kernsaniert und in zwei offene Haushälften mit Garten umgebaut. Beide Familien achteten besonders darauf, ressourcenschonend zu bauen und natürliche Materialien zu verwenden. Zudem haben sie im Garten des Eigenheims einen alten Weinberg mit Mauern und Treppen freilegen können und haben diesen wieder ins Leben gerufen.
Zweiter Preis der ehemalige Bahnhof in Gräfentonna (s.o.)
Dritter Preis (dotiert mit 3.000 EUR)
Durch die Modernisierung der Cartonnagenfabrik aus dem Jahr 1898 wurde in Solingen Wohnraum geschaffen. Dr. Reinhard Maaß ließ zusammen mit den Kölner Architekten (CatalanoQuiel) aus der ehemaligen Gewerbeimmobilie Loftwohnungen entstehen. Der Industriecharakter wurde beigehalten, indem Mauerwerke, Decken, Stützen und alte Träger erhalten blieben.
Vierter Preis (dotiert mit 2.000 EUR)
Im ostwestfälischen Lage haben das Ehepaar Patrizia und Jochen Ferrara eine verlassene Hofstelle am Rande des Teutoburger Waldes wiederentstehen lassen. Der fast 400 Jahre alte Hof zeichnet sich durch eine idyllische Lage mitten im Landschaftsschutzgebiet und ein denkmalgeschütztes Gefüge aus. Das Ehepaar legte besonderen Wert auf eine energiesparende und nachhaltige Bauweise. Sie setzten auf Eichenholz, eine Holz-Pelletheizung mit Solarunterstützung und eine hauseigene Kläranlage.
Kategorie Sonderpreis der Jury (dotiert mit 5.000 EUR)
In der historischen Altstadt von Werder, am Hang über der Havel, schufen die Architekten Jurek Brüggen und Sebastian Sailer ein modernes „Jahreszeitenhaus“, das im Sommer und im Winter unterschiedliche Wohnmöglichkeiten bietet. Das Projekt zeichnet sich durch ein harmonisches Zusammenspiel von Wohnhaus, Landschaft und benachbarten Gebäuden aus.