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Salongespräch im Hotel Bayerischer Hof München: Geheimnis Charisma

MEISER’S MORE
GEHEIMNIS CHARISMA

Dr. Hans Christian Meiser über das traditionelle Salongespräch im Hotel Bayerischer Hof München
Dr. Hans Christian Meiser, Kolumnist bei Exklusiv München, ist Philosoph, Psychologe und Publizist. Denken und Sport sind seine Leidenschaft.

Eine schöne Tradition bleibt lebendig: Im Dachgarten des Bayerischen Hofs findet vier Mal im Jahr ein von Nina Ruge moderierter philosophischer Salon statt, bei dem Fragen zum Thema „Werte und Orientierung“ von fachkundigen Gästen erörtert werden. ‚Natürliche Autorität oder Charisma – Was ist lernbar?‘ lautete das Motto just an jenem Tag, an dem Meisterkoch Jan Hartwig vom Restaurant „Atelier“ im Bayerischen Hof mit dem dritten Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Seine Chefin, die ebenso charmante wie charismatische Innegrit Volkhardt, konnte sich deshalb beim Salongespräch nicht unter die Gäste mischen, wie sie es sonst gerne tut; sie weilte in Hamburg bei der Sterneverleihung des Guide Michelin.

RAMBO ODER SPIELFÜHRER

Warum ich Frau Volkhardt „charismatisch“ nenne? Nun, sie hat eben das gewisse Etwas, eine besondere Strahlkraft, die einer inneren Haltung entspringt. Das macht sie zur Führungsfigur. Zusammen mit ihren Gästen, der Verhaltensbiologin Dr. Barbara Niedner und dem Futurologen Max Thinius arbeitete Nina Ruge sehr umsichtig heraus, dass es auf der Führungsebene zwei Typen gibt: den „Rambo“ (z.B. Donald Trump), der ohne Rücksicht auf Verluste sein Ego in den Vordergrund stellt, und den „Spielführer“ (z.B. Barak Obama), dessen Autorität nicht eine ist, die sich von oben nach unten vollzieht, sondern die anderen Menschen ihre Freiheit und ihren Selbstwert ermöglicht.

Die Protagonisten des 4. Salongesprächs im Hotel Bayerischer Hof München
Die Protagonisten des 4. Salongesprächs: Nina Ruge mit Dr. Barbara Niedner und Max Thinius. Fotocredit: P.O.A. Sigi Jantz für Hotel Bayerischer Hof

EINE ERLERBARE GÖTTERGNADE?

Die Fragestellung an diesem Abend aber war, ob Charisma erlernbar oder angeboren sei. Von seinem griechischen Wortursprung her bedeutet Charisma „Göttergnade“, ist also etwas, das man hat oder eben auch nicht. Dr. Barabara Niedner meinte indes, dass z.B. bei Primaten charismatisches Führungsverhalten durchaus im Laufe der Zeit erworben werden kann, was auch für Menschen gelte. Viele Persönlichkeiten entfalten ihr Charisma eben erst dann, wenn andere zu ihnen aufblicken. Deshalb hat Charisma immer auch mit den soziographischen Umständen zu tun. Hätte man Altbundeskanzler Helmut Schmidt in eine Wüste ohne jedwede Population gestellt, hätte er wohl kaum seine faszinierende Persönlichkeit entfalten können, weil erstens das zu beeindruckende Publikum gefehlt hätte, und er zweitens mit der ständigen Suche nach Wasser beschäftigt gewesen wäre.

EINDRUCK SCHINDEN

Max Thinius machte darauf aufmerksam, dass viele Unternehmenslenker nur so tun, als würden sie über Charisma verfügen; man muss sie extra schulen, um über die Verbalität und die Körpersprache jene Wirkung zu erzielen, die sie zur Führung ihrer Firma benötigen. Es gibt zudem vor allem in der Welt der Stars nicht wenige Persönlichkeiten, die eben nur scheinbar charismatisch sind, weil sie diese Sogwirkung auf der Bühne entfalten und mit ihm ihr Publikum  beeindrucken. Ansonsten sind auch sie ganz normale Menschen. Oft sind wir es also tatsächlich, die unbewusst andere zum dem machen, was wir uns für uns selbst dann nicht in Anspruch zu nehmen getrauen. Warum eigentlich nicht?

AUSSTRAHLUNG UND ERFOLG

Nina Ruge, Innegrit Volkhardt oder Jan Hartwig leben vor, dass die Spielführerkultur auf einem natürlichen Charisma beruht, das man durchaus täglich erweitern kann. Die Kraft ihrer Ausstrahlung hat eine positive Anziehungskraft, die, setzt man sie zum Wohle anderer ein, die Ausstrahlung noch verstärkt. Vielleicht sollten die Despoten dieser Welt einmal lernen, dass man nur durch Güte in den Herzen der Menschen weiterlebt (z.B. der Dalai Lama oder Papst Franziskus), nicht aber durch Terror und Gewalt (Namen erübrigen sich an dieser Stelle). Dafür muss man kein weltbekannter Mensch sein, das geht auch im Privaten und Stillen, selbst wenn man meint, aus der grauen Masse nicht herauszuragen.

Das war dann auch die Quintessenz des Salongesprächs, wobei leider der Inhalt der Doktorarbeit von Barbara Niedner nicht bekannt wurde. Ihre Promotionsschrift trägt den Titel „Das weibliche Flirtverhalten in den Kneipen von München“ – ein Thema, das vielleicht bei einem der nächsten Salons tiefergehend erörtert werden sollte. Denn gerade hier spielt ja Charisma eine wichtige Rolle: Ist es nötig, um sein Ziel zu erreichen, und wenn ja, wie viel muss man davon einsetzen? Oder ist Charisma bei der Partnerwahl vielleicht sogar störend, weil sich das Gegenüber unterlegen fühlt? Wir freuen uns auf eine Fortsetzung des Dialogs!

Welches sind IHRE Erfahrungen mit dem Thema „Charisma“? Schreiben Sie uns.

Senden Sie uns also bitte Ihre Meinung an: meisersmore@exklusiv-muenchen.de

Ihr Dr. Hans Christian Meiser.

Alle Kolumnen von Dr. Hans Christian Meiser gibt es hier!

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