Ob im eignen Garten, im Schrebergarten oder nur auf dem Balkon, Gärtnern liegt nicht nur in München im Trend. Die Pandemie hat viele Menschen für das Pflanzen, Pflegen und Ernten sensibilisiert. Großstädter suchen natürlich das Gartenglück in der Stadt.
Grün ist gefragt
Das eigene Stückchen Grün wird offenbar für viele Münchner immer wichtiger. Schrebergärten und Krautgärten erleben seit einigen Jahren eine hohe Nachfrage. Auf eine freie Parzelle müssen Interessenten oft lange warten. Auch auf dem Immobilienmarkt ist der Garten ein gefragtes Gut. Und ist der nicht verfügbar, soll es wenigstens ein großer Balkon sein – möglichst in Südlage natürlich, damit alles gut wächst.
Woher kommt diese Begeisterung für das Gärtnern?
Es gibt viele Gründe. Psychologisch betrachtet, tun der Umgang mit Pflanzen und der Aufenthalt im Grünen dem Menschen einfach gut. Besonders gestresste Großstadtbewohner, die viel von Lärm und Hektik umgeben sind, profitieren von der Entschleunigung und Entspannung beim Gärtnern. Auch körperlich tut die Aktivität im Freien schlicht und einfach gut. Dazu kommt das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Der bienenfreundliche Balkon und der ökologisch gestaltete Garten machen die Stadt zu einem lebenswerteren Ort für Mensch und Tier. Und sogar das ein oder andere leckere Obst und Gemüse lässt sich hier auf besonders nachhaltige Weise ernten.
Boom auch im Gartenhandel
Gewächshäuser ansehen und kaufen statt Luxusreisen. Für viele Münchner ist das Gärtnern mittlerweile die liebste Freizeitgestaltung. Und in anderen deutschen Großstädten sieht es nicht anders aus. Klar, dass davon auch der Gartenhandel profitiert. Der Umsatz wuchs hier in den vergangenen Jahren stetig. Allein im Jahr 2020 verzeichnete der Handel mit Pflanzen einen Umsatzrekord von 9,4 Milliarden.
Auch die Nachfrage nach geeigneter Gartenausstattung ist groß, wie die Eröffnung von Deutschlands größtem Showroom für Gewächshäuser zeigt. Und gerade beim Thema Gewächshäuser zeigt sich, welchen Stellenwert der Garten für viele Menschen mittlerweile einnimmt. Die Händler beobachten hier eine veränderte Nachfrage. Das Gewächshaus soll häufig nicht mehr nur einen praktischen Nutzen im Garten haben, empfindliche Pflanzen beherbergen und die Ernte verbessern. Immer mehr ist es auch als Aufenthalts- und Rückzugsort gefragt. Hübsch und geradezu wohnlich soll das Gewächshaus sein. Hier wachsen die eigenen Tomaten heran, aber gleichzeitig ist das Gewächshaus auch ein gemütlicher Ort für den Nachmittagskaffee. Es geht offenbar nicht nur um die Pflanze, sondern auch darum, ihr im wahrsten Sinne des Wortes beim Wachsen zusehen zu können – Entspannung und Entschleunigung eben.
Platzmangel verdrängt die Gärten
So groß der Wunsch nach der eigenen kleinen grünen Oase auch ist, es wird für viele Menschen immer schwieriger, sich diesen zu verwirklichen. Denn auch Wohnraum ist ein gefragtes Gut in Städten wie München. Freiflächen werden deshalb immer häufiger zu Bauland für mehrgeschossige Wohnhäuser. Die Möglichkeiten zum Gärtnern schwinden damit. Ein eigener Garten mit Gewächshaus wird dabei schnell zum unerschwinglichen Luxus. Für Städteplaner, Architekten, aber auch Stadtbewohner bedeutet das eine Herausforderung. Erstere müssen neue Wege finden, Grünflächen auf kleinem Raum in die Städte zu integrieren. Letztere müssen erfinderisch werden, um sich ihre grünen Oasen zu schaffen und zu erhalten.